Wegen eines Unwetters vor der Küste Giglios hatte sich der Beginn der Bergung des havarierten Kreuzfahrtschiffes „Costa Concordia“ verzögert. Die Aufrichtung des Wracks ist äußerst kompliziert, Umweltschützer befürchten Schlimmes.

Rom/Giglio. Mehr als 20 Monate nach der Havarie vor der westitalienischen Küstenstadt Giglio soll am heutigen Montag die Bergung des Kreuzfahrtschiffes „Costa Concordia“ beginnen.

Das Schiff liegt seit Januar 2012 auf die Seite gekippt im Mittelmeer. In der kompliziertesten Phase der einzigartigen Bergungsaktion sollen Experten das Wrack mit Hilfe von Stahlseilen und Flaschenzügen in die Vertikale bringen. Danach muss das Schiff in der Vertikalen stabilisiert werden.

Umweltschützer befürchten, dass während des Aufrichtens Schadstoffe aus dem Inneren des Schiffes ins Meer gelangen. Die „Costa Concordia“ war am 13. Januar 2012 mit 4229 Menschen an Bord gegen einen Felsen gefahren und gekentert.

Bei dem Unglück starben 32 Menschen, darunter zwölf Deutsche. Kapitän Francesco Schettino steht derzeit wegen fahrlässiger Tötung und anderer Vorwürfe vor Gericht.

Noch nie haben Ingenieure versucht, ein so großes Schiff so nahe an der Küste aufzurichten. Sollte es gelingen, wird das 300 Meter lange Kreuzfahrtschiff mit einem Volumen von mehr als 114.000 Tonnen auf mehreren im Meeresboden verankerten Plattformen liegen.

+++ Die Bergung im Livestream +++

Im Frühjahr 2014 soll der Koloss dann weggeschleppt und an Land zerlegt werden.

Während des Einsatzes zur Bergung der „Costa Concordia“ ist im weiten Umfeld kein Schiffsverkehr zugelassen. Eine letzte Fähre verließ Giglio am Morgen gegen 6.05 Uhr.

Abendblatt.de hält Sie über die spektakuläre Bergung mit einem Newsticker auf dem Laufenden:

+++ Wetter ist stabil +++

16:02 Uhr: Auch das Wetter spielt mit. Das starke Gewitter in der Nacht ist weitergezogen. Der Wind ist nur schwach. Einsatzkräfte hoffen, dass die Wetterlage stabil bleibt.

+++ Rechte Wrackseite stark demoliert +++

15:19 Uhr: Ein wichtiger Schritt ist geschafft: Das Kreuzfahrtschiff ist vom Felsen befreit. Die rechte Seite des Wracks ist jedoch „beträchtlich deformiert“, wie sich danach zeigte. Dass die unter Wasser liegende Steuerbordseite stark demoliert ist, könnte das Bergungsverfahren erschweren.

+++ 15 Schwimmbehälter für die Steuerbordseite +++

13.51 Uhr: Übrigens: Selbst wenn die „Costa Concordia“ aufgerichtet ist, bleibt für die Arbeiter immer noch viel zu tun. Ist das Wrack vorsorglich stabilisiert, dann müssen weitere Schwimmbehälter – insgesamt 15 – an der Steuerbordseite angebracht werden. Das Wasser wird aus diesen Schwimmkästen auf beiden Seiten gepumpt, das Schiff „schwimmt“ wieder. Danach wird die „Costa Concordia“ verankert – bis zum Abtransport, der für das erste Halbjahr 2014 vorgesehen ist. Das wird dann die letzte Fahrt des Unglücksschiffes. Es wird abgewrackt. Nach gelungener Aufrichtung geht aber auch die Suche weiter: Zwei Leichen konnten nicht geborgen werden, die einer Italienerin und die eines indischen Crewmitglieds. Diese Opfer der Unglücksnacht vom 13. Januar 2012 doch noch zu finden, ist eine ganz wesentliche Aufgabe.

+++ Keine Spur von letzten zwei Leichen +++

13.19 Uhr: Mit der Anhebung von dem Felsen an, wo die „Costa Concordia“ vor mehr als 20 Monaten auf Grund gelaufen war, ist den italienischen Einsatzkräfte ein erster wichtiger Schritt gelungen. Ingenieur Sergio Girotto sagte, in den ersten drei Stunden der Bergungsaktion habe sich der Stahlkoloss nicht bewegt. Erst als eine Zugkraft von 6000 Tonnen eingesetzt wurde, habe man mit Unterwasserkameras registriert, dass sich das Wrack abhob. Leichen seien zunächst nicht zu sehen gewesen. Noch immer werden zwei der 32 Toten des Schiffsunglücks vermisst.

