Knapp eine Woche nach seiner Entführung in Tschechien ist das auch mit Hilfe sächsischer Ermittler gesuchte Baby in Rheinland-Pfalz gefunden worden. Der Säugling wurde in Neuwied bei Koblenz in Obhut genommen. Er war am 4. Juli in Usti nad Labem (Aussig) aus dem Kinderwagen gezerrt und verschleppt worden.

Dresden. Schneller Fahndungserfolg im Fall des in Tschechien entführten Babys: Das vor wenigen Tagen in Usti nad Labem aus einem Kinderwagen gerissene Kind ist in Rheinland-Pfalz gefunden worden. Dem Kind gehe es gut, sagte ein Sprecher des sächsischen Landeskriminalamtes am Dienstag in Dresden. Es habe mehrere vorläufige Festnahmen gegeben. Nach Angaben der Polizei in Koblenz sind die mutmaßlichen Täter im Raum Neuwied gefasst worden. Es habe dort einen Polizeieinsatz gegeben, sagte eine Sprecherin der Nachrichtenagentur dapd. Wie die „Bild“-Zeitung unter Berufung auf die tschechische Polizei berichtete, wurden ein deutscher Mann und zwei Frauen festgenommen. Die kleine Michala ist in Sicherheit.

Die Staatsanwaltschaft Dresden hat wegen der Entführung des Babys Haftbefehle gegen zwei Tatverdächtige beantragt. Es gehe um den Verdacht der Entziehung Minderjähriger, sagte ein Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA) Sachsen der Nachrichtenagentur dpa am Dienstag. Die Beschuldigten gehören zu den bei der Entdeckung eines Säuglings in Neuwied Festgenommenen. Nähere Angaben machten weder LKA noch Staatsanwaltschaft. Die tschechischen Polizei geht davon aus, dass es sich bei dem Baby um das entführte Mädchen handelt.

Das Baby war am vergangenen Mittwoch in der Stadt Usti nahe der sächsisch-tschechischen Grenze vor den Augen seiner Mutter aus dem Kinderwagen gerissen worden. Der Täter war mit einer weiteren Person in einem Auto Richtung Deutschland geflohen. Erste Hinweise deuteten darauf hin, dass es sich beim Täter um einen Deutschen handelt.

Auf Bitte der tschechischen Polizei starteten die Ermittler in Sachsen Ende der Woche eine groß angelegte Öffentlichkeitsfahndung. Das Landeskriminalamt (LKA) in Dresden richtete eine Sonderkommission „Globus“ ein. LKA-Sprecher Tom Bernhardt sagte, das Baby habe am Montagabend „gesund und wohlbehalten“ in Obhut genommen werden können. Der Aufenthaltsort sei in Zusammenarbeit mit der Polizei mehrerer Bundesländer ermittelt worden.

Zum Fahndungserfolg führten nach den Angaben Ermittlungen zum vom Tatverdächtigen genutzten Fahrzeug.

In Ermittlerkreisen in Dresden hieß es, die Familie des kleinen Mädchens sei überglücklich und erleichtert. Die Mutter sei bereits auf dem Weg nach Deutschland, um ihr Baby in Empfang zu nehmen. Das kleine Mädchen war erst vor gut drei Wochen auf die Welt gekommen.

Der Großvater der drei Wochen alten Michala Janova sagte dem Sender CT24: „Wir wissen bisher nur, dass sie gefunden und gesund ist. Und darüber sind wir überglücklich.“

Die Polizei blieb in ihrer Pressekonferenz hingegen wortkarg. Mit Rücksicht auf die Familie und laufende Ermittlungen wolle man vorerst keine Details bekanntgeben, wich Polizeichef Danyluk konkreten Journalistenfragen immer wieder aus. So wollte er auch nicht beantworten, ob die Eltern das Kind bereits identifiziert hätