21 junge Menschen waren bei dem Unglück im Gedränge vor drei Jahren gestorben. Heute erinnert eine 500 Quadratmeter große Anlage mit Kreuzen und Gedenktafeln an die tragische Katastrophe.

Duisburg. Die Loveparade hat als fröhliches Techno-Fest begonnen und ist in einer Katastrophe geendet. Heute erinnert am Unglücksort, einem alten Güterbahnhofsgelände, eine Gedenkstätte an die Opfer. An der Zugangsrampe hinter einem langen dunklen Tunnel, dort wo 21 Menschen in einer Massenpanik zu Tode getrampelt oder erdrückt wurden, ist ein 500 Quadratmeter großer Ort des Gedenkens entstanden.

Auf einer schmalen, steilen Treppe, die viele der in Panik geratenen jungen Menschen als letzte Rettung aus dem tödlichen Gedränge zu erreichen versuchten, stehen jetzt 21 Holzkreuze, jeweils mit dem Vornamen und Alter des Opfers. An der Mauer hängen 21 Herzen aus Schiefer mit Erinnerungsgrüßen. Auf einem steht: „Man lebt zweimal: das erste Mal in der Wirklichkeit, das zweite mal in der Erinnerung“. An der Mauer hängen auch noch Erinnerungsstücke wie eine alte Sonnenbrille oder ein Stofftier.

Neben der Treppe führen jetzt flache Steinstufen, umsäumt von frischem Grün, die verkürzte Rampe hinauf zum ehemaligen Feiergelände, auf dem bald ein Möbelhaus gebaut werden soll. Am Ende der Stufen liegt eine Gedenktafel auf einem Sockel mit der schlichten Aufschrift: „Duisburg gedenkt der Opfer der Loveparade 24. Juli 2010“. Daneben steht ein zehn Meter hoher Lebensbaum. Die Sicht auf das Gelände ist frei. Viele Angehörige der Opfer und auch Verletzte wollen die Gedenkstätte am Jahrestag diesen Mittwoch besuchen. Mit dabei ist Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD).

Klarheit, wer für die Katastrophe Verantwortung trägt, haben bis heute weder die Betroffenen noch die Bürger der Stadt. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen. 16 Menschen, vor allem von der Stadtverwaltung und vom Veranstalter Lopavent, zählen zu den Beschuldigten.

Ob sie jemals angeklagt werden? Daran hat der Kriminologe und Anwalt eines der Opfer, Thomas Feltes, Zweifel. Für eine Verurteilung müsse zweifelsfrei nachgewiesen sein, dass die Person wesentlich zum Tod oder zu Verletzungen beigetragen habe, hatte der Bochumer Professor im Mai gesagt. Aufgrund der komplexen Kette von Ereignissen bei der Katastrophe sei diese Beweisführung äußerst schwierig.

Zwischenergebnissen der Ermittlungen und vor allem Gutachten zufolge sind Fehler gemacht worden. Das Gelände sei nicht geeignet gewesen, vor allem nicht der Ein- und Ausgang, zudem seien zu wenig Sicherheitsleute am Ort gewesen und es seien falsche Entscheidungen während des Ablaufs getroffen worden. Fatal war vor allem, dass sich am Nachmittag der gigantischen Party Tausende am einzigen Zu- und Ausgang gegenseitig im Weg standen. Das von der Stadt genehmigte Konzept sei nicht einmal theoretisch möglich gewesen, um das Techno-Fest gefahrlos durchzuführen, heißt es in einem Gutachten für die Staatsanwaltschaft.

Nicht unter den Beschuldigten ist der ehemaligen Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU). Er hatte jegliche Verantwortung sofort von sich gewesen. An der Genehmigung sei er selbst nicht beteiligt gewesen. Unter dem Druck der Bürger verlor Sauerland später seinen Posten.