Die Staatsanwaltschaft spricht von einem „sehr komplizierten Tatort“. Es gab keine Hinweise auf eine Vernachlässigung der Kinder.

Dortmund. Drei Tage nach dem Tod von drei Kindern in Dortmund stellt sich die Staatsanwaltschaft auf ein Indizienverfahren ein. Unterdessen teilte die Stadtverwaltung Dortmund am Montag mit, dass das Jugendamt die türkischstämmige Familie seit Februar dieses Jahres betreute. Die 29-jährige Lebensgefährtin des Vaters der Kinder sitzt weiter als Tatverdächtige in Untersuchungshaft. Ihr wird Mord und besonders schwere Brandstiftung vorgeworfen, sie bestreitet die Anschuldigungen. Die Staatsanwaltschaft forderte inzwischen auch die Akten über den Tod der leiblichen Mutter im Jahr 2009 an.

„Wir warten auf eine Reihe von Ergebnissen verschiedener kriminaltechnischer Untersuchungen. Es ist ein komplizierter Tatort“, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft auf dapd-Anfrage. Die Behörde teilte weiter mit, dass die Tatverdächtige zum Zeitpunkt der Festnahme am Freitag eine Schnittwunde hatte. Wo sich diese am Körper befand, wollte die Sprecherin aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen.

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Die Stadt Dortmund wandte sich mit einer Mitteilung an die Öffentlichkeit. „Anlass für die Kontakte des Jugendamtes ab Februar 2012 war eine vorübergehende Abwesenheit des Vaters“, heißt es in der Mitteilung. Nähere Erläuterungen, zum Beispiel zur Dauer dieses Fortbleibens von der Familie, wurden mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen nicht gemacht. Am 29. Februar hatte es in der früheren Wohnung der Familie im selben Haus zum ersten Mal gebrannt. Die Ermittlungen ergaben, dass ein Kind mit Feuer gespielt hatte.

Seitdem stand das Jugendamt „im beraterischen Kontakt mit der Familie“. Es habe auch ein kontinuierlicher Austausch der Behörde mit den Schulen und der Kindertageseinrichtung bestanden. Die Fachleute hatten jedoch zu keinem Zeitpunkt Erkenntnisse, die auf eine Vernachlässigung oder Kindeswohlgefährdung hindeuteten. Den Angaben zufolge hatte die Behörde bereits im September 2011 Kenntnis davon, dass der Vater mit seinen drei Kindern nach Dortmund gezogen war. „Es wird darum gehen, die familiären Lebensumstände aufzuklären, soweit sie im Rahmen der Jugendhilfe bekannt geworden sind“, sagte der Dortmunder Oberbürgermeister Ullrich Sierau (SPD).

Die Ermittler nehmen jetzt auch den Tod der leiblichen Mutter der getöteten Kinder im sauerländischen Werdohl in den Fokus. „Wir haben die Akten bei der zuständigen Staatsanwaltschaft Hagen angefordert“, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft in Dortmund. Die 28-jährige Mutter habe sich ausgesperrt und sei bei dem Versuch, über eine Balkonbrüstung zu ihrem damals einjährigen Kind zu gelangen, in den Tod gestürzt.

Am Freitag waren die drei bei einem Brand aufgefundenen Kinder im Alter von vier, zehn und zwölf Jahren einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen.

(dapd)