Ist es nur seiner Gesundheit geschuldet oder den internen Querelen? Andreas Köhler geht inmitten von Unstimmigkeiten. Hamburger Arzt fordert weitere Konsequenzen.

Berlin/Hamburg. Er war lange wegen eines Herzinfarktes außer Gefecht gesetzt. Und die Querelen in der deutschen Ärzteschaft hatten ihm schwer zugesetzt. Nach neunjähriger Amtszeit tritt nun der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Köhler, zurück. Ausschlaggebend seien gesundheitliche Gründe, teilte der Verband mit. Köhler ist erst 53 Jahre alt.

„Ich habe mich immer und mit voller Kraft für die ärztliche und psychotherapeutische Selbstverwaltung eingesetzt“, sagte Köhler in einer Mitteilung. Sein Amt werde er zum 1. März niederlegen. Er ist seit 2005 Vorstandsvorsitzender der KBV, die für die Belange der rund 150.000 niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten in Deutschland zuständig ist. Die KBV verteilt unter anderem die Honorare, ist aber mit den Kassenärztlichen Vereinigungen der Länder auch dafür zuständig, dass es genügend Ärzte überall im Land gibt.

Für die Ärzteschaft kommt der Schritt des machtbewussten KBV-Chefs überraschend. Ende vergangenen Jahres hatte ein Zerwürfnis zwischen Köhler und der Ko-Vorsitzenden Regina Feldmann Aufregung im Kassenärzte-Verband verursacht. Trotz Abwahlanträgen und einem Rücktrittsangebot Köhlers blieb die Führung zunächst im Amt.

Erschüttert wird die KBV derzeit auch von Finanzquerelen. Dabei geht es unter anderem um mögliche Steuervergehen, deretwegen Bereiche der KBV ins Visier von Ermittlern geraten sind. Auch Differenzen zwischen Haus- und Fachärzten kochten in den vergangenen Monaten hinter den Kulissen hoch. Ein Nachfolger Köhlers wird deshalb vor großen Aufgaben stehen, hieß es.

Der Bundesvorsitzende des NAV-Virchow-Bundes, der Hamburger Dr. Dirk Heinrich, sagte: „Wir bedauern des Rücktritt des Kollegen Andreas Köhler außerordentlich und danken ihm für seine herausragende und erfolgreiche Arbeit in den vergangenen Jahren. Seinen Beweggründen gilt unser Respekt und wir wünschen ihm für seine Gesundheit das Beste.“ Angesichts des internen Konfliktes bei den Ärzten sei es nur folgerichtig, „wenn seine Vorstandskollegin, Regina Feldmann, nun auch die Konsequenzen zieht und ebenfalls zurücktritt“.

Heinrich sagte: „Das öffentliche Bild der Zerrissenheit muss endgültig beendet werden. Hierfür bietet sich nun die Chance.“

Der Vorsitzende der KBV-Vertreterversammlung, Hans-Jochen Weidhaas, würdigte die Verdienste Köhlers. „Der heutige Tag stellt eine Zäsur dar.“ Die Vertreterversammlung ist das Parlament der KBV.

Köhler gilt als ausgewiesener Kenner der extrem komplizierten Honorarregeln für die Ärzte, für deren heutige Form er mitverantwortlich ist. Er hat Medizin und Betriebswirtschaft studiert und machte sich einen Namen als streitbarer Ärztefunktionär. In Verhandlungen mit Spitzenfunktionären der Krankenkassen holte Köhler teils kräftige Honorarsteigerungen für die Ärzte heraus.

Für Schlagzeilen sorgte vor wenigen Jahren eine Gehaltssteigerung Köhlers auf 350.000 Euro im Jahr. Nach einer Welle von Kritik wurde es dann wieder etwas gekürzt.