Endlich Wasser und Essen für die hungernden Taifun-Überlebenden: Viele Philippiner mussten auf die lebenswichtigen Pakete sechs Tage warten – jetzt läuft die Hilfe endlich an.

Tacloban/Berlin/New York. Endlich Wasser für die völlig erschöpften Taifun-Überlebenden: Die internationale Hilfe erreicht fast eine Woche nach dem verheerenden Sturm zunehmend auch abgelegene Regionen des Katastrophengebiets auf den Philippinen. Hubschrauber der US-Marine flogen am Donnerstag vom Flughafen Tacloban tonnenweise Care-Pakete zu Tausenden Menschen. Vor der Küste traf der Flugzeugträger „USS Washington“ mit weiteren 80 Maschinen an Bord ein. Im Hafen lief ein US-Marinefrachtschiff mit Trinkwasser ein - die USA sprachen von dem wohl größten humanitären Einsatz ihrer Armee aller Zeiten. Deutschland stockte seine Hilfe für humanitäre Sofortmaßnahmen um drei Millionen Euro auf 4,5 Millionen auf.

Außenminister Guido Westerwelle (FDP) sicherte den Philippinen laut Mitteilung des Auswärtigen Amts vom Donnerstag auch Unterstützung beim Wiederaufbau zu. Der Sprecher der deutschen Hilfsorganisation I.S.A.R. Germany, Mark Rösen, sagte in der stark verwüsteten Stadt Tacloban: „Hier landen jetzt Hubschrauber im Minutentakt, die Hilfspakete rausfliegen.“

Er war mit seinem 24-köpfigen Team aus Ärzten und Pflegern auf dem Weg nach Palo 15 Kilometer weiter südlich, um dort ein Feldlazarett aufzubauen. „Wir können bei Wundbrand auch Amputationen durchführen“, sagte er. „Aus Einsätzen in anderen Katastrophengebieten wissen wir, dass sich durch die Wärme, das verseuchte Wasser und die Bakterien Wunden sehr schnell entzünden. Amputationen sind Maßnahmen, um Leben zu retten.“

Zeit für Trauer und einen würdigen Abschied der Toten gibt es kaum. Außerhalb von Tacloban fand ein großes Begräbnis von etwa 300 Leichen statt. In strömendem Regen zogen junge Männer die meist in Leichensäcke verpackten Toten an einem Friedhof von einem Lastwagen in eine ausgehobene Lehmgrube. Arbeiter schaufelten Erde darüber. Es war weder ein Priester anwesend noch blieb Zeit für Gebete. Bürgermeister Alfred Romualdez war dabei: „Ich hoffe, ich muss so eine Katastrophe nie wieder erleben.“

Nach Angaben der philippischen Armee wurden bis Donnerstag mehr als 700 Tonnen Hilfsgüter verteilt. 6000 Menschen seien aus dem Katastrophengebiet ausgeflogen worden. Mit der Ankunft des US-amerikanischen Flugzeugträgers sollte die Verteilung der Hilfsgüter deutlich schneller vorangehen. An Bord sind 5000 Soldaten und mehr als 80 Flugzeuge und Hubschrauber. Die Crew unterstützt die US-Truppe, die bereits am Flughafen von Tacloban mit „Black Hawk“-Hubschraubern im Einsatz ist. Die Hubschrauber-Kapazität verdreifache sich dadurch, sagte Brigadegeneral Paul Kennedy dem Radiosender BBC Radio 5.

Die Black-Hawk-Hubschrauber können am Seil mehr als 1000 Kilogramm Gewicht transportieren. Sie starteten vom Flughafen aus den ganzen Tag über mit Hilfspaketen, die vor allem Nahrungsmittel und Trinkwasser enthielten. Im Hafen legte das Frachtschiff „USNS Charles Drew“ mit 7000 Litern Trinkwasser und Nahrungsmitteln an. Das Technische Hilfswerk (THW) aus Deutschland erreichte nach eigenen Angaben mit zwei Trinkwassseraufbereitungsanlagen die Insel Cebu, am Freitag sollten sie nach Norden gebracht werden. Mit den Anlagen können täglich 36 000 Menschen mit Trinkwasser versorgt werden. Großbritannien schickte ein weiteres Marineschiff in die Krisenregion, am Samstag soll es eintreffen.

Hilfsorganisationen arbeiten im Akkord, um Nahrung und Hygieneartikel wie Seifen oder Desinfektionsmittel zu den Überlebenden zu bringen. Die Geschäftsführerin von Aktion Deutschland Hilft sagte laut Mitteilung, dass darüber hinaus Wasseringenieure und medizinische Fachkräfte auf den Philippinen eingetroffen seien.

Dass den Opfern in ihrer desolaten Lage nicht viel schneller geholfen wurde, setzt die Regierung unter Druck. Hunderttausende mussten tagelang ohne Wasser und Essen zeitweise bei strömendem Regen und ohne Toiletten in Trümmerbergen auskommen, ohne Hilfe zu bekommen. Die UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos sagte nach einem Besuch in Tacloban: „Ich habe den Eindruck, wir haben die Menschen im Stich gelassen.“ Laut UN sind von der verheerenden Katastrophe mehr als elf Millionen Menschen betroffen.