Genf. Die Weltgesundheitsorganisation beschreibt in einem Bericht, wo der Verkehr besonders gefährlich ist. Deutschland kommt dabei gut weg.

Die Zahl der Unfalltoten weltweit hat sich trotz der rasanten Zunahme von Fahrzeugen auf einem Niveau eingependelt. Das ist die Kernbotschaft des diesjährigen Berichts zur Verkehrssicherheit der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Wie in den Vorjahren sind rund 1,25 Millionen Menschen auf der Straße ums Leben gekommen. „In Anbetracht der rapiden Motorisierung in Ländern mit niedrigem oder geringem Einkommen ist das eine gute Nachricht“, schreibt WHO-Direktorin Margaret Chan im Vorwort des Reports. In den vergangenen drei Jahren sei die Anzahl der Fahrzeuge um 16 Prozent nach oben geklettert. Die WHO-Direktorin lobt die Bemühungen vieler Ländern, durch Gesetze und Vorgaben mehr Sicherheit auf den Straße zu gewährleisten.

Sicherheit ist Frage des Geldes

Der dritte „Weltbericht zur Sicherheit im Straßenverkehr“ zeigt aber auch: Sicherheit muss sich ein Land auch leisten können. Denn die Kluft zwischen armen und reichen Staaten wird beim Vergleich besonders deutlich: So starben im westafrikanischen Liberia gemessen an der Einwohnerzahl acht Mal so viele Menschen durch Unfälle wie in Deutschland. Dieser Vergleich ist laut der Studie besonders brisant, weil sich in Liberia sehr viel weniger Bürger ein eigenes Auto leisten können.

„Der Tribut, den tödliche Verkehrsunfälle fordern, ist inakzeptabel hoch – besonders unter armen Menschen in armen Ländern“, schlussfolgert Direktorin Chan. Den gegenläufigen Trend belegt die Statistik: Während 68 meist einkommensschwachen Staaten mehr Opfer im Straßenverkehr beklagten, gelang es 79 Ländern die Zahl der Verkehrstoten zu senken.

Promille-Grenzen nur in wenigen Ländern

Eine Reihe von Sicherheitsstandards bewahren vor allem in europäischen Ländern die Fahrer vor dem Unfalltod. Allerdings zeichnet sich bei den Fahrerpflichten ein Nord-Süd-Gefälle ab: In 105 Staaten sind Sicherheitsgurte vorgeschrieben, ungefähr jedes dritte der untersuchten Länder setzte Tempo-Limits von maximal 50 Stundenkilometern in Wohngebieten durch. Ebenfalls ein Drittel der Staaten hat Vorschriften zu Kindersitzen und eine Helmpflicht für Kradfahrer. Allerdings gibt es in nur in 34 Ländern Promille-Grenzen.

Rund 90 Prozent aller Todesfälle im Straßenverkehr ereignen sich laut WHO in Ländern mit geringen bis mittleren Einkommen, auch wenn dort etwas mehr als die Hälfte aller Fahrzeuge unterwegs sind. „Afrika ist weiterhin die Region mit der höchsten Rate an Verkehrstoten, während sie in Europa am niedrigsten ist“, so Chan. Am sichersten ist Schweden mit 2,4 Toten, gerechnet auf 100.000 Einwohner, gefolgt von der Schweiz (3,3) und den Niederlanden (3,4). Deutschland liegt in der Statistik europaweit auf dem fünften Platz. Pro Jahr sterben im Schnitt pro 100.000 Einwohner 4,3 Menschen auf den Straßen.

Studie lobt Stadt aus Deutschland als vorbildlich

In Deutschland sank die Zahl der Verkehrstoten seit 2011 um 16 Prozent, wie kürzlich das Bundesverkehrsministerium mitteilte. Unfallforschern zufolge hat vor allem die verbesserte Fahrzeugtechnik in den vergangenen Jahrzehnten dazu beigetragen. Im Jahr 2011 starben in Deutschland bei Unfällen 4009 Menschen, im vergangenen Jahr waren es 3377. Der Tiefststand war allerdings 2013 mit 3339 Toten erreicht. Im vergangenen Jahr gingen die Zahlen wieder leicht nach oben.

Als leuchtendes Beispiel heben die Statistiker der WHO das baden-württembergische Freiburg hervor, wo die Verwaltung zahlreiche Tempo-30-Zonen durchgesetzt hat. Die Begrenzung habe dazu beigetragen, dass die Freiburger ein Viertel aller Wege im Stadtzentrum zu Fuß zurücklegen, auch das Fahrrad und die öffentlichen Verkehrsmittel spielen eine große Rolle. Nicht einmal ein Drittel des gesamten Weges, den der Freiburger am Tag bestreitet, fährt er mit dem Auto oder Motorrad.