Königin Elizabeth II. und Prinz Philip sind seit 65 Jahren verheiratet - und sicherten das Überleben der Monarchie. Ein Datum der Besinnung.

London. Er soll sie privat zärtlich "Würstchen" und "Kohlkopf" nennen. Er, das ist Prinz Philip, 91, der heute mit seiner Ehefrau, Queen Elizabeth II., 86, eiserne Hochzeit feiert. 65 Jahre lang sind die britische Königin und der frühere Marineoffizier verheiratet. Das gelang noch keinem Monarchen-Ehepaar der Welt, jedenfalls unter den lebenden.

Es ist ein Datum der Besinnung, nicht der Feierlichkeiten. Die Briten achten das Paar als eine der letzten Säulen von Stabilität und Verlässlichkeit. Wer hätte das vor 15 Jahren gedacht, als das Haus Windsor nach Skandalen reif fürs Museum schien. Heute ist die Monarchie fester verankert denn je. Wozu die Ehe der Queen und des Herzogs von Edinburgh keinen geringen Beitrag geleistet hat. Sie wirken wie das Bild einer alten britischen Tugend: Zurückhaltung, Distanz, Diskretion stehen bei ihnen im Vordergrund - das hat ihnen die Wertschätzung der Nation gesichert.

Sie, Ururenkelin der großen Victoria, und er, der heimatlose "griechische" Prinz mit rein dänisch-deutscher Abstammung, sie waren beide vom Charakter her ziemlich unterschiedlich. Philip stellte den Draufgänger dar, zu Abenteuern aufgelegt. Elizabeth war eher schüchtern, vorsichtig. Als Kinder waren sie sich zum ersten Mal flüchtig 1934 begegnet, bei der Hochzeit des Herzogs von Kent mit der griechischen Prinzessin Marina; Elizabeth war Brautjungfer. Fünf Jahre später, am 22. Juli 1939, fiel dann bei der 13-jährigen Prinzessin der Groschen: Sie verliebte sich in den Kadetten Philip an der Marine-Akademie Dartmouth, Devon. Dorthin hatten Elizabeth und ihre Schwester Margaret die Eltern bei einem Besuch begleitet. Ein Ausbruch von Mumps und Windpocken am College hatte dazu geführt, die Prinzessinnen vom Protokoll fernzuhalten - Kadett Philip sollte die beiden Mädchen unterhalten. Amors große Chance.

Man sprang auf dem Tennisplatz über das Netz, wobei Philip laut der Nanny Marion Crawford "ziemlich angab", während Elizabeth die ganze Zeit über "ihre Augen nicht von ihm lassen konnte". Man erzählte sich Geschichten, Philip die farbigsten, war er doch nach eigenen Worten "teils dänisch, teils deutsch, teils russisch". Blaublütig, aber heimatlos und arm, tarnte er dieses Handicap schon damals mit Forschheit. Selbstmitleid war ihm immer ein Gräuel, und zu Mitleid für andere findet er auch nicht immer leicht. Das passte gut zu einer Partnerin, die schon als Kind gelernt hatte, Gefühle zu unterdrücken. An Philip, der sich als Mariner im Krieg bewähren würde, hielt sie eisern fest, sehr zum Kummer der Mutter, der späteren Queen Mother, die wenig für den "Hunnen" übrighatte. Die Thronfolgerin war 21, als sie an jenem dunklen 20. November 1947 heiratete; Philip hatte zuvor die britische Staatsbürgerschaft angenommen. Am Vorabend der Hochzeit verlieh ihm der König, sein Schwiegervater in spe, den Titel des "Baron Greenwich of Greenwich in the County of London, Earl of Merioneth and Duke of Edinburgh". 1947 war kein gutes Jahr für prunkvolle Anlässe, das Land lag in den Fesseln der Nachkriegszeit. Umso mehr hellte die Hochzeit der strahlenden Prinzessin mit ihrem gut aussehenden Marineleutnant die Gemütslage der Gesellschaft auf.

Schlechter stand es dann bald um die Gemütslage des Paares selber. "Ich bin ja nur eine Amöbe", verwünschte Philip sein Schicksal, als bei der Thronbesteigung seiner Frau knapp fünf Jahre später der Familienname nicht auf ihn, Mountbatten, sondern auf Windsor festgelegt wurde. Die Queen, die sich von ihrem Ehemann nicht in die Staatsgeschäfte hineinschauen oder -reden ließ, entschädigte ihn damit, dass ihm die Re-Organisation im Buckingham-Palast, die Erziehung der Kinder und der Vorsitz gemeinnütziger Unternehmen übertragen wurden. Viel wurde über Philips Frauenfreundschaften gemunkelt. Aber gab er je einer Versuchung zur Untreue nach? Viele Namen tauchten auf - nichts ist je belegt worden. "Wirklich, die Art, wie die Zeitungen über mich schreiben - warum habe ich es eigentlich nicht gemacht?", scherzte Philip einmal. Dann, in ernsterer Stimmung: "Wie kann ich der Königin je untreu werden? Sie könnte sich doch nie mit gleicher Münze wehren."

Bei der goldenen Hochzeit machte die Queen ihrem Mann während einer Rede in London ein großes Kompliment, nannte ihn "meinen Fels und mein Halt". So ist es geblieben, bei allen privaten Reibungen, die auch diesem Paar nicht erspart blieben. Als Urgroßeltern gelten Elizabeth und Philip heute auch für die Enkel als Vorbild bei dem Versuch, nach den Krisen dem Haus Windsor neue Stabilität zu verankern.