Wien. Im Hitchcock-Film erlebte sie den puren Horror durch Vögel. Schauspielerin Tippi Hedren hat heute ein inniges Verhältnis zu den Tieren.

Tippi Hedren (85), einst der Star im Hitchcock-Thriller „Die Vögel“, lebt mit einer großen Schar von Raben auf ihrem Gelände im US-Staat Kalifornien. „Ich liebe die Vögel“, sagte die Schauspielerin am Donnerstag in Wien. Die Raben haben an einem Ort eine Heimat gefunden, an dem es auch noch potenziell bedrohlichere Tiere gibt: Sie leben in ihrem privaten Raubtier-Reservat „Shambala“. Bei der Fütterung der Raubkatzen wüssten die schlauen Vögel immer, von welchem Löwen sie Fleischstückchen stibitzen könnten, sagte die Tierschützerin.

Der Anblick der Vogelschar erinnere ein wenig an die Dreharbeiten des 1963 in die Kinos gekommenen Films. „Der Unterschied ist: Sie greifen nicht an.“ In dem Thriller, der Kinogeschichte geschrieben hat, spielte Hedren ihre erste Rolle. Es geht um Attacken großer Vogelschwärme auf ein Dorf und seine Bewohner. In einem Auto mit drei weiteren Menschen will die in ihrer Rolle durch Schnabelhiebe bereits schwer verletzte Tippi Hedren fliehen. Der Zuschauer sieht dann eine unüberschaubare Zahl von wartenden Vögeln.

Schauspielerin Tippi Hedren fühlr sich durch ihre Vögel an die Dreharbeiten erinnert: „Aber sie greifen nicht an.“
Schauspielerin Tippi Hedren fühlr sich durch ihre Vögel an die Dreharbeiten erinnert: „Aber sie greifen nicht an.“ © dpa | Hans Klaus Techt

Der Film war ein spätes Meisterwerk von Star-Regisseur Alfred Hitchcock. Sie sieht ihn zwiespältig. Sie findet nach wie vor jämmerlich, dass er ihre spätere Karriere sabotiert habe, weil sie nicht mit ihm ins Bett habe gehen wollen. „Es war ganz einfach erbärmlich“, sagte Hedren, die Stargast auf dem Wiener Filmfest Viennale ist. Sie könne aber zwischen dem Mann und dem Künstler unterscheiden. „Als Künstler war er einer der größten.“

„Wer möchte Enkelin bei Sex zusehen?“

Überschattet wurde ihr Leben weniger von dem Karriereknick als von einem gesundheitlichen Drama. Konfrontiert mit den Schmerzen ihres zweiten Ehemannes nach einer Nieren-Operation, sei sie im Krankenhaus zusammengebrochen und habe drei Tage im Koma gelegen. Nach dem Aufwachen habe sie jeden Geruchs- und Geschmackssinn verloren gehabt. „Das ist ein furchtbarer Verlust“, erzählte die überzeugte Vegetarierin.

An der Karriere ihrer Tochter und ihrer Enkelin, den Schauspielerinnen Melanie Griffith und Dakota Johnson, nehme sie großen Anteil. Allerdings kenne sie auch Grenzen. Den Erotik-Streifen „Fifty Shades of Grey“, in dem Johnson die weibliche Hauptrolle spielt, werde sie nie ansehen. „Wer möchte schon seiner Enkelin beim Sex zuschauen.“