Düsseldorf. Nach dem Absturz der A320 von Germanwings in den französischen Alpen bleiben viele Fragen offen. Alle 150 Insassen sind tot.

Was ist an Bord geschehen? Gab es ein technisches Versagen? Warum haben die Piloten keinen Notruf abgesetzt?

Eine Flugzeugkatastrophe erschüttert Deutschland. Auf dem Weg von Barcelona (Spanien) nach Düsseldorf ist am Dienstagvormittag ein Airbus A320 der Lufthansa-Tochter Germanwings abgestürzt. Alle 144 Passagiere und die sechs Besatzungsmitglieder kamen ums Leben. Unter den Opfern sind 67 Deutsche und 45 Spanier. Lufthansa-Chef Carsten Spohr sprach von einem „schwarzen Tag“ für Deutschlands größte Airline.

Liveticker zur Germanwings-Katastrophe

Die Absturzstelle von Germanwings-Flug 4U 9525 liegt in einer unzugänglichen Bergregion der französischen Alpen bei Digne auf etwa 1800 Metern Höhe. Wie es zu dem Unglück kam, war gestern am späten Abend noch völlig unklar. Experten macht vor allem ratlos, dass die Maschine nach Überqueren des Mittelmeers über der Provence ohne erkennbare Ursache in einen achtminütigen Sinkflug überging. Sie verlor in dieser Zeit massiv an Höhe – von rund 12.000 bis auf 1800 Meter. Dann verschwand der Jet von den Radarschirmen. Die Besatzung meldete sich nicht ein einziges Mal bei den französischen Fluglotsen.

Die Einsatzkräfte fanden die Trümmer des Flugzeugs über mehrere Hektar verstreut an einer Felswand im Bergmassiv Les Trois Evêchés, das nur aus der Luft oder von Bergsteigern erreicht werden kann. „Das Flugzeug ist total zerstört“, berichtete der französische Abgeordnete Christophe Castaner, der die Absturzstelle überflogen hatte. „Es sind entsetzliche Bilder in dieser Berglandschaft. Es bleibt nichts außer Trümmern und Körpern.“ Hubschrauber flogen die menschlichen Überreste ins Tal, wo sie in einer Schule aufgebahrt wurden. Unter den Toten sind auch 16 Schüler und zwei Lehrerinnen eines Gymnasiums in Haltern (Münsterland), die in Barcelona an einem Austausch teilgenommen hatten, sowie zwei Opernsänger aus Düsseldorf. Die Angehörigen werden jetzt von Notfallseelsorgern betreut. Auch den Wartenden am Flughafen Düsseldorf wurde psychologische Hilfe angeboten.

Bundespräsident Joachim Gauck brach seine Südamerikareise in Peru sofort ab: „Ich bin bestürzt, so wie unendlich viele Menschen bei uns zu Hause.“ Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte: „Meine Gedanken sind jetzt bei den Menschen, die so jäh ihr Leben verloren haben.“ Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) flogen von Berlin aus nach Frankreich, um sich vor Ort über die Katastrophe zu informieren. US-Präsident ­Barack Obama und Kreml-Chef Wladimir­ Putin sprachen wie viele andere Staats- und Regierungschefs der Bundesregierung ihr Beileid aus.

A320 gerade erst repariert

Der abgestürzte Airbus war 24 Jahre alt und deutlich älter als viele andere Maschinen der Lufthansa-Flotte. Eine Lufthansa-Sprecherin bestätigte, dass der abgestürzte Airbus noch am Tag vor der Katastrophe wegen eines technischen Problems repariert worden sei. Vor dem Absturz erreichte er noch seine reguläre Flughöhe von 12.000 Metern. Sogenannte Flugverfolgungsdaten deuten darauf hin, dass er dann über Frankreich in einen steilen Sinkflug überging. Hinweise auf einen völligen Kon­trollverlust gibt es aber nicht.

„Es war kein Absturz, bei dem das Flugzeug wie ein Stein vom Himmel fällt“, sagte das Vorstandsmitglied der Pilotenvereinigung Cockpit, Markus Wahl. „Nach allem, was wir wissen, war es ein kontrollierter Gleitflug.“

Experten hoffen jetzt auf Aufklärung durch den Flugdatenschreiber und den Stimmenrekorder. Die Geräte wurden gestern Abend gefunden.

Nach der Katastrophe traten etliche Germanwings-Besatzungen ihren Dienst nicht an. „Wir haben heute tatsächlich einige Flugstreichungen in Düsseldorf und Stuttgart gehabt, weil sich Crewmitglieder unfit to fly, also nicht flugtauglich erklärt haben“, sagte Airline-Geschäftsführer Thomas Winkelmann im „heute-journal“ des ZDF. (HA)