Der Prozess gegen den Inzest-Täter von Amstetten, Josef Fritzl, nahm heute Morgen heute überraschende Wendung. Der 73-Jährige bekannte sich in allen Anklagepunkten für schuldig. Angeblich saß sogar seine Tochter mit im Gerichtssaal, allerdings versteckt. Bilder zum Fall Amstetten. Bilder zum Prozess des Inzest-Täters.

Sankt Pölten. Der dritte Prozesstag am Landgericht Sankt Pölten nahm heute Morgen eine überraschende Wendung. Der wegen Inzests, Nötigung, Freiheitsberaubung, Mord, Vergewaltigung und Sklavenhandel angeklagte Josef Fritzl (73) hat sich in allen Anklagepunkten für schuldig bekannt. Er räumte nun auch die Vorwürfe Mord durch Unterlassen und Sklaverei ein. Er gab an, dass ihn das Video seiner Tochter dazu bewegt hatte, ein volles Geständnis abzulegen. Diese hatte rund elf Stunden lang gegen ihn ausgesagt. Das Urteil soll morgen gefällt werden. Fritzl droht die Einweisung in eine geschlossene Anstalt.

Nachdem der Prozess gestern im Zeichen der Opfer stand, sollen heute die psychologischen Gutachten vorgelegt werden. Geplant war das Gutachten einer Psychiaterin, die Fritzl eine schwere Persönlichkeitsstörung bescheinigt hat. Außerdem sollten technische Expertisen zu den Gegebenheiten in dem Kellerverlies verlesen werden. Zur Verhandlung war zum ersten Mal wieder die Öffentlichkeit zugelassen. Diese durfte aus Rücksicht auf die Opfer an den letzten beiden Tagen nicht am Prozess teilnehmen.

Am Montag hatte der Rentner ein Teilgeständnis abgelegt. Er bekannte sich der Freiheitsberaubung, Nötigung und des Inzestes für schuldig, gab jedoch an, kein Mörder und Sklavenhändler zu sein. Bislang wurde mit einem Urteil für Donnerstag gerechnet, das volle Geständnis konnte das Verfahren nun jedoch beschleunigen.

Fritzl hatte seine Tochter 24 Jahre lang gefangen gehalten und sie sieben Mal geschwängert. Ihre Kinder kamen zwischen 1988 und 2002 zur Welt. Eines starb zwei Tage nach der Geburt, Fritzl hatte es in einem Ofen verbrannt. Darauf bezieht sich der Mordvorwurf, da das Baby nach Auffassung der Anklage möglicherweise hätte gerettet werden können, wenn Fritzl Hilfe ermöglicht hätte.

Drei der Kinder ermöglichte er ein Leben an der Oberfläche. Er holte sie im Babyalter nach oben und zog sie gemeinsam mit seiner Frau auf. Seiner Familie und Nachbarn hatte er erzählt, seine Tochter sei weggelaufen und habe ihm immer wieder Kinder vor die Tür gelegt, weil sie diese nicht großziehen könne.

Dabei spielten sich hinter einer mit Code gesichterten Stahltür ganz andere Szenen ab. Die drei anderen Inzest-Kinder blieben mit ihrer Mutter im Keller des Mehrfamilienhauses in Amstetten eingesperrt. Erst im April letzten Jahres endete das Drama, da die älteste Tochter schwer erkrankt in ein Krankenhaus gebracht werden musste. Der Fall flog auf.

Fritzls Tochter lebt mittlerweile mit ihren sechs Kindern unter einer anderen Identität an einem unbekannten Ort. Es wird sicherlich noch Jahre dauern, bis sie dieses Trauma überhaupt ansatzweise verarbeitet hat.