Die „Costa Concordia“ ist für ihre letzte Fahrt vorbereitet. Am kommenden Montag oder Dienstag soll der havarierte Kreuzfahrtkoloss die Insel Giglio verlassen. Die Schleppfahrt im Schneckentempo durch das Mittelmeer ist bis ins letzte Detail vorbereitet.

Giglio. Ihre Reise endet dort, wo sie begonnen hat. Mehr als zweieinhalb Jahre nach ihrer folgenschweren Havarie soll die „Costa Concordia“ in ihrem Heimathafen Genua in einem aufwendigen Verfahren verschrottet werden. Zuvor steht dem Kreuzfahrtriesen aber noch seine letzte Reise durch das Mittelmeer bevor. Begleitet wird er von mehr als zehn Schiffen, die auch für Notfälle bereitstehen. Die wichtigsten Fragen zur letzten Etappe der rund 1,5 Milliarden Euro teuren Bergung des Schiffs.

Wie gelangt das Schiff nach Genua?

Die „Costa Concordia“ wurde in der letzten Bergungsphase vor der Insel Giglio auf den Abtransport vorbereitet. Dort pumpen die Ingenieure Pressluft in die 30 Schwimmtanks an den Seiten des Schiffs, damit es Auftrieb bekommt. Für die Fahrt soll der Kreuzfahrtriese dann einen Tiefgang von etwa 17 Metern haben. Insgesamt vier Schlepper – zwei am Bug und zwei am Heck – werden die „Costa Concordia“ begleiten.

Wie lange dauert die Fahrt nach Genua und wer begleitet das Schiff?

Etwa vier bis fünf Tage soll der 114 500-Tonnen-Riese für die 350 Kilometer lange Strecke bei einer Geschwindigkeit von zwei Knoten (rund 3,7 Kilometer pro Stunde) brauchen. Begleitet wird er auf seiner letzten Reise von mehr als zehn weiteren Schiffen. Darunter sind Umweltschützer, die Küstenwache, zahlreiche Spezialboote mit Werkzeug und einem Kran sowie ein Schiff, das ausgelaufenes Öl aufnehmen kann. Zudem begleitet ein Hubschrauber den Transport, der Luftraum wird geschlossen und das Meer rund um das Schiff abgesperrt.

Welche Risiken gibt es jetzt noch?

Nach Angaben der Reederei sind die Risiken klein im Vergleich zu dem, was in den vorherigen Phasen der Bergung hätte geschehen können. Die Experten hoffen, dass Öl und andere gefährliche Flüssigkeiten in dem Schiff bleiben und bei der Verschrottung entsorgt werden können. Dennoch begleiten Umweltschützer den Transport, sie achten vor allem auf eine mögliche Wasserverschmutzung. Eine weitere Gefahr könnte ein Wetterumschwung sein – das Wrack der „Costa Concordia“ könnte hohen Wellen und Belastungen nicht standhalten.

Was geschieht in Genua mit dem Schiff? Wie wird es verschrottet?

Das Verschrotten des Schiffs soll noch einmal rund 22 Monate dauern. Medienberichten zufolge sollen 700 Arbeiter den Kreuzfahrtriesen zerlegen. Im Containerterminal Voltri des Hafens in Genua ist eine 14 500 Quadratmeter große Fläche vorbereitet, wo Container und Geräte für die Arbeiten untergebracht werden. Im Wasser wird eine Fläche von 28 000 Quadratmetern benötigt. In der ersten Phase soll die Inneneinrichtung des Schiffs entfernt werden. Danach wird die „Costa Concordia“ in ein Bassin in einem Bereich für Schiffsreparaturen gebracht, wo die einzelnen Decks nach und nach demontiert werden. Für das endgültige Verschrotten kommt das Schiff dann noch einmal in einen anderen Bereich des Hafens. Insgesamt sollen etwa 80 Prozent der Materialen recycelt werden.

Was geschieht vor und auf der Insel Giglio, wenn das Schiff weg ist?

Auch vor der Mittelmeer-Insel gehen nach der Abfahrt der „Costa Concordia“ die Arbeiten weiter. Die Umwelt rund um die Insel wird noch mehrere Jahre überwacht, außerdem müssen die Spuren der Bergung beseitigt, Container, Geräte und Plattformen entfernt werden. „Auch die Flora und Fauna auf dem Meeresboden wurde beschädigt, deshalb muss sie in den kommenden Jahren wiederhergestellt werden“, erklärte Giandomenico Ardizzone La Sapienza, Ökologie-Professor und verantwortlich für die Folgen für die Umwelt durch das Unglück.