Schöningen. In Schöningen haben Archäologen einen Sensationsfund gemacht: Ein Tiergerippe. Es soll beweisen, wie alt die menschliche Elefantenjagd ist.

Die Elefantenjagd hat womöglich eine lange Tradition. Heute macht der Mensch trotz Verbot in Afrika Jagd auf Elefanten. Vor rund 300.000 Jahren könnte das sogar in Deutschland der Fall gewesen sein. Das legt ein Fund in Niedersachsen nahe. Wissenschaftler haben an einem ehemaligen Seeufer bei Schöningen im Landkreis Helmstedt die rund 300.000 Jahre alten Überreste eines Waldelefanten entdeckt. Eine Rippe und der mehr als zwei Meter lange, vollständige Stoßzahn sowie weitere kleine Knochenfragmente kamen in Uferablagerungen zum Vorschein. Es handele sich um einen „archäologischen Sensationsfund“, wie das niedersächsische Wissenschaftsministerium am Donnerstag in Hannover mitteilte.

Die Knochen lagen unter besonderen Bedingungen in der Erde und seien so gut erhalten, dass auf den Oberflächen Schnittspuren von Feuerstein-Werkzeugen zu erkennen seien. Das spreche dafür, dass Menschen am Werk gewesen seien. Die Forscher lesen an der Beschaffenheit der Schnitte ab, dass die Frühmenschen dem Elefanten kurz nach seinem Tod das Fleisch von den Rippen schnitten. Weitere Untersuchungen sollen zeigen, ob das Tier tatsächlich erlegt wurde, oder ob sich die Frühmenschen an einem Aas zu schaffen machten. Laut dem Leiter des Forschungszentrums „Paläon“, Florian Westphal, habe man „es hier mit der ältesten Elefantenjagd der Welt zu tun“.

Jagd auf Waldelefant setzt enormes Wissen voraus

Der Europäische Waldelefant ist seit Zehntausenden von Jahren ausgestorben. Er war größer als ein Wollhaar-Mammut und als der heutige Afrikanische Steppenelefant. Damit gehörte er zu den größten Rüsseltieren, die je auf der Erde gelebt haben. Die Jagd auf diese Großsäuger setze ein enormes Maß an Wissen und Organisation voraus, erläuterten die Wissenschaftler.

Im Schöninger Braunkohletagebau waren in den 1990er Jahren die ebenfalls rund 300.000 Jahre alten „Schöninger Speere“ entdeckt worden. Holzwaffen wie diese konnten den Angaben zufolge die dicke Haut der Elefanten nicht ohne weiteres durchdringen. Die Großsäuger hätten gezielt aus der Nähe getötet werden müssen. Dies sei nur durch ein abgestimmtes Vorgehen einer größeren Jägergruppe möglich.

Forscher haben im Schöninger Tagebau einen Stoßzahn und eine Rippe eines hierzulande schon lange ausgestorbenen Waldelefanten entdeckt.
Forscher haben im Schöninger Tagebau einen Stoßzahn und eine Rippe eines hierzulande schon lange ausgestorbenen Waldelefanten entdeckt. © dpa | Jan Woitas

„Einblicke in die Geschichte der frühen Menschen“

Niedersachsens Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajic (Grüne) sagte bei der Präsentation der Funde: „Dieser einzigartige Fundplatz enthüllt Jahr für Jahr weitere Einblicke in die Geschichte der frühen Menschen und zeigt deren kognitive und intellektuelle Nähe zu uns.“

Der bislang älteste Hinweis auf eine erfolgreiche Elefantenjagd wurde 1948 beim Torfabbau in Lehringen bei Verden gefunden. Dort legten Archäologen eine 120.000 Jahre alte Holzlanze zwischen den Knochen eines Waldelefanten frei. Sie bezeugen die Elefantenjagd für den Neandertaler. In Schöningen wurde bereits 1992 der Stoßzahn eines Waldelefanten entdeckt.