Trollhättan/Stockholm. Der Amokläufer von Schweden soll aus Fremdenhass getötet haben. Zu Schulzeiten war er offenbar noch nicht in der rechten Szene aktiv.

Das für Offenheit gegenüber Flüchtlingen bekannte Schweden steht einen Tag nach dem Amoklauf in einer Schule unter Schock. In Trollhättan war am Donnerstag ein Mann mit einem Schwert auf Schüler und Lehrer losgegangen. Ein Lehrerassistent, ein Schüler und der Täter selbst starben. Ein weiterer Lehrer und ein Schüler wurden schwer verletzt. Alle Opfer hatten einen Migrationshintergrund.

Der verstorbene 21-jährige Täter handelte alleine – und er war und Rassist. Das sagte die Polizei am Freitag dieser Zeitung. „Der Täter handelte aus Fremdenhass. In seiner Wohnung fanden wir zahlreiche Indizien. Auch seine Aufmachung und Körpersprache bei der Tat wies darauf hin. Er wählte zudem seine Opfer nach ihrer Ethnizität aus“, sagt Tommy Nyman von der Polizei Västra Gotland. In der Wohnung des Mannes habe man zudem ein Bekennerschreiben gefunden.

Auf Überwachungskameras der Schule marschiert der 21-Jährige in militärischem Stil durch die Korridore. Man sieht, wie er sich freundschaftlich scherzend mit einigen Schülerinnen unterhält und dann auf Personen mit dunkler Haut einsticht.

Bewunderung für Nazideutschland

Wie die Zeitung „Expo“ berichtete, sollen auch die YouTube- und Facebook-Konten des Täters seine Bewunderung für Nazideutschland und seinem Hass gegenüber Moslems und Einwanderern widerspiegeln. Er folgte etwa dem Blog eines schwedischen Neonazis, der die Bedeutung der Rasse hervorhebt und vom „multikulturellen Höllenprojekt“ spricht.

Der nicht vorbestrafte 21-Jährige wohnte sein Leben lang in Trollhättan. Seine Geschwister und Eltern sind überrascht und schockiert. Noch in der Schulzeit am technischen Gymnasium hatte er lange Haare, schwarze rockige Kleidung und war sehr an Musik interessiert. „Er war sehr freundlich. Er hatte absolut kein Interesse am Nationalsozialismus“, sagte ein Ex-Schulkamerad der Zeitung „Aftonbladet“. Erst nach der Schulzeit habe er seine Gesinnung geändert.

Opfer gezielt ausgewählt

Am Donnerstag war der Täter gegen zehn Uhr mit einem Helm in Wehrmachtsform und einer an Star Wars angelehnten Maske in die Kronan-Schule marschiert. Er soll zeitweise über Kopfhörer laute Musik gehört haben, sagten Augenzeugen. Laut der Polizei dachten zunächst einige Kinder, es sei ein verfrühter „Halloween-Scherz“. Zwei Kinder ließen sich gar mit dem 21-Jährigen fotografieren. Ein misstrauischer Lehrer stellte ihn dann zur Rede. Daraufhin stach der Täter auf den Lehrer ein. Ein südländisch aussehender Lehrerassistent, der helfen wollte, wurde ebenfalls angegriffen worden. Er starb später. „Mein Bruder ist ein Held. Er liebte die Kinder und war immer schon so uneigennützig“, sagte dessen Bruder am Freitag.

Der Täter marschierte systematisch die Klassenzimmer ab und klopfte an. Wenn Kinder mit südländischem Aussehen öffneten, stach er zu. Ein 15-Jähriger starb nach einer Notoperationen im Krankenhaus. Erst vor drei Jahren war er mit seiner Familie als Flüchtling aus Somalia nach Schweden gekommen. Ein weiterer Schüler wurde in seinem Klassenzimmer durch Schwerthiebe schwer verletzt. Sein Zustand war am Freitag aber stabil.

Lehrer verhindern mehr Opfer

Es hätte noch viel mehr Opfer geben können. Doch viele Lehrer schlossen ihre Klassenzimmer ab und verhinderten damit weitere Morde. Die Polizei war wenige Minuten nach dem ersten Anruf in der Schule. Ein Beamter schoss dem Angreifer in die Brust. Der 21-Jährige starb später im Krankenhaus.

Der Kriminologie Professor Felipe Estrade betonte im schwedischen Fernsehen SVT, dass die restriktiven Waffengesetze in Schweden zumindest verhindert hätten, dass der Täter an eine Schusswaffe gelangen konnte. Mit Amokläufen aus anderen Ländern sei es deshalb nur schwierig zu vergleichen.

Erhöhte Sicherheitsmaßnahmen für Schulen im Gespräch

Schweden steht derzeit durch die Flüchtlingswelle unter starkem Druck. Das Land nimmt auf die Einwohnerzahl gerechnet seit 2014 die meisten Flüchtlinge in Europa auf – noch mit großem Abstand zu Deutschland. Erst am Mittwoch hatte die Einwanderungsbehörde bekanntgegeben, dass zum Jahresende statt 74.000 bis zu 190.000 Flüchtlinge in das skandinavische Land kommen werden. Die Sicherheitslage von Flüchtlingen wurde bereits vor dem Amoklauf aufgrund zahlreicher Brandanschläge auf neu errichtete Asylheime diskutiert.