Etwa 100 nicht identifizierte Taifun-Opfer sind am Donnerstag auf den Philippinen beigesetzt worden. Unterdessen trafen endlich die zahlreichen Helfer in den Katastrophengebieten ein.

Tacloban. Inmitten der anrollenden Hilfslieferungen auf den Philippinen sind in der durch den Taifun „Haiyan“ weitgehend zerstörten Stadt Tacloban auf der Insel Leyte die ersten Toten zu Grabe getragen worden. 100 der bisher offiziell gemeldeten 2357 Toten wurden am Donnerstag in schwarzen Säcken in einem Massengrab an einem Abhang bestattet. Die Toten waren den Angaben zufolge nicht identifiziert worden, auch eine Predigt gab es nicht. „Ich hoffe, ich muss so eine Katastrophe nie wieder erleben“, sagte Bürgermeister Alfred Romualdez. Viele Leichen lagen nach wie vor am Straßenrand.

Unterdessen verbesserte sich mit der Ankunft amerikanischer Marinesoldaten die Versorgung der Katastrophen-Opfer deutlich. „Hier landen jetzt Hubschrauber im Minutentakt, die Hilfspakete rausfliegen“, sagte der Sprecher der deutschen Hilfsorganisation I.S.A.R. Germany, Mark Rösen, am Donnerstag in Tacloban. Die verwüstete Stadt ist zum Basislager für die Verteilung der Hilfsgüter geworden. Wie das UN-Welternährungsprogramm mitteilte, erhielten 49.000 Menschen in und rund um Tacloban Reis, Wasser und nahrhafte Energieriegel.

US-Flugzeugträger mit 5000 Soldaten eingetroffen

Der Flugzeugträger „USS Washington“ erreichte das Katastrophengebiet und ankerte vor der Küste von Samar, wie die US-Marine mitteilte. Dort brach der verheerende Taifun „Haiyan“ am Freitag über das Land herein. An Bord waren 5000 Soldaten und mehr als 80 Flugzeuge und Hubschrauber. Die Crew unterstützt die US-Truppe, die bereits am Flughafen von Tacloban im Einsatz ist.

Die Black-Hawk-Hubschrauber können am Seil mehr als 1000 Kilogramm Gewicht transportieren. Sie starteten vom Flughafen aus den ganzen Tag mit Hilfspaketen, die vor allem Nahrungsmittel und Trinkwasser enthielten. Im Hafen legte das Frachtschiff „USNS Charles Drew“ mit 7000 Litern Trinkwasser und Nahrungsmitteln an.

Die philippinische Regierung wehrte sich gegen Vorwürfe, dass die Hilfe zu schleppend angelaufen sei. Das Ausmaß der Katastrophe habe alle Befürchtungen übertroffen. Nach einer Krisensitzung mit der Behörde für Katastrophenschutz versicherte Verteidigungsminister Voltaire Gazmin, dass spätestens an diesem Donnerstag Helfer mit Hilfsgütern auch die Überlebenden in den abgelegensten Regionen des Katastrophengebiets erreichen.

US-Regierungsvertretern zufolge könnte sich die Zahl der zur Katastrophenhilfe abgestellten US-Truppen vor Ort bis Ende der Woche auf mehr als 1000 verdreifachen. Nach äußerst schwierigen ersten Tagen würde man die logistischen Probleme langsam in den Griff bekommen, sagten die Beamten. So sei eine Überlandroute nach Tacloban eröffnet worden, die die Versorgung beschleunigen dürfte. Bislang haben US-Soldaten rund 800 Philippiner aus Tacloban in Sicherheit gebracht.

600.000 Menschen sind obdachlos

Allerdings harrten noch Tausende Menschen in der Hoffnung am Airport aus, die Gegend verlassen zu können, darunter einige Soldaten. „Meine Familie hat nichts zu essen, und wir haben keine Bleibe“, klagte der Militärhauptmann William Escala. „Wir können den Gestank nicht mehr aushalten. Die Kinder werden krank“.

Rund 600.000 Vertriebene in den Katastrophengebieten sind Behörden zufolge obdachlos, hungrig und durstig und brauchen dringend Hilfe.

Ein Problem stellt weiter die Energieversorgung dar. Die von Taifun „Haiyan“ verwüsteten Gegenden könnten erst in sechs Wochen damit rechnen, wieder Strom zu bekommen, sagte Energieminister Jericho Petilla in der Nacht zum Donnerstag auf dem Flughafen von Cebu. Durch das verheerende Unwetter seien viele Übertragungsleitungen umgefallen und Kraftwerke zerstört worden.

Soldaten vertreiben bewaffnete Männer mit Schüssen

Gerade in Tacloban müsse jedoch erst die Ordnung wiederhergestellt werden, sagte Petilla weiter. „Denn wenn es keinen Frieden und Ordnung gibt, ist es schwierig, wieder Strommaste aufzurichten“.

Petilla verwies dabei auf einen Zwischenfall vom Mittwoch, bei dem Armeesoldaten Schüsse abgaben, um eine Gruppe bewaffneter Männer zu vertreiben, die sich einem Kraftwerk in der Provinz Leyte näherten. Die nicht näher genannten Männer feuerten daraufhin zurück, flohen aber dann. Es wurde niemand verletzt.

Die Behörden haben bislang 2357 Todesopfer durch Taifun „Haiyan“ bestätigt. Die Zahl dürfte jedoch steigen.