2500 Anwohner dürfen nicht in ihre Häuser. Am Dienstagabend gab es eine kontrollierte Sprengung, die Entschärfung war gescheitert.

München. Die Fliegerbombe im Münchner Stadtteil Schwabing ist gesprengt worden. Dies bestätigte ein Polizeisprecher. Wegen der hoch explosiven Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg hatten in der Nacht zum Dienstag 2500 Anwohner ihre Häuser verlassen müssen.

Gut 30 Stunden nach Entdecken des 250 Kilogramm schweren Blindgängers war noch immer unklar, wann das Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg unschädlich gemacht wird. Der Sicherheitsradius um den Fundort nahe der Münchner Freiheit wurde am Dienstagnachmittag auf 1.000 Meter erweitert. 2.500 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen.

Der Blindgänger war am Montag bei Bauarbeiten auf dem Gelände der ehemaligen Kultkneipe „Schwabinger 7“ gefunden worden. Für die Entschärfung reiste am Dienstag ein Experte einer Munitionsräumfirma aus Brandenburg an. Sprengmeister Günther Sobieralski erklärte zuvor auf einer Pressekonferenz, die Bombe sei aufgrund ihres komplizierten chemischen Langzeitzünders besonders gefährlich. „Schon ein kleiner Schlag könnte für eine Explosion ausreichen“, sagte er.

Zunächst wurden am frühen Dienstagabend Versuche unternommen, den Sprengkörper zu entschärfen. Mithilfe eines ferngesteuerten Spezialgeräts sollte der Zünder aus der Bombe gezogen werden. Dies scheiterte jedoch. Nun soll die Bombe kontrolliert gesprengt werden. Dazu wurden Tausende Sandsäcke bereitgestellt, die die Splitter infolge der Detonation abfangen sollten.

Das Gebiet war bereits am Montagabend weiträumig gesperrt worden. 600 Menschen kamen in Notunterkünften in drei Schulen und einer Akademie unter. Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) lobte die „unglaubliche Gelassenheit“ der Bevölkerung.

Das Rote Kreuz sprach von einer Ausnahmesituation. Mitarbeiter Sascha Neumeier erklärte, in seinen elf Jahren bei der Organisation habe er selten vergleichbare Einsätze gehabt. „Der letzte in der Art war der Papstbesuch“, beschrieb Neumeier die Dimension.

Alle Läden und Geschäfte in der Gefahrenzone blieben bis auf Weiteres geschlossen. Für den Verkehr wurde das Gebiet weiträumig abgesperrt. Die Sperrung sorgte am Dienstag für erhebliche Behinderungen, auf vielen Straßen in München gab es kein Durchkommen mehr. Am Nachmittag wurden zusätzlich zur Münchner Freiheit auch die U-Bahnhöfe Bonner Platz, Dietlindenstraße und Giselastraße geschlossen.

Auf dem Areal des früheren Szenelokals „Schwabinger 7“ werden zurzeit Dutzende Luxuswohnungen errichtet. Gegen den Abriss der Kultkneipe hatte es massiven Proteste gegeben. Mit Blick auf den Bombenfund sprach ein User auf Facebook von der „Rache der ’Schwabinger 7’“.

In den vergangenen zehn Jahren wurden in Bayern laut Innenministerium rund 340 Tonnen Blindgänger und andere Munitionsgegenstände gefunden. 2011 kam der bayerische Kampfmittelbeseitigungsdienst rund 1.000 Mal zum Einsatz. Dabei wurden mehr als 60 Tonnen Blindgänger beseitigt sowie 214 Spreng- und Splitterbomben mit insgesamt sieben Tonnen Explosivstoff entschärft. (dapd)