Neu-Delhi. Es dürfte einer der größten Stromausfälle aller Zeiten in Indien sein. Im Norden des Landes ist gestern erneut die Stromversorgung wegen Überlastung der Netze komplett zusammengebrochen. Über 600 Millionen Menschen, etwa die Hälfte der Bevölkerung, waren ohne Elektrizität.

U-Bahnen und Züge in der Hauptstadt Neu-Delhi und in der Metropole Kalkutta blieben stehen. Tausende Fahrgäste strömten aus den Bahnhöfen. In den Bürotürmen der Städte wurden Dieselgeneratoren angeworfen, der Verkehr kam zum Erliegen, Klimaanlagen fielen aus, in Krankenhäusern ging das Licht aus. Die großen Industriewerke stiegen auf Diesel um. AufZechen wurden Bergleute in ihren Gruben eingeschlossen.

Ein Dutzend Bundesstaaten von Assam an der chinesischen Grenze über die Himalaja-Region bis Radjasthan waren betroffen. Bereits am Montag waren mehr als 300 Millionen Menschen bis zu zwölf Stunden ohne Elektrizität. Energieminister Sushil Kumar Shinde machte die Unionsstaaten verantwortlich, die mehr als die ihnen zustehende Menge an Elektrizität abgefragt hätten. "Ich habe mich mit Vertretern der regionalen Energieversorger getroffen und angeordnet, dass jene bestraft werden sollen, die ihren Anteil überzogen haben. Ihre Zuteilung könnte gekürzt worden."

Neben maroden Straßen und Eisenbahnstrecken ist der Energiemangel mit am größten - für die drittgrößte Volkswirtschaft Asiens.