Der 28-Jährige stampfte mit den Füßen und schlug seinen Kopf auf die Tischplatte. Statt vier halten nun neun Polizisten Alex W. in Schach.

Dresden. Der Prozess um den Mord an der Ägypterin Marwa El- Sherbini im Dresdner Landgericht wurde erneut unterbrochen. Grund sind Verletzungen des 28-jährigen Angeklagten, die er sich auf dem Transport ins Gefängnis und vom Gefängnis zum Gericht zugezogen haben soll. Das berichtete Pflichtverteidiger Michael Sturm am Mittwoch. Sein Mandant habe sich offenbar heftig gegen die Sicherheitskräfte gewehrt. Nun soll entschieden werden, ob zur Untersuchung eine Computer-Tomografie notwendig ist.

Der dritte Prozesstag war mit fast anderthalb Stunden Verspätung eröffnet worden, weil Alex W. nach einem Arzt verlangt hatte. Eine Rechtsmedizinerin erklärte ihn zunächst für verhandlungsfähig. Sie diagnostizierte blaue Flecken an der Stirn und Schwellungen am Kopf und am rechtem Oberschenkel. Der 28-Jährige war bereits am Morgen im Gefängnis untersucht worden.

Nach Beginn der Verhandlung war Alex W. ausgerastet. Er stampfte mit den Füßen und schlug seinen Kopf auf die Tischplatte. Drei Beamte mussten den aus Russland stammenden Deutschen festhalten – zwei an den Schultern und einer an den Füßen. Seine Bewachung wurde verstärkt. Statt vier halten ihn nun neun Polizisten in Schach.

Der Angeklagte hat bisher zu allen Vorwürfen geschwiegen. Er muss sich wegen Mordes, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung verantworten. Er hatte am 1.Juli in einem Gerichtsprozess die 31 Jahre alte Ägypterin getötet und ihren Mann schwer verletzt. Am Mittwoch sollten weitere Zeugen gehört werden.

Der dritte Prozesstag hatte mit fast anderthalbstündiger Verspätung begonnen, weil Alex W. nach einem Arzt verlangte. Er wurde im Haftkeller des Gerichtsgebäudes untersucht. Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt. Der Angeklagte hatte sich in dem Verfahren bislang völlig abgekapselt und zu allen Vorwürfen geschwiegen. Er betrat den Saal bisher stets vermummt. Am Dienstag hatte er erstmals seine Sonnenbrille abgenommen.

Alex W. muss sich wegen Mordes, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung verantworten. Er hatte am 1.Juli in einem Gerichtsprozess die 31 Jahre alte Ägypterin getötet und ihren Mann schwer verletzt. Am Mittwoch sollen Zeugen gehört werden.

Ehemann von Marwa El-Sherbini vor Gericht sehr tapfer

Zum Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder seiner Ehefrau Marwa El-Sherbini kommt Elwy Ali Okaz jeden Tag an Krücken ins Dresdner Landgericht. Auch er war am 1. Juli bei der Verhandlung wegen Beleidigung von dem Angeklagten niedergestochen worden. Dann schoss ihm versehentlich ein zu Hilfe gerufener Polizist in den Oberschenkel. Ob der 32 Jahre alte Doktorand am Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik je wieder richtig laufen kann, ist noch unklar.

„Er ist sehr tapfer, es ist nicht einfach für ihn“, sagt sein Anwalt Heiko Lesch. Äußerlich scheint der junge Ägypter sehr gefasst. Diesen Eindruck hinterließ er am Montag bei seiner Aussage zu der Bluttat. Am Dienstag blieb er im Saal, als eine Gerichtsmedizinerin zum Obduktionsergebnis befragt wurde und die tödlichen Verletzungen von Marwa El-Sherbini detailliert beschrieb. „Er ist emotional sehr bewegt“, sagt der Anwalt.

Elwy Ali Okaz hatte seine Frau vor knapp vier Monaten ins Landgericht begleitet. Mit dabei war der dreijährige Sohn des Paares, der an diesem Tag wegen Fiebers nicht in den Kindergarten gehen konnte. Marwa El-Sherbini wollte nach ihrer Zeugenaussage mit ihm zum Arzt, doch die starb vor seinen Augen. „Ich habe auch ein Bild im Kopf: Wie der Sohn neben der Mutter saß, nichts sagte oder schrie, er sagte keinen Ton“, berichtete der damalige Vorsitzende Richter Tom Maciejewski am Dienstag als Zeuge. Maciejewski, der Kinder bei seinen Verhandlungen eigentlich nicht duldet, hatte am 1. Juli eine Ausnahme gemacht.

Der Junge lebt inzwischen bei Verwandten der Mutter in Ägypten. Witwer Okaz habe ihn nach der Rehabilitation dort besucht, sagte Anwalt Lesch. Der junge Wissenschaftler wohnt nach wie vor in Dresden. „Er wird seine Doktorarbeit noch fertigstellen.“ Eine Zukunft an der Elbe kann er sich nach dem, was geschehen ist, aber nicht mehr vorstellen, hatte er vor Gericht gesagt. (dpa/abendblatt.de)