Einen Tag nach dem Absturz eines Airbus mit 153 Menschen an Bord vor den Komoren wurde jetzt offensichtlich der Flugschreiber geortet.

Moroni/Komoren. Ein wegen Sicherheitsmängeln in Frankreich nicht mehr zugelassener Airbus ist am Dienstag mit 153 Menschen an Bord vor den Komoren abgestürzt. Nur 30 Tage nach der Flugzeugkatastrophe vor Brasilien verunglückte die jemenitische Maschine beim nächtlichen Landeanflug auf die Inselhauptstadt Moroni. Wie durch ein Wunder konnte ein Mädchen aus dem Indischen Ozean gerettet werden. Weitere Überlebende wurden bisher nicht gefunden. Unter den Passagieren waren 66 Franzosen. Inzwischen sind offenbar Signale des Flugschreibers aufgefangen woren. „Es scheint, dass die Flugschreiber geortet wurden“, sagte der französische Entwicklungshilfe-Staatssekretär Alain Joyandet.

Nach Angaben des Sprechers der Fluggesellschaft, Chaled Kaei, ist das gerettete Mädchen 14 Jahre alt. Sie wurde in ein Krankenhaus gebracht. Kaei widersprach damit dem stellvertretenden Leiter der jemenitischen Flugaufsichtsbehörde, Mohammed Abdul Kader, der gesagt hat, ein fünf Jahre alter Junge sei gerettet worden. Auch fünf Leichen wurden neben Trümmern der Maschine entdeckt. Ein französischer Marineoffizier erklärte, der Airbus A310 sei 15 Kilometer nördlich der Küste abgestürzt. Laut dem französischen Verkehrsstaatssekretär Dominique Bussereau waren zuvor zwei Landeversuche gescheitert.

Bei den meisten Passagieren handelte es sich um Komorer aus Frankreich, die ihren Urlaub bei ihren Familien in der früheren französischen Kolonie verbringen wollten. Ein Großteil war am Montag aus Paris und Marseille in die jemenitische Hauptstadt Sanaa geflogen und dort in die Unglücksmaschine umgestiegen.

An dem Airbus A310 sei vor zwei Jahren „eine große Zahl von Mängeln“ festgestellt worden, erklärte Staatssekretär Bussereau. Die Maschine sei seitdem in Frankreich nicht mehr geflogen, wurde von Yemenia Air aber weiter eingesetzt. Bislang stand die Fluggesellschaft nicht auf der Schwarzen Liste der EU. Nun wird überprüft, ob sie in Europa verboten werden müsse, teilte EU-Verkehrskommissar Antonio Tajani mit.

Die komorische Gemeinde in Marseille erhob massive Vorwürfe gegen Yemenia Air, aber auch gegen die komorischen Behörden, die trotz Hinweisen auf Sicherheitsmängel nichts unternommen hätten. „Man setzt uns in Schrottmaschinen, die den Normen nicht entsprechen“, sagte Farid Soilihi, Präsident der Organisation SOS-Voyages mit Sitz in der französischen Hafenstadt. „Zum großen Unglück hat der komorische Staat nicht auf uns gehört. Nun ist geschehen, was wir vorhergesagt haben.“ Von „fliegenden Viehtransportern“ sprach der komorische Generalkonsul Stéphane Salord, und sagte, manche „Schrott-Airlines“ würden sich amüsieren, unsichere Maschinen einzusetzen.

Ob technische Mängel oder ein Pilotenfehler zur Katastrophe führten, war zunächst offen. Der Funkkontakt mit der Maschine sei fünf Minuten vor der geplanten Landung abgebrochen, sagte der Direktor des Flughafens von Moroni, Hadji Mohamed Ali. Der starke Wind mit Geschwindigkeiten bis zu 60 km/h erschwerte die Suche nach Opfern. Als kritisch wurden die Wetterverhältnisse von Experten aber nicht eingestuft.

Frankreich entsendete zwei in der Region patrouillierende Schiffe und eine Transall-Maschine an den Unglücksort. In Paris und Marseille wurden Krisenzentren eingerichtet. Die französische Luftfahrtermittlungsbehörde (BEA) und Airbus schickten Experten nach Moroni.

Die Komoren liegen rund 2.900 Kilometer südlich des Jemens im Indischen Ozean zwischen der Südostküste Afrikas und Madagaskar. Schon 1996 war vor dem Inselstaat ein Airbus A310 verunglückt. Die Maschine stand laut Airbus seit 1990 in Dienst und wurde seit 1999 von Yemenia Air betrieben.

Erst am 1. Juni war ein Airbus auf dem Weg von Rio de Janeiro nach Paris in den Atlantik gestürzt. Unter den 228 Opfern waren auch 28 Deutsche. Die französischen Ermittler wollen am Donnerstag einen ersten Zwischenbericht über diese Katastrophe vorlegen.