Mit einem Gewicht von 110 Kilo hat Dobelmann schon einigen Speck auf den Rippen. Deshalb will er den Bodensee ohne Neopren-Anzug durchqueren.

Bodman. Extremschwimmer Bruno "Orca“ Dobelmann ist am Dienstag zum zweiten Mal ins Wasser gestiegen, um den Bodensee nonstop in seiner Längsrichtung zu durchschwimmen. Um 08.38 Uhr ging er im Strandbad Bodman-Ludwigshafen die letzten Schritte über den Sand, nachdem er sich für die Vorbereitung reichlich Zeit genommen hat: „Lasst mir noch ein paar Minuten“, bat er seinen Manager und Freund Oliver Halder. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits fertig eingecremt und mit Messsonden versehen.

„Ich versuche es in Badehose, denn man muss immer etwas Neues probieren“, sagte der Stuttgarter Dobelmann. Im Neopren-Anzug wäre die Reise bis Bregenz einfacher, so muss er die Körpertemperatur durch die eigene Bewegung konstant halten. Besonders akribisch strich sich der 110-Kilo-Mann die Füße mit Vaseline ein – und das Hinterteil bis ins Detail, „denn über die Füße und den Bürzel“, wie er sagt, „steigt die Kälte auf“. Die Fehler des ersten Versuchs im Mai möchte Dobelmann unbedingt vermeiden.

Im Mai musste der Extremschwimmer vorzeitig aufgeben, die Blase hatte sich verkrampft und Rückenschmerzen kamen hinzu. Nach 28 Kilometern stieg er in Hagnau aus dem Wasser. Dieses Mal möchte er die 64 Kilometer bis Bregenz durchhalten, 28 Stunden sind als Schwimmzeit kalkuliert. Am Mittwoch um die Mittagszeit hofft er, in Vorarlberg an Land gehen zu können.

Begleitet wird Dobelmann von Manager und Freund Oliver Halder, dessen Frau Carina Halder, die stündlich hoch dosiertes Kohlenhydrat-Gel zureicht, einem Kameramann (Mario Raster), einem Bootsführer (Roland Löwenberg) und dem Arzt Dr. Beat Knechtle aus St. Gallen. Das Begleitboot, eine Motorjacht, gibt dem Schwimmer die Richtung vor. Dobelmann wiederum steuert mit seinem gemächlichen Kraulstil und der Zweieratmung das Tempo.

Beat Knechtle betreut in Zusammenarbeit mit der Universität Zürich die medizinischen Untersuchungen. Die Messsonden an den Hand- und Fußgelenken, dem Kopf und am besagten Bürzel messen die Körpertemperatur in der Peripherie und im Kern. Beim ersten Versuch im Mai zeigte sich, dass „während des Schwimmens zu keiner Zeit eine Unterkühlung vorgelegen hat“, wie es im medizinischen Bericht heißt. „Somit ist klar, dass schlussendlich nur die Blasenmuskulatur, die wohl leider vom aufgeheizten Kern nicht so viel mitbekommen hatte, dem Ganzen einen Strich durch die Rechnung machte.“

„Beim Langstreckenschwimmen im offenen Gewässer wird das Fett zentral“, sagt der Arzt Knechtle, der selbst gerne den 3-fachen Ironman mit 40 Stunden Wettkampfdauer absolviert. „Ich würde erfrieren im See. Das Fett schützt, es ist eine Lebensversicherung: Es ist Betriebsstoff und Isolation zugleich“. Fett hat Dobermann mit seinem enormen Bauch und den 110 Kilogramm genug. Die Wasserlage ist vielleicht nicht optimal, aber „er wird nie schnell“, sagt Knechtle. „Er muss einfach Arm um Arm nach vorne schmeißen, bis er fertig ist.“