Harare. Ein prächtiger Elefantenbulle tot im Staub Afrikas, erschossen von einem Deutschen. Trophäenjäger fürchten Aufruhr wie bei Löwe Cecil.

In Simbabwe, wo auch Löwe Cecil Opfer einer Jagd wurde, hat ein Großwildjäger wieder ein mächtiges Tier zur Strecke gebracht. Das berichtet der britische „Telegraph“ und schreibt, der Jäger sei vermutlich ein Deutscher. Mehr als 60 Jahre alt sei das Tier angeblich gewesen, die riesigen Stoßzähne fast 60 Kilo schwer. Knapp 53.000 Euro soll der Mann für die Jagd auf den Elefanten bezahlt haben, Foto inklusive. Jäger und sein Führer, ein Berufsjäger, gratulieren sich.

Schnell war auf Facebookseiten die Rede vom „größten Elefanten seit 50 Jahren“. Das war vermutlich zu hoch gegriffen, aber auch Experten des WWF bestätigen unserer Redaktion: „Es fällt auf, dass es sich um ein großes Tier handelt.“

Jagd auf den Jäger?

In Foren zu Großwildjagd gibt es Bewunderung für das Tier, Glückwünsche an den Jäger, die Hoffnung, dass alles legal abgelaufen – und die Sorge vor einer Aufruhr der Tierschützer in Medien und Sozialen Netzwerken. Diese Angst ist berechtigt: Im Netz finden sich bereits Aufrufe von Tierfreunden, den Deutschen ausfindig zu machen – Jagd auf den Jäger. US-Zahnarzt Walter Palmer, der in Simbabwe vor wenigen Monaten den Löwen Cecil getötet hatte, musste zu seiner Sicherheit zeitweilig untertauchen.

Der mächtige Elefantenbulle wurde offenbar bereits am 8. Oktober beim Verlassen des Gonarezhou-Nationalparks an der Grenze zu Mosambik getötet. Der Schütze war demnach in Begleitung eines langjährigen und in seinen Kreisen legendären Berufsjägers. 60.000 Dollar soll die Jagd gekostet haben, umgerechnet fast 53.000 Euro. 21 Tage Jagderlaubnis, Afrikas „Big Five“ als Jagdziele: Löwe, Leopard, Nashorn, Büffel – und eben die Grauhäuter. Es sei sein erster Elefant gewesen, wollen Jäger in einem Forum wissen, in dem einige schon mit dem gleichen Berufsjäger unterwegs waren. Und dann gleich so ein majestätisches Tier. Aber selbst unter den Anhängern der Großwildjagd gibt es einige, die den Tod des Elefanten bedauern.

Möglicherweise hat es laut „Telegraph“ Nkombo getroffen, einen bekannten Bulle aus dem Krüger Nationalpark im angrenzenden Südafrika. 2014 hatte Nkombo ein Halsband verloren, das ihn kennzeichnen und schützen sollte. In dem Nationalpark in Simbabwe jedenfalls hatte den riesigen Elefanten zuvor noch niemand gesehen, bestätigt Louis Muller, der Präsident der Vereinigung der Berufsjäger von Simbabwe dem „Telegraph“. Allerdings soll Nkombo am 3. Oktober noch im Krüger-Park gesehen worden sein - was es unwahrscheinlich macht, dass er innerhalb von wenigen Tagen im hunderte Kilometer entfernten Simbabwe war.

Selbst Jäger wollen die großen Tiere schützen

Nicht erst die wütenden Reaktionen auf Cecils Tod vor einigen Monaten haben Jägern gezeigt, dass manche Tiere Ikonen und extrem populär sind. Im Foren wird jetzt diskutiert, ob es unethisch oder für die Jagd schlecht ist, ein solches Tier zu schießen. Muller von der Vereinigung der Berufsjäger sagt, die Jäger hätten vergebens vorgeschlagen, die größten Tiere zu kennzeichnen und so zu schützen.

Dabei ist aus Sicht des Naturschutzes der Abschuss eines alten Bullen „besser als der eines Jungtieres, das sich noch fortpflanzen kann“, sagt Immo Fischer, Sprecher beim WWF Deutschland unserer Redaktion. „Anders sieht es bei weiblichen Tieren aus. Da bei Elefanten ein Matriarchat gilt, ist die Leitkuh extrem wichtig für die Gruppe.“ Zu dem aktuellen Fall hatte der WWF keine eigenen Informationen.

Ein weiteres Foto des mächtigen Tieres, das todbringende Gewehr an den Körper gelehnt. Am Ohr und darunter sieht man Blut.
Ein weiteres Foto des mächtigen Tieres, das todbringende Gewehr an den Körper gelehnt. Am Ohr und darunter sieht man Blut. © BM | Facebook

Während in Sozialen Netzwerken der deutsche Jäger schlicht ein Mörder ist, will die Umweltorganisation Trophäenjagd aber nicht einfach verdammen. „Trophäenjagd ist gut“ oder „Trophäenjagd ist schlecht“ sei nicht möglich, erläutert Fischer. Die geregelte Jagd auf Wildtiere könne „theoretisch dem Naturschutz helfen“. Sie müsse aber gut reguliert sein und vom Staat streng kontrolliert werden. „Das allerdings funktioniert nicht immer.“

Keine Bedenken gegen Jagd auf Elefanten in Namibia, Südafrika oder Botswana

Die US-Naturschutzbehörde kam im Juli zum Schluss, dass in Simbabwe die Elefantenjagd nicht zum Schutz der Art beiträgt. Sie untersagte Importe von Trophäen aus dem Land, in dem 65 Prozent der Jäger aus den USA kommen. Private Initiativen würden große Anstrengungen zum Schutz der Tiere unternehmen. Es gebe aber keinerlei verlässliche Informationen zu Abschussquoten und darüber, ob die Gebühren für die Jagd auch zum Schutz der Tiere eingesetzt werden.

Zugleich erklärte die Behörde, dass es keine Bedenken gegen die Jagd auf Elefanten in Namibia, Südafrika oder Botswana gibt.