Der Zustand des 44-Jährigen ist weiterhin kritisch. Schumacher erlitt ein schweres Kopftrauma nach einem Ski-Unfall. Seine Kopfverletzung könnte Komplikationen nach sich ziehen.

Grenoble. Michael Schumachers engster Familien- und Freundeskreis hat in der Nacht zum Montag gemeinsam um das Leben des bei einem Skiunfall schwer verletzten Formel-1-Idols gezittert. Nach der Notoperation des Rekordweltmeisters wegen eines Kopftraumas mit Koma in Grenoble durften auch Schumachers eiligst nach Frankreich gereisten Vertrauten Jean Todt und Ross Brawn ins Universitätsklinikum, wo Schumachers Frau Corinna und die beiden Kinder Gina-Maria, 16, und Mick, 14, am Krankenbett des 44-Jährigen wachten. Mick soll mit seinem Vater auf der Skipiste gewesen sein.

Die Sorge um Schumacher erschien nicht nur wegen seines von den Ärzten als kritisch bezeichneten Zustands angebracht. Nach Einschätzung von Experten könnte die schwere Kopfverletzung schon in Kürze noch weitere Komplikationen nach sich ziehen. Für nähere Informationen zu Schumachers Situation hat die Klinik der ehemaligen Olympia-Stadt für Montagvormittag um 11 Uhr eine Pressekonferenz anberaumt.

Unterdessen schwappt eine weltweite Welle der Anteilnahme am Schicksal des Kerpeners in die französischen Alpen. Prominenz aus den verschiedensten Sportarten wie Basketball-Superstar Dirk Nowitzki, Fußball-Nationalspieler Lukas Podolski, Wimbledonfinalsitin Sabine Lisicki und zahlreiche Ex-Kollegen wünschten dem erfolgfreichsten Formel-1-Piloten aller Zeiten hauptsächlich auf Netzwerk-Kanälen best- und schnellstmögliche Genesung. Schumachers Internet-Homepage ist aufgrund unzähliger Aufrufe von betroffenen Fans seit Sonntagabend nicht oder nur schwer erreichbar.

Die Angst um Schumachers Leben ist groß. Durch die Bewusstlosigkeit könnten sich im Gehirn „weitere Funktionstörungen einstellen“, sagte Hauptgeschäftsführer Jörg Ansorg (Berlin) vom Berufsverband der Deutschen Chirurgen am Sonntagabend im Interview mit dem Pay-TV-Sender Sky Sportsnews HD: „Das Kopftrauma ist eine Folge des starken Aufpralls auf den Schädel und das Koma die Folge einer vermutlich zwischen Schädeldach und Gehirn aufgetretenen Blutung. Aufgrund des dadurch steigenden Drucks stellen Hirnfunktionen ihren Dienst ein und der Patient verliert das Bewusstsein.“ Zur bevorstehenden Entwicklung von Schumachers Zustand wollte Ansorg keine Mutmaßungen anstellen.

Krankenhaus ist abgeriegelt

Todt (Frankreich) und Brawn (England) trafen tief geschockt am Sonntag kurz vor Mitternacht wie auch wenig später Schumachers Leibarzt Johannes Peil (Bad Nauheim) in Grenoble ein. Alle drei erhielten Zugang in die für die Öffentlichkeit abgeriegelte und von Fans und Medienvertretern belagerte Klinik. Schumachers ehemaliger Fahrerkollege Olivier Panis hingegen wurde abgewiesen.

Umso mehr schürte besonders Todts und Brawns Anwesenheit die Sorgen um Schumacher. Todt, mittlerweile Präsident des Automobil-Weltverbandes Fia, gehörte zu Schumachers Ferrari-Zeiten zu den engsten Vertrauten des Kerpeners. Brawn war als Technischer Direktor bei Benetton und später bei Ferrari an Schumachers sämtlichen sieben WM-Triumphen beteiligt und nach Schumachers Comeback bei Mercedes auch Teamchef des Champions. Brawn soll laut Eurosport Frankreich auch für Mercedes, wo der Brite offiziell noch bis Jahresende unter Vertrag steht, in die französischen Alpen gereist sein.

In der Sport-Welt löste Schumachers Unglück in der Olympia-Region von 1992 tiefe Betroffenheit aus. „Meine Gedanken sind bei Schumi“, beschrieb Nowitzki via Twitter seine Gefühle. Ebenfalls über den Kurznachrichtendienst sandte Podolski Genesungswünsche: „Bitte werde schnell gesund, Michael Schumacher. Für Dich das Beste mein Freund.“

Besonders geschockt reagierte Schumachers ehemaliger Ferrari-Teamkollege Felipe Massa. „Ich bete für Dich, mein Bruder. Ich hoffe, Du erholst Dich schnell. Gott segne Dich, Michael“, schrieb der Brasilianer. Der frühere Formel-1-Weltmeister Kimi Räikkönen (Finnland) beschwor ebenfalls höheren Beistand für seinen einstigen Rivalen: „Gott segne Dich. Sei stark, Michael“, twitterte der künftige Ferrari-Pilot. Ex-Weltmeister und Schumachers früherer Titelkonkurrent Jenson Button (Großbritannien) vertraute denn auch auf die Kämpferqualitäten seines ehemaligen Rivalen: „Meine Gedanken sind bei Michael Schumacher in diesen harten Zeiten. Er hat mehr als jeder andere die Kraft, da durchzukommen.“

Schwerer Motorradunfall 2009

Mit einem Rennmotorrad war Schumacher im Februar 2009 im spanischen Cartagena schwer verunglückt – damals wurde erst im Nachhinein deutlich, wie heftig der Unfall war. Schumacher hatte eine Fraktur im Bereich der Schädelbasis und eine in der Halswirbelsäule erlitten. Er verletzte sich zudem einen Halswirbel und eine Rippe.

Im selben Jahr hatte Schumacher ein Comeback in der Formel 1 absagen müssen. „Die Unfallfolgen waren die schwersten, die Michael in seiner Karriere zu tragen hatte“, sagte damals sein behandelnder Arzt Johannes Peil, Chef der Sportklinik in Bad Nauheim, als Schumacher das Aus für die Rückkehr-Pläne zu Ferrari mitteilte.

2010 kam Schumacher dann allerdings wieder zurück in die Königsklasse des Motorsports. Drei Jahre fuhr der siebenmalige Weltmeister für den deutschen Werksrennstall Mercedes. Für den deutschen Autobauer ist Schumacher weiterhin als Botschafter tätig.

Seinen schwersten Unfall in der Formel 1 hatte Schumacher 1999 erlebt. Damals war er im Ferrari in Silverstone verunglückt und hatte sich einen Schien- und Wadenbeinbruch zugezogen. Über die Erfahrungen damals hatte er mal berichtet: „Ich liege da und merke, wie ich mich wieder so ein bisschen fange und beruhige und fühle meinen Herzschlag. Und fühle plötzlich, wie mein Herzschlag immer weniger wird und plötzlich komplett aufhört. Lichter gehen aus.“