Mitte Oktober hatte eine Gruppe Jugendlicher einen 20-Jährigen totgeprügelt. Bis jetzt hatten sich noch nicht alle Tatverdächtigen gestellt.

Berlin. Knapp sechs Wochen nach der tödlichen Prügelattacke auf dem Alexanderplatz hat sich ein weiterer Verdächtiger den Ermittlern gestellt. Der 21-jährige Beschuldigte werde derzeit vernommen, teilten Sprecher von Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit.

Jonny K. war am 14. Oktober von sechs Männern vor einem Lokal am Berliner Alexanderplatz so brutal zusammengeschlagen worden, dass er einen Tag später an seinen Verletzungen starb. Zwei Tatverdächtige sitzen bereits in Untersuchungshaft. Ein dritter Tatbeteiligter wurde wieder auf freien Fuß gesetzt, nachdem er sich bei den Behörden gestellt hatte. Drei weitere Tatverdächtige sind flüchtig und sollen sich vermutlich im Ausland aufhalten.

Der Hauptverdächtige soll sich in die Türkei abgesetzt haben. Der 19-Jährige hatte unlängst über die „Bild“-Zeitung angekündigt, nach Deutschland zurückzukehren und sich seiner Verantwortung zu stellen. Er bestritt allerdings, auf Jonny K. eingeprügelt zu haben. Die beiden anderen Flüchtigen sind laut Medienberichten möglicherweise in Griechenland untergetaucht. Einer von diesen beiden will sich dem RBB zufolge nun auch bei den Behörden melden.

Die Berliner Staatsanwaltschaft wollte sich zu möglichen Kontakten mit den Tatverdächtigen nicht äußern. „Willensbekundungen helfen uns nicht weiter“, sagte Sprecher Martin Steltner. Man unternehme aber alles Erdenkliche, um die drei Flüchtigen zu stellen.

Ungeachtet wurde mit einem Gottesdienst am Buß- und Bettag in der Marienkirche in Mitte an Jonny K. erinnert. In der Andacht ergriffen die Schwester des getöteten 20-Jährigen sowie der Berliner Opferbeauftragte, Roland Weber, das Wort. „Es ist nicht cool, gewalttätig zu sein und Waffen zu tragen“, sagte Tina K. am Mittwochabend in der Marienkirche am Alexanderplatz. Eine solche Gewalttat solle sich nie wiederholen, sagte Tina K. unter Tränen.

Pfarrer Hartmut Klöß – Seelsorger in der Jugendhaftanstalt Plötzensee, wo einer der Tatverdächtigen einsitzt – sagte, der Verdächtige habe ihm die Tat bereits aus seiner Sicht erzählt. Auf die Schilderung ging er nicht näher ein. „Jeder muss eine Chance haben, sein Leben von Grund auf zu ändern“, appellierte der Pfarrer. Der neue Berliner Opferbeauftragte Roland Weber rief zum Gewaltverzicht auf. „Wir alle können durch unser Handeln der Gewalt und deren Folgen etwas entgegensetzen.“

Bereits Ende der vergangenen Woche hatte Tina K. mitgeteilt, eine Stiftung namens „I am Jonny“ gründen zu wollen. Dem Sender Radio Berlin 88,8 sagte sie am Mittwoch, die Stiftung solle ihrem Bruder ein Gesicht verleihen und ihn unsterblich machen.