Kokain, Cannabis oder Chrystal Meth: Der Krefelder Reiner Reuther bietet die Dienste seines Drogenspürhundes auch privat an. Seine Kunden verlangen Diskretion.

Krefeld. Das erste Drogen-Paket findet „Thor“ in Sekunden, beim zweiten dauert es etwas länger. Dann setzt er sich hin, wedelt mit dem Schwanz und legt die Pfote auf das Versteck. Der zweijährige belgische Schäferhund übt in Krefeld mit Aromapackungen, Geschmackssorte Kokain. Mit echten Drogen wäre das in Deutschland nicht legal. Hundeführer Reiner Reuther, 50, gilt als Pionier – seit Mai bietet er bundesweit seinen privaten Service an: Er sucht und findet Drogen. Die Polizei sieht derzeit keinen Grund, gegen den neuen Anbieter vorzugehen.

„Thor“ als Drogenspürhund und Reuther als Hundeführer sind von der US-Anti-Drogenbehörde DEA zertifiziert und für die gängigen Rauschgifte ausgebildet. 25 Jahre lang war Reuther im Nebenjob Schäferhund-Ausbilder. Zwei Monate hat die Ausbildung in Texas gedauert. In den USA könnten seine Funde auch als Beweis vor Gericht verwertet werden.

Der Kunde hat die Wahl: Zwischen dem großen Auftritt mit Abschreckungseffekt oder „100 Prozent Diskretion“. Dann kommt Reuther ohne den Anhänger und der Dienstkleidung mit der auffälligen Aufschrift vorbei.

Zu seiner Kundschaft gehören auch argwöhnische Firmenchefs und problembewusste Schulleiter. Reuthers Geschäftsmodell hat einen Vorteil: Er teilt das Ergebnis der Suche nur seinem Auftraggeber mit. Die Polizei kommt zwar kostenlos, aber ihr Besuch könne für den Betroffenen dennoch teuer werden: Der Krefelder spricht über einen Fall aus Düsseldorf – eine Mutter ruft die Polizei, die im Gartenpavillon wie befürchtet Spuren von Sohnemanns Cannabis-Konsum findet. Daraufhin wird auch dessen Arbeitsplatz durchsucht, der Filius verliert wegen eines Joints seine Ausbildungsstelle und bekommt ein Strafverfahren an den Hals.

„Ich rate grundsätzlich zu einer Drogenberatung und habe auch eine Liste mit den Beratungsstellen dabei“, sagt Reuther. In 85 Prozent der Fälle finde sein Hund tatsächlich Drogen. „Ich verschaffe Gewissheit. Für die Eltern bricht trotzdem eine Welt zusammen.“ Was mit einem Mitarbeiter passiert, wenn „Thor“ an seinem Spind einen Wink mit der Pfote gibt? „Das erfahre ich nicht. Da wird auch vorher Stillschweigen vereinbart.“

Seinen Service habe er rechtlich prüfen lassen: „Ich nehme keine Drogen an mich und untersuche die Funde auch nicht, ich markiere nur das Versteck.“ Zum Beispiel ein Bettgestell im Kinderzimmer, in dem Marihuana steckte.

Inzwischen habe er auch Kontakt zu Internaten und Privatschulen. In den USA gebe es regelmäßige Drogenkontrollen an Schulen und die Zahl der Drogendelikte sei dadurch stark zurückgegangen, sagt Reuther. „Aber in Deutschland ist das immer noch ein großes Tabu und wird lieber totgeschwiegen.“

MDA, MDMA, also Ecstasy, Heroin, Kokain, Cannabis, Crack oder Chrystal Meth – bis zu 15.000 Euro kostet ein Hund, der all diese Substanzen erschnüffeln kann. In England seien private Drogenspürhunde längst im Geschäft – deswegen sei es Zeit für einen Anlauf in Deutschland, findet Reuther. Nicht alle finden das gut: Er werde auch angefeindet, der Hund im Internet wegen des nordischen Namens als „Nazi-Hund“ geschmäht. „Dabei hat er den Namen hat von seinem osteuropäischen Züchter, nicht von mir.“