Schmutzige Pfoten, nasse Zunge und Gebell, das ist nicht jedermanns Sache. Zum „Tag des Hundes“ wollen Hundefreunde für Toleranz werben – und die besondere Rolle der Vierbeiner für den Menschen hervorheben.

München. Manchmal bringen sie Läuse oder Flöhe nach Hause, zerkauen die Lieblingspuppe oder klauen vom Frühstückstisch den Schinken. Trotzdem ist ihnen kaum jemand lange böse. Der Hund ist einer der liebsten Begleiter des Menschen. „Der Hund ist bedingungsloser Freund“, sagt Udo Kopernik vom Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH). Eine so enge Verbindung gebe es kaum mit einem anderen Tier. Der Verband hat den 9. Juni zum Tag des Hundes ausgerufen, um „die besondere Rolle des Hundes für unsere Gesellschaft“ zu feiern.

Dabei will der Verband auch für Toleranz werben. „Der tut nichts“ oder „Der will nur spielen“ kann manchen Nicht-Hundebesitzer noch mehr reizen, wenn er eine nasse Schnauze im Gesicht oder Pfotenabdrücke auf der Hose hat. Der Tritt in den Hundehaufen, das Gekläff in Nachbars Garten oder der strenge Geruch des Vierbeiners am Nachbartisch – da kochen schnell die Emotionen hoch. „Der Tag des Hundes ist nicht dafür da, dass der Hund sich auf der Couch feiern lassen soll und ein Extra-Leckerchen bekommt – sondern das Bewusstsein der Hundehalter für ihre Verantwortung zu schärfen und Hundehalter und Nicht-Hundehalter zusammenzubringen“, sagt Kopernik.

Von der Erziehung übers Futter bis zum Auslauf – Hundebesitzer müssen einiges wissen. „Ich werde zu Hausbesuchen gerufen, da werden die Leute in 500 Jahren mit dem Hund nicht glücklich – und der Hund auch nicht“, sagt Hundeexperte Martin Rütter. Er ist für den Hundeführerschein – vor der Anschaffung. Schließlich sollten Fehler vermieden und nicht korrigiert werden.

Rund 5,4 Millionen Hunde leben laut VDH in Deutschland – auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Vier Milliarden Euro werden jährlich mit Kleintierbedarf umgesetzt, ein Großteil mit Futter. Die beliebteste Hunderasse ist der Deutsche Schäferhund, gefolgt vom Dackel, der als Olympia-Waldi 1972 für die Olympischen Spiele in München warb.

Dabei setzen Medien und Promis Trends – und machen manche Rasse als modisches Accessoire bekannt. Der Trend zum Winzling Chihuahua habe durchaus mit Paris Hilton zu tun, sagt Kopernik. Bill Clintons schokobrauner Labrador-Retriever „Buddy“ habe den Trend auch hierzulande angeheizt. Ansonsten seien kurznasige Rassen gefragt wie Französische Bulldogge und Mops, Loriots Liebling. „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos“, lautete Vicco von Bülows Motto.

Hunde als Familienmitglieder und Flirtfaktor

Der Hund ist auch immer öfter salonfähig, begleitet Herrchen mit ins Büro oder zieht mit Frauchen ins Seniorenheim. Zugleich lassen Kampfhundedebatte, Restriktionen und steigender Druck im Job manchen vor einer Anschaffung zurückschrecken. „Das beliebteste Haustier der Deutschen ist mittlerweile die Katze, weil sie einfach zu handhaben ist und weniger Dreck macht“, sagt der Geschäftsführer des Bundesverbandes Praktizierender Tierärzte (bpt), Heiko Färber.

Nicht mithalten können Katze, Hamster oder Meerschweinchen freilich beim Kommunikatonswert: Der Hund sei ein „Flirtfaktor“, stellt der VDH fest. Manche Singles nutzten das schon bei der Wahl. Hoch im Kurs stünden da Golden Retriever oder extravagante Dalmatiner.

Seit die Menschen vor etwa 14.000 Jahren den Hund ins Haus holten, hat er sich für allerlei Dienste qualifiziert, vom Wach- und Hütehund bis zum Blindenführer und Lawinenhund. Polizei und Rettungsdienste kämen ohne die Vierbeiner nicht aus. Ihre feine Nase lässt sie Rauschgift ebenso erschnüffeln wie Sprengstoff – und Studien zufolge können sie sogar am Geruch bestimmte Krebsarten bei Menschen „diagnostizieren“. In China war schon vor 3000 Jahren bekannt, dass Hunde Krankheiten beim Menschen riechen können.

Die meisten Hunde hierzulande sind freilich einfach Familienmitglied. Sie kommen mit ins Restaurant, in den Urlaub – oder ins Bett. Mancher Hund mutiert gar zu einer Art Kindersatz, wird in die Welpenspielgruppe geschickt, bekommt Indoorspiele zum Intelligenztraining und wird zum Gassigehen fein herausgeputzt. Hunde brauchten zwar Ansprache und Herausforderung – die zu starke Vermenschlichung überfordere sie aber, sagt Kopernik.

Der VDH warnt auch vor der Anschaffung im Internet. Dort angebotene Rassehunde seien oft unter haarsträubenden Bedingungen „am Fließband produziert“, sagt Kopernik. Auch hinter angeblich von der Straße geretteten Hunden stecke oft Kommerz – die Tiere würden teils extra für den Verkauf gezüchtet. „Wir würden uns wünschen, dass jemand, der über das Internet sucht, den Weg in Tierheim findet.“

Als „Botschafterin des Hundes 2013“ wirbt die Fernsehköchin Cornelia Poletto für ein verantwortungsvolles Leben mit Hunden. Mischling Franz und Jack-Russel-Terrierhündin Rosi bekommen bei ihr natürlich kein Dosenfutter, sondern rohes gehacktes Fleisch, Gemüse, mal ein Löffel Joghurt und dazu ein paar Tropfen Leinöl oder Olivenöl – „weil es gut für das Fell ist“.