Der ehemalige Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone hatte sich erst eine 600-Quadratmeter-Luswohnung genehmigt. Nun soll er auch noch 15 Millionen Euro veruntreut haben.

Berlin. Der Vatikan ermittelt einem Zeitungsbericht zufolge wegen Untreuevorwürfen gegen den früheren Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone. Der 79-Jährigen werde verdächtigt, 15 Millionen Euro von vatikanischen Konten veruntreut zu haben, berichtete die „Bild“-Zeitung unter Berufung auf Quellen in dem Kirchenstaat. Das Geld soll demnach an ein Medienunternehmen geflossen sein.

Ein Informant sagte der Zeitung, es sei „im Dezember 2012 mit Wandelschuldverschreibungen getrickst“ worden. Beim Empfänger des Gelds handelte es sich demnach um das Unternehmen eines mit Bertone befreundeten italienischen TV-Produzenten. Die Transaktion sei gegen Widerstand aus der Vatikanbank auf Druck Bertones zustande gekommen, berichete „Bild“ unter Berufung auf ein Dossier der Ermittler.

Der vatikanische Finanzaufseher René Brülhart sagte dem Blatt: „Ermittlungen gegen Bertone werde ich weder bestätigen noch bestreiten, zu Einzelfällen werde ich hier nichts sagen.“ Weiter berichtete die Zeitung, der katholischen Kirche sei ein zweistelliger Millionenbetrag verloren gegangen, weil vatikanische Immobilien weit unter Marktwert verkauft worden seien. Ein Informant bezifferte den Schaden demnach auf 20 Millionen Euro.

Bertone war zuletzt in die Kritik geraten, weil er sich laut einem Zeitungsbericht eine 600 Quadratmeter große Luxuswohnung im Vatikan herrichten ließ. Er war im vergangenen Jahr von Papst Franziskus seines Amts als Kardinalstaatssekretär enthoben worden. Seine Kritiker hatten ihm einen autoritären Führungsstil und zu enge Beziehungen zur Politik vorgeworfen. Der Kardinal witterte hingegen eine Verschwörung.

Bertones Wohnung, die über eine 100 Quadratmeter große Dachterrasse verfügen soll, ist dem Bericht zufolge zehnmal größer als die Gemächer des Papstes. Der für seine bescheidende Lebensweise bekannte Pontifex wohnt anders als seine Vorgänger im vatikanischen Gästehaus und nicht im Apostolischen Palast.

Franziskus tritt seit seinem Amtsantritt im März 2013 mit Nachdruck für eine Reform des Vatikans ein und fordert eine „arme Kirche für die Armen“. Den im Januar bestimmten Kardinälen gab er mit auf den Weg, sie sollten „Weltlichkeit“ und Partys meiden und ein „einfaches und demütiges Herz“ behalten.

Ende März hatte der Papst das Rücktrittsgesuch des bereits seit Oktober suspendierten Bischofs Tebartz-van Elst angenommen, der wegen der explodierenden Kosten für den Umbau und die Renovierung des Bischofssitzes im Limburg in die Kritik geraten war. Laut einem kircheninternen Prüfbericht soll der Bischof persönlich zahlreiche der kostspieligen Änderungen angeordnet haben, die die Baukosten letztlich die Kosten auf 31,5 Millionen Euro getrieben hatten.