Harare. Die Wilderer setzen sogar Zyanid ein. Die Beute wird oft nach China verkauft. Elefanten werden wegen ihrer Stoßzähne getötet.

Ihr Tod ist weder kurz noch schmerzlos. Wenn sie an einem vergifteten Salzblock geleckt oder eine präparierte Orange gefressen haben, brechen die Elefanten schon nach wenigen Metern zusammen. Bis der Tod eintritt, vergehen noch qualvolle Minuten, deren Zahl von der Menge des geschluckten Zyanids abhängt. Schließlich rinnt ein wenig Blut aus dem Rüssel der Elefanten. „Ihr Leiden ist entsetzlich“, sagt Dave Dell vom simbabwischen Naturschutzverein „Friends of Hwange“.

Dieser Tage leben die Elefanten in Simbabwes Hwange-Park, dem größten Naturschutzgebiet in dem südafrikanischen Land, wieder besonders gefährlich. Seit Anfang Oktober ist die Zahl der vergifteten Elefanten auf 62 gestiegen. „Zyanidanschläge sind für uns ein riesiges Problem“, sagt der Gründer des „Bhejane Trust“, Trevor Lane.

Die Elefanten werden wegen ihrer Stoßzähne getötet. Ein ausgewachsener Stoßzahn kann bis zu 120 Kilogramm wiegen, wofür auf dem Schwarzmarkt in Asien bis zu 150.000 US-Dollar bezahlt werden. Ein afrikanischer Wilderer muss sich aber mit ein paar Hundert Dollar pro Stoßzahn begnügen.

Anders als vor zwei Jahren, als die Wilderer das Zyanid einfach in ein Wasserloch warfen und damit den beispiellosen Massentod auslösten, gehen die Gangster dieses Mal vorsichtiger vor. Sie präparieren lediglich kleine Salzblöcke, Maiskolben oder Früchte mit dem Gift und töten auf diese Weise mal hier vier und mal dort zwölf der Rüsseltiere: So soll ein erneuter weltweiter Aufschrei vermieden werden. Das Zyanid, das schon die Nazis als Zyklon-B bei der Vergasung ihrer KZ-Häftlinge einsetzten, ist in Simbabwe leicht zu bekommen, weil es auch im Goldbergbau verwandt wird. Das Gift hindert die Zellen an der Aufnahme von Sauerstoff und führt so unvermeidlich zum Tod.

Die Wilderer töten selbst Elefantenbabys, die gar keine Stoßzähne haben

Die Elefanten werden wegen ihrer Stoßzähne getötet. Der Stoßzahn eines ausgewachsenen Elefanten kann bis zu 120 Kilogramm wiegen, wofür auf dem Schwarzmarkt in Asien bis zu 150.000 US-Dollar bezahlt werden. Ein afrikanischer Wilderer muss sich allerdings mit ein paar Hundert Dollar pro Stoßzahn begnügen.

Für Naturschützer sind die Giftanschläge besonders beunruhigend, weil sie völlig willkürlich töten – selbst Elefantenkinder, die noch nicht einmal über Stoßzähne verfügen. Außerdem werden auch ganz andere Tierarten in Mitleidenschaft gezogen: Vor allem Aasfresser wie Geier oder Hyänen, die sich vom Kadaver der vergifteten Elefanten ernähren.

Längst ist die Wilderei nicht mehr auf den Hwange-Park beschränkt. Auch am Kariba-See im Norden und im Gonarezhou-Park im Süden des Landes kam es in den vergangenen Monaten zu Zyanidanschlägen. „Die Vorfälle nehmen täglich zu“, sagt Polizeichef Clement Munoriarwa. „Es gibt immer mehr Fälle, bei denen wir den Einsatz von Zyanid vermuten.“ Als Täter verdächtigt werden immer wieder auch Angestellte der Nationalparks selbst, die sich auf diese Weise offenbar ihr Gehalt aufbessern wollen. In den Personalwohnungen des Hwange-Parks nahm die Polizei vor wenigen Tagen fünf junge Männer fest, die derzeit verhört werden. Die Ermittler hoffen, die Täter auch über den Abdruck ihrer Schuhsohlen überführen zu können. Meist seien die eigentlichen Killer Parkangestellte oder arme Dorfbewohner, will Tom Milliken von der Tierschutzorganisation „Traffic“ wissen. Sie verkaufen die erbeuteten Stoßzähne an afrikanische Mittelsmänner, die wiederum mit in Afrika lebenden Asiaten unter einer Decke steckten.

In Asien wird Elfenbein zu begehrtem Schmuck verarbeitet

Seit sich China Anfang des Jahrtausends verstärkt dem afrikanischen Kontinent zuwandte, nahm die Wilderei auf dem Erdteil sprunghaft zu. In Tansania ging die Elefantenpopulation in den vergangenen fünf Jahren um 60 Prozent zurück. Allein zwischen 2011 und 2013 sollen in Afrika 100.000 Elefanten getötet worden sein.

Anders als das Horn von Rhinozerossen werden die Stoßzähne der Elefanten in China weniger für ihre angeblichen medizinischen Eigenschaften als für ihren ästhetischen Wert geschätzt. Die Elfenbeinschnitzerei gilt als eine der ältesten Handwerkskünste in China: Seit die Chinesen wegen des Wirtschaftswachstums über eine größere Kaufkraft verfügen, ist auch die Nachfrage nach Elfenbeinschmuck gestiegen.

Kaum ein Tag vergehe, an dem nicht über einen in den illegalen Handel verwickelten Chinesen berichtet werde, sagt „Traffic“-Direktor Milliken. Der Regierung in Peking scheinen die Umtriebe ihrer Staatsbürger derweil peinlich zu werden. Sie lieferte jetzt Fahrzeuge und Ausrüstung im Wert von 2,3 Millionen US-Dollar an die simbabwische Parkbehörde, damit diese ihren Kampf gegen die Wilderer intensivieren kann.