Der Pontifex hatte Tarcisio Bertone eigentlich kaltgestellt. Doch der Kardinal genehmigte sich jetzt eine Luxus-Wohnung, die größer als die des Papstes ist.

Rom. Osterfreuden und ein Wermutstropfen für den Stellvertreter Gottes auf Erden: Papst Franziskus hat mit mehr als 150.000 Pilgern auf dem Petersplatz Ostern gefeiert. In seiner Predigt betete er für Frieden in der Ukraine und Syrien sowie für ein Ende terroristischer Anschläge in Nigeria, von denen viele Christen gegolten hatten. Dann spendete er vom Balkon des Petersdoms aus den Segen „Urbi et Orbi“ – der Stadt und dem Erdkreis.

Gleichzeitig wurde bekannt, dass ein hochrangiger Vatikan-Funktionär dem Papst-Gebot von neuer Bescheidenheit nicht ganz entspricht. Der italienische Kardinal Tarcisio Bertone lässt sich laut einem Medienbericht eine 600 Quadratmeter große Luxuswohnung im Vatikan herrichten.

Papst Franziskus wies darauf hin, dass dieses Jahr Christen aller Konfessionen zeitlich gesehen zusammen Ostern feiern, also auch Mitglieder der orthodoxen Kirchen in der Ukraine. Er bat Gott, den Förderern des Friedens in der ehemaligen Sowjetrepublik zur Seite zu stehen. Alle Beteiligten sollten mit der Unterstützung der internationalen Gemeinschaft jede Anstrengung unternehmen, Gewalt zu verhindern, sagte er.

Der Papst appellierte auch an die Konfliktparteien in Syrien, „mutig den lange erwarteten und überfälligen Frieden“ auszuhandeln. Rund zehn Prozent der Bevölkerung des Bürgerkriegslandes sind Christen. Der dortige griechisch-orthodoxe Patriarch, Johannes X. Yazigi, erklärte in seiner Osterbotschaft, die Christen in Syrien würden sich Extremisten weder beugen noch ergeben, die „unsere Leute und heiligen Orte“ angreifen. Präsident Baschar al-Assad besuchte das kürzlich von seinen Truppen zurückeroberte christliche Dorf Maalula und versprach den Bewohnern Schutz.

Die neue Enthüllung um Kardinal Bertone erschüttert den Vatikan. Er lässt sich offenbar eine Luxuswohnung einrichten. Die neue Unterkunft im Vatikan will der frühere Kardinalstaatssekretär nach umfangreichen Umbauarbeiten noch im Sommer beziehen, wie die italienische Zeitung „La Repubblica“ meldete.

Bertones Wohnung, die über eine 100 Quadratmeter große Dachterrasse verfügen soll, ist dem Bericht zufolge zehnmal größer als die Gemächer des Papstes. Der für seine bescheidende Lebensweise bekannte Pontifex wohnt anders als seine Vorgänger im vatikanischen Gästehaus und nicht im Apostolischen Palast.

Bertone wurde im vergangenen Jahr vom Papst seines Amtes als Kardinalstaatssekretär enthoben. Seine Kritiker hatten ihm einen autoritären Führungsstil und zu enge Beziehungen zur Politik vorgeworfen. Der Kardinal witterte hingegen eine Verschwörung. Er sei ein Opfer von „Maulwürfen und Schlangen“ im Vatikan geworden, sagte er damals.

Franziskus tritt seit seinem Amtsantritt im März 2013 mit Nachdruck für eine Reform des Vatikans ein und fordert eine „arme Kirche für die Armen“. Den im Januar bestimmten Kardinälen gab er mit auf den Weg, sie sollten „Weltlichkeit“ und Partys meiden und ein „einfaches und demütiges Herz“ behalten.

Ende März hatte der Papst das Rücktrittsgesuch des bereits seit Oktober suspendierten Bischofs Tebartz-van Elst angenommen, der wegen der explodierenden Kosten für den Umbau und die Renovierung des Bischofssitzes im Limburg in die Kritik geraten war. Laut einem kircheninternen Prüfbericht soll der Bischof persönlich zahlreiche der kostspieligen Änderungen angeordnet haben, die die Baukosten letztlich die Kosten auf 31,5 Millionen Euro getrieben hatten.