Am Mittwoch wurde in Winnenden die „Stiftung gegen Gewalt an Schulen“ gegründet.

Winnenden. Trauer um die 15 Getöteten und Hoffnung auf eine gewaltfreiere Zukunft, Gegenwind von der Waffenlobby und Zuspruch vom Bundespräsidenten – zwischen diesen Polen bewegen sich auch noch acht Monate nach dem Amoklauf von Winnenden und Wendlingen viele Hinterbliebene. Am Mittwoch haben sie in Winnenden (Baden-Württemberg) die „Stiftung gegen Gewalt an Schulen“ gegründet. Damit wollen sie langfristig an die Opfer erinnern, aber auch weitere Amokläufe verhindern. Unterstützung bekommen sie dabei von Baden- Württembergs Innenminister Heribert Rech (CDU), der die Schirmherrschaft übernommen hat.

Schon beim Gottesdienst, mit dem die Gründungsfeier begann, wurden die beiden Extreme deutlich, zwischen denen sich viele Betroffene befinden. Die „Sprachlosigkeit“ über das Geschehene habe die Stiftungsgründer zusammengebracht. Aber sie wollten nicht sprachlos bleiben, sondern die Gesellschaft verändern, sagte Kirchenrat Georg Eberhardt. Die Stiftung untersteht der Aufsicht der Evangelischen Landeskirche, der Gottesdienst fand aber in einer katholischen Kirche statt. Und während eine ehemalige Schülerin in einer Fürbitte mit der Fassung kämpfte, gab sich Gisela Mayer, Mutter einer getöteten Lehrerin, kämpferisch: „Gib uns die Kraft und die Deutlichkeit der Sprache, um die Gesellschaft zu verändern.“

Und verändern wollen sie viel: Mit den Stiftungsgeldern sollen unter anderem psychologisch betreute Notrufe für Eltern und Schüler, Fortbildungen für Lehrer und Klassenwettbewerbe um die besten Gewaltpräventionsprogramme finanziert werden. Zudem soll es eine Musterschule geben, die zum einen bautechnisch besonders sicher ist, aber auch von einem besseren Miteinander der Schüler und Lehrer leben soll. „Die Vermittlung von Werten und Empathie sollen im Vordergrund stehen“, sagte Hardy Schober bei der Gründungsfeier. Der Vater einer getöteten Tochter war bislang Sprecher des nun in die Stiftung übergegangenen „Aktionsbündnisses Amoklauf“, deren Vorstand er künftig ist. Die Gründung einer Stiftung sei notwendig geworden, um langfristig die Ziele erreichen zu können. Man wolle damit ein „solides Fundament“ schaffen. „Wenn es die Stiftung in 100 Jahren noch gibt, bin ich sehr stolz.“

Ebenso stolz konnte er berichten, dass die Stiftung mittlerweile über ein Kapital von 100.000 Euro verfüge. In einem Jahr soll eine Million Euro zusammenkommen. Rund 20 Stiftungsgründer unterzeichneten am Abend eine Urkunde. Unter ihnen waren aber nur wenige direkt Betroffene, so wie beispielsweise der Freund einer getöteten Lehrerin oder Gisela Mayer, die Mutter. Einen Teil des Geldes gab Schober gleich am ersten Tag weiter: Die Rektorin der Albertville-Realschule, Astrid Hahn, erhielt eine Spende von 5000 Euro. „Wir werden noch viel Gutes bewegen können“, sagte sie.

Hoffnungsvoll zeigten sich auch ehemalige Schüler zum Abschluss der Gründungsfeier: Nach vielen eher traurigen Solo-Stücken zur Erinnerung an die Toten sangen die Jugendlichen die neue, rockige Hymne: „Wir geben niemals auf.“