+++ Drehung soll jetzt schneller geschehen +++

13.13 Uhr: Die „Costa Concordia“ richtet sich weiter auf. Mit bloßem Auge ist das allerdings schwierig zu erkennen. Der Umweltingenieur Marcello Luschi sagte dem Sender Sky TG24, die schwierigste Phase der Aufrichtung – die Loslösung des Schiffs von dem Felsen, auf dem es auflag – sei überstanden. Die Drehung dürfte nun seinen Angaben zufolge schneller vorankommen als zu Beginn.

+++ Bergung kommt voran +++

12:02 Uhr: Die Bergung des Kreuzfahrtschiffes kommt voran. Ein etwa ein Meter breiter Streifen des Wracks, der sich zuvor noch unter Wasser befunden hatte, ist zwei Stunden nach Beginn der Aufrichtung am Montagmorgen wieder sichtbar. Das Schiff liegt auf der Seite auf zwei Felsen, in die es teilweise verkeilt ist. Um es zu lösen, wird das Wrack mit Stahlseilen und Gegengewichten angehoben.

+++ Swimming-Pools werden sichtbar +++

11.40 Uhr: Der Koloss bewegt sich zwar im Schneckentempo, aber er bewegt sich. Augenzeugen berichten, dass bereits die Swimming-Pools an Deck der „Costa Concordia“ zu sehen sind. Auch jede Menge Rost an den Außenwänden wird sichtbar.

+++ Abwracken kostest rund 600 Millionen Euro +++

11.17 Uhr: Das Parbuckling, wie die vertikale Rotation des Schiffes genannt wird, ist Teil des Abwrackvorhabens, das dem Eigner Costa Crociere rund 600 Millionen Euro kostet. Das bestätigte Beniamino Maltese, Finanzchef der Reederei.

+++ Timing ist unverändert +++

10:58 Uhr: Nach mehreren Stunden müsste bereits sichtbar werden, dass der Kreuzfahrtriese mit einem hydraulischen Hebelsystem zurück in eine aufrechte Position kommt. Der verspätete Beginn ändere nichts daran, dass man mit bis zu zwölf Stunden für die Aufrichtung rechne, teilte Sergio Girotto vom Bergungsteam Titan-Micoperi mit: „Unser Timing ist unverändert“. Alles hänge davon ab, wie sich das Wrack des Schiffes verhalte. Dieses wird permanent überwacht, während es mit Stahlseilen und einem System von Gegengewichten langsam aufgerichtet wird.

+++ Bergung hat begonnen +++

9.20 Uhr: Mit rund drei Stunden Verspätung haben Spezialfirmen nach offiziellen Angaben jetzt mit der Aufrichtung der „Costa Concordia“ begonnen. „Alle Überprüfungen wurden abgeschlossen, der Einsatz hat begonnen“, sagte der stellvertretende Leiter der Zivilschutzbehörde, Fabrizio Curcio, vor Journalisten.

+++ Zahlreiche Schaulustige in Giglio +++

9.10 Uhr: Während der letzten Vorbereitungen warteten Schaulustige und Medien am Hafen von Giglio gespannt auf den Start der Aktion. Nach mehreren Stunden soll bereits sichtbar sein, dass das Schiff mit einem hydraulischen System in die aufrechte Position gelangt.

+++ Gewitter war nicht vorhergesagt +++

7.40 Uhr: Zivilschutz-Chef Gabrielli, erklärte, das schwere Gewitter, das die Insel Giglio gegen ein Uhr morgens traf, sei nicht vorhergesagt gewesen. Erst am Sonntag hatten die Behörden den gewagten Einsatz nach Prüfung der Wettervorhersage gebilligt. Die erwarteten Bedingungen sprächen nicht dagegen, hieß es da noch. Nun sollten die Arbeiten ab etwa 8 Uhr beginnen.

+++ Verzögerung wegen Unwetters +++

5.51 Uhr: Die geplante Aufrichtung der „Costa Concordia“ ist um zwei Stunden verschoben worden. Der Leiter des Zivilschutzes, Franco Gabrielli, verwies vor Journalisten zur Begründung darauf, dass es in der Gegend in der Nacht starke Gewitter gegeben habe. Der komplizierte Einsatz solle nach den ursprünglichen Planungen um 6 Uhr beginnen.