Rom/Jerusalem. „Wenn Jesus unter uns die Herde weidet, können wir keine jammernden Hirten mit saurem Gesicht sein.“ Rangeleien bei Osterfeiern in Jerusalem.

Ist das der Grund dafür, dass Papst Franziskus auch bei den Deutschen so beliebt ist? Just zu Ostern hat der Pontifex maximus seine Priester dazu aufgerufen, mit Freude unter Menschen zu gehen. „Wenn Jesus mitten unter uns die Herde weidet, dann können wir keine jammernden Hirten mit saurem Gesicht sein und auch nicht – was noch schlimmer ist – gelangweilte Hirten“, sagte er am Gründonnerstag in seiner Predigt zur traditionellen Chrisam-Messe im Petersdom. Es sei normal, dass Priester ab und zu erschöpft seien, auch er selbst sei manchmal müde, gab der Argentinier zu. Der 78-Jährige rief die Priester auf, „bis an die Grenzen der Erde, zu allen Peripherien“ zu gehen.

Anschließend weihte er die heiligen Salbungsöle und die Priester erneuerten ihr Weihversprechen. Die Chrisam-Messe läutet traditionell die Osterfeierlichkeiten im Vatikan ein. Am Abend wollte der Papst ein Gefängnis am Rande Roms besuchen und dort insgesamt zwölf Häftlingen die Füße waschen.

Mit Franziskus’ Amtsführung sind 75 Prozent der Befragten zufrieden oder sogar sehr zufrieden. Zehn Prozent sind mit seiner Amtsführung weniger oder gar nicht zufrieden, wie eine aktuelle Umfrage des ARD-DeutschlandTrends ergab. Im Vergleich zu seinem Amtsvorgänger, dem Deutschen Benedikt XVI., schneidet der Papst aus Argentinien besser ab. Mit Benedikts Wirken waren im Februar 2013 lediglich 52 Prozent der Deutschen zufrieden.

Die deutschen Katholiken äußern sich noch wohlwollender über das aktuelle Oberhaupt ihrer Kirche als die Gesamtbevölkerung: 88 Prozent der Katholiken sind mit der Amtsführung von Papst Franziskus zufrieden oder sehr zufrieden. 6 Prozent sind dies nicht.

Das Osterfest hat für Franziskus mit einer bewegenden Fußwaschung in einem römischen Gefängnis begonnen. Er wusch am Gründonnerstag in der Zeremonie, mit der an die Demutsgeste Jesu beim letzten Abendmahl erinnert wird, zwölf Häftlingen und einem Kind kniend die Füße und küsste sie. Am Karfreitag wurde in Rom dann an die Leiden Christi erinnert, Höhepunkt sollte am Abend der traditionelle Kreuzweg am Kolosseum mit dem Pontifex und Tausenden Pilgern sein.

Der Kreuzweg erinnert in 14 Stationen mit Meditationen und Gebeten an den Leidensweg Jesu. „Das Kreuz Christi ist keine Niederlage: das Kreuz ist Liebe und Barmherzigkeit“, schrieb Franziskus auf Twitter. Die Texte für die Stationen bis zum Kreuz hat in diesem Jahr der emeritierte italienische Bischof Renato Corti verfasst.

In Jerusalem haben derweil Christen aus aller Welt des Leidens und Sterbens Christi gedacht. Tausende zogen bei sonnigem Wetter über die Via Dolorosa in der Altstadt, um die 14 Stationen des Leidenswegs Jesu von seiner Verurteilung bis zum Kreuz Kreuzigung und zu seinem Begräbnis nachzugehen. Den katholischen Gottesdienst zum Karfreitag feierte nach der lokalen Tradition der Jerusalemer Patriarch Fouad Twal bereits am frühen Morgen mit Hunderten Pilgern in der Grabeskirche.

Die auf Kaiser Konstantin (306-337) zurückgehende Grabeskirche erhebt sich nach frühkirchlicher Überlieferung über dem Kreuzigungshügel Golgota und dem Grab Jesu. Sie ist die heiligste Stätte der Christenheit. Ihre Benutzung teilen sich sechs verschiedene Konfessionen.

Israelische Sicherheitskräfte kontrollierten die Zuwege zur Grabeskirche und die Altstadtgassen mit einem hohen Aufgebot. Die Lage in der Altstadt blieb trotz des Pilgerandrangs ruhig, es gab keine Zwischenfälle. Am Freitagabend begann zugleich das einwöchige jüdische Pessach-Fest, das an die Befreiung des Volkes Israel aus Ägypten erinnert. Das israelische Tourismus-Ministerium rechnete für die Feiertage mit 130.000 christlichen und jüdischen Besuchern.

Gleichzeitig zur christlichen Prozession strömten gläubige Muslime zum Gebet auf den Tempelberg. Ausgelöst durch die Enge kam es zu Handgreiflichkeiten mit der Polizei, als christliche und muslimische Gläubige versuchten, Absperrungen zu durchbrechen, um zu ihren heiligen Stätten zu gelangen.