Bruno Dobelmanns Traum, den Bodensee schwimmend zu durchqueren, ist zum zweiten Mal geplatzt. Starke Gewitter machten das Unterfangen fast unmöglich.

Bodman. Die Niederlage muss er erst einmal verkraften: Extremschwimmer Bruno „Orca“ Dobelmann ist zum zweiten Mal bei seinem Weltrekordversuch, den Bodensee schwimmend zu queren, gescheitert. Nach 14 Stunden im Wasser und gerade einmal 16 zurückgelegten Kilometern hieß es am späten Dienstagabend „Abbruch! Feierabend!“

Der 53-Jährige sei nach Gewitter, Starkregen, Wellen und Wind „mental ausgepowert“ gewesen, sagte sein Manager Oliver Halder noch in der Nacht. Dobelmann war nach einem Drittel der Strecke in Unteruhldingen völlig geknickt aus dem Wasser gestiegen.

Zehn Stunden später herrscht im Teamlager Dobelmann immer noch schlechte Stimmung: „Uns geht es beschissen“, sagte Halder am Mittwochmorgen. Alle müssten die Niederlage erst einmal wegstecken. Der logistische Aufwand für den Weltrekordversuch sei enorm gewesen. „Sponsoren gesucht, Boot gemietet, Urlaub genommen“, zählte Halder auf.

Mit „Orca“ sei nach dem Abbruch gar nichts mehr anzufangen gewesen. Er habe nur noch auf sein Hotelzimmer gewollt. Für Fragen stehe er nicht zur Verfügung. „Klitschko interviewt man ja auch nicht, wenn er am Boden liegt“, sagte Halder.

Dabei hatte am Dienstagmorgen alles noch gut begonnen: Mit mehreren Schichten Vaseline und Sonnencreme eingefettet, watete Dobelmann bei schönstem Sonnenschein hoch motiviert ins 19 Grad warme Wasser. „Wir sehen uns in Bregenz“, rief er, bevor er sich in den See stürzte und los kraulte.

Sein ambitioniertes Ziel: Er wollte den See als erster ohne Neoprenanzug und nur mit Badehose bekleidet in Längsrichtung von Bodman aus kraulend durchqueren. 64 Kilometer in 28 bis 30 Stunden ohne Pause. Mittwochmittag wollte er in Österreich wieder an Land gehen. Sein Wunsch als Belohnung: „Ein Kasten Bier.“

Am späten Dienstagnachmittag zogen in Höhe Konstanz und Überlingen jedoch starke Gewitter auf, gegen die der Schwimmer zunächst tapfer ankämpfte. Doch dann fiel an Bord des Begleitbootes die gesamte Technik aus. Auch die Lichter, die Orca den Weg gedeutet hatten, gingen aus. „Das war ein erheblicher Motivationsdämpfer für ihn“, sagte Halder. „Er hat die Unruhe auf dem Boot mitbekommen, die Routine war weg.“

Um dem Gewitter zu entkommen, habe der Skipper vorgeschlagen, die Bucht enger zu nehmen als geplant. „Das hat Bruno wegen stärkerer Strömung drei Stunden gekostet“, sagte Halder. Irgendwann sei klar gewesen: Aus den geplanten 30 Stunden bis zum Ziel werden locker 40 Stunden im Wasser. „Das war dann zu viel.“

Dabei war „Orca“, wie ihn Freunde angelehnt an das lateinische Wort für Schwertwal nennen, „körperlich gut drauf“. Er habe keine Schmerzmittel gebraucht, die Schultern hätten nur mäßig geschmerzt.

Erst im Mai hatte Dobelmann seinen ersten Weltrekordversuch im Bodensee aufgegeben: In Höhe Hagnau brach er bei Kilometer 28 wegen massiver Blasenprobleme ab. Diesmal sollte es klappen. „Durchhalten, egal was kommt“ – das war „Orcas“ Devise.

Einen dritten Versuch soll es Halder zufolge nicht geben. Das zweimalige Versagen habe Spuren hinterlassen. „Bei Bruno kann das nächste Woche aber schon wieder ganz anders aussehen. Wer weiß, was da noch für verrückte Sachen kommen.“