Washington. . Bill Gates wurde mit Mirosoft zum Multimilliardär. Am Mittwoch wird er 60. Mit der „Bill & Melinda Gates Stiftung“ will er die Armut besiegen.

Er hat Computer massentauglich gemacht und damit erheblich zur digitalen Weltrevolution beigetragen: Am Mittwoch wird Microsoft-Gründer Bill Gates 60 Jahre alt. Die Welt revolutionieren möchte er noch immer. Oder genauer noch: sie retten. Der mit knapp 80 Milliarden Dollar Privatvermögen zweitreichste Mann der Erde – nur ein spanischer Textil-Tycoon besitzt noch etwas mehr – hat mit sich, seiner Frau Melinda und der ganzen Welt eine Wette abgeschlossen.

Er setzt darauf, dass in 15 Jahren die Kindersterblichkeit nahezu ausgemerzt sein wird und die Zahl tödlicher Krankheiten durch neue Impfstoffe weiter sinkt. Dass Afrika, der große Sorgenkontinent, in der Lage sein wird, sich dank widerstandsfähigeren Saatguts selbst zu ernähren. Außerdem sollen bargeldlose Geschäfte via Mobiltelefon Millionen Menschen zu einem auskömmlichen Leben verhelfen und intelligentere Software das Lernen außerhalb traditioneller Schulen revolutionieren. Und damit die Bildungs- und Aufstiegschancen Hunderttausender.

Mit Windows und Office revolutionierte er das Leben von Milliarden Menschen

Kurzum: Bill Gates glaubt fest daran, dass die Armut in einem Maße abnimmt, wie es die Menschheit noch nicht gesehen hat. So steht es in dem Rechenschaftsbericht, den der Mann, der ganz offiziell William Henry Gates III heißt, im Internet jede Woche über sein Leben fortschreiben lässt. Um die Welt davon in Kenntnis zu setzen, was er mit ihr noch vorhat.

Vor 15 Jahren nabelte sich Bill Gates erstmals ein Stück ab von seiner Firma, die es mit Produkten wie Windows und Office und einer gnadenlosen Vermarktungsstrategie in die Arbeits- und Wohnzimmer von Milliarden Menschen gebracht hat. Damals gründeten er und seine Frau Melinda, eine frühere Microsoft-Angestellte, eine Stiftung. Danach musste die Geschichte der Philantropen neu geschrieben werden. Mit einem Kapitalstock von zuletzt rund 40 Milliarden Dollar und mit 1400 Mitarbeitern ist die „Melinda und Bill Gates-Stiftung“ die weltweit wirkungsmächtigste private Förderin humanitärer Anliegen, an denen einschlägige staatliche und zwischenstaatliche Organisationen regelmäßig verzweifeln.

Gut 30 Jahre später: Melinda und Bill Gates im Jahr 2014. Mit ihrer gleichnahmigen Stiftung streben sie nichts Geringeres als die Abschaffung der Armut an.
Gut 30 Jahre später: Melinda und Bill Gates im Jahr 2014. Mit ihrer gleichnahmigen Stiftung streben sie nichts Geringeres als die Abschaffung der Armut an. © dpa | Andrew Gombert

Mit einem Jahresetat von 1,5 Milliarden Dollar kann die Stiftung mehr Geld ausgeben als die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Knapp 30 Milliarden Dollar sind inzwischen ausgegeben oder verbindlich zugesagt worden. Unter anderem für die Bekämpfung von Malaria, Polio oder Aids in Entwicklungsländern.

Um nicht als Solitär beargwöhnt zu werden, hat Gates, der mit seiner Frau und seinen drei Kindern am Lake Washington nahe Seattle lebt, andere Superreiche wie die Investorenlegende Warren Buffett dazu überredet, ihr ganzes Vermögen nach und nach an die Stiftung abzutreten.

Auch Zuckerberg reserviert sein Geld für einen guten Zweck

Milliardäre wie Mark Zuckerberg (Facebook), Larry Ellison (Oracle) sind ebenfalls dem „Giving Pledge“-Aufruf gefolgt, mehr als die Hälfte ihres Vermögens für den guten Zweck zu reservieren. Bill und Melinda Gates haben testamentarisch verfügt, dass zwanzig Jahre nach ihrem Tod das Geld der Stiftung komplett ausgegeben sein muss. Die Kinder bekommen nur einen kleinen Anteil.

Die Entschlossenheit, mit der das Ehepaar Gates seine Heilmethoden für den Planeten Erde vertritt und aus der eigenen Tasche finanziert, hat die Frage nach der demokratischen Legitimation lauter werden lassen. Niemand hat die freischaffenden Weltinnenpolitiker gewählt. Aber kein Staats- und Regierungschef kann es sich heutzutage erlauben, sie nicht zu empfangen.

Er schaut auf die Welt wie auf einen Businessplan

Kritikern, die anhand von Steuerunterlagen herausgefunden haben, dass die Gates-Stiftung Milliarden in klimaschädliche Industriegiganten wie Exxon oder BP investiert hat, ist die Wucht des „Wohltätigkeitskapitalisten“ nicht geheuer. Gates schaue auf die Welt wie auf einen Businessplan, sagen sie. „Darin kommen Hunger, Seuchen, Analphabetismus und Armut als Störungen der Betriebsabläufe vor.“

Dass Gates geradezu planwirtschaftlich dagegen investiert, die Dividende nicht in Dollar misst, sondern in Überlebenden, ist ihnen suspekt. Ihn stoppen können sie nicht. Bill Gates verfolgt seine Ziele genauso zielstrebig wie in den 70er-Jahren die Verfeinerung der Programmiersprache Basic, die den Grundstein für die späteren PC-Betriebssysteme legte.

Der Mann hat seine Kritiker - doch das ficht ihn nicht an. Unermüdlich kämpft er weiter für die Verbesserung der Welt.
Der Mann hat seine Kritiker - doch das ficht ihn nicht an. Unermüdlich kämpft er weiter für die Verbesserung der Welt. © dpa | Ray Stubblebine