Zeven. Die Polzei hat die fünf Männer festgenommen, die am Montag aus dem Maßregelvollzug in Brauel bei Zeven geflüchtet waren.

Ein gewalttätiger Ausbruch, ein wartender Fluchtwagen und ein Einsatz des Spezialkommandos: Gerade mal 24 Stunden nach ihrem aufsehenerregenden Ausbruch aus dem Maßregelvollzug hat die Polizei fünf Straftäter im ostfriesischen Leer geschnappt. Sie stellte die jungen Männer in der Nacht zu Dienstag in einer Wohnung. Sie ließen sich widerstandslos festnehmen. Wieso die 22- bis 28-Jährigen aus den Maßregelvollzug in Zeven flüchteten und ob sie die Aktion gemeinsam planten, war am Dienstag noch unklar. Die Polizei will sie dazu noch befragen. Fest steht, dass ein Mann und eine Frau die fünf mit einem Auto in der Nähe der Anstalt abholten. Der Wagen führte die Polizei später auf die Spur der Straftäter.

Fluchtwagen wartete schon

Die fünf Männer sitzen inzwischen im Gefängnis. Sie hatten am frühen Montagmorgen auf einer geschlossenen Station des Maßregelvollzugs im Zevener Stadtteil Brauel drei Mitarbeiter überwältigt und ihnen die Schlüssel entwendet. Damit flüchteten sie durch ein Tor auf der Rückseite der Einrichtung. „Ein Mann hat die fünf mit einem Wagen in der Nähe abgeholt“, sagte Polizeisprecher Heiner van der Werp. In seinem Wagen saß auch eine Frau, die zum näheren Umfeld einer der Straftäter gehört. In welchem Verhältnis die beiden zueinanderstehen, wollte van der Werp nicht sagen. Zu siebt fuhren sie in dem Auto nach Leer.

Dabei fielen sie einem Polizisten auf. Er hatte im Vorbeifahren ein Auto mit Leerer Kennzeichen im Wald gesehen. Als die Polizei später die Familien und Freunde der fünf Straftäter überprüfte, entdeckten sie in der Nähe einer Wohnung in Leer ein Auto, das zu der Beschreibung passte. Der Halter gestand dann bei der Polizei, den Männern bei der Flucht geholfen zu haben. „Wir haben die Wohnung dann observiert“, sagte van der Werp. In der Nacht griff das Spezialeinsatzkommando zu. Dabei nahmen sie auch eine Frau, die sich in der Wohnung aufhielt, vorrübergehend fest.

Erst wenige Tage auf der geschlossenen Station

Die fünf drogenabhängigen Männer saßen nach Angaben des zuständigen Sozialministeriums wegen Drogenhandels, schwerer räuberischer Erpressung, schweren Raubs und gefährlicher Körperverletzung im Maßregelvollzug. Nur wenige Tage vor ihrem Ausbruch waren sie auf die geschlossene Station verlegt worden. Bei einer Kontrolle war aufgefallen, dass sie Drogen konsumiert hatten. Bis dahin durften sie den Maßregelvollzug tageweise oder übers Wochenende auch verlassen.

Erst im vergangenen Jahr hatte das zuständige Sozialministerium die Sicherheitsvorkehrungen in den zehn Einrichtungen für Maßregelvollzug in Niedersachsen verschärfen lassen. Grund waren mehrere spektakuläre Ausbrüche. Angesichts des aktuellen Falls fordert die CDU nun Nachbesserungen. Der Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, Thomas Bliesener, sieht dafür jedoch keinen Anlass. „Man muss schon eine Fehleranalyse machen, wie es dazu kommen konnte. Letztendlich wird ein Ausbruch oder ein Entweichen aber nie ganz zu verhindern sein.“ Es sei ein Risiko, dass die Gesellschaft tragen müsse, meint der Experte. Denn Straftäter bis zum Ende in Haft zu lassen und dann freizulassen, erhöhe die Gefahr, dass diese neue Straftaten begehen würden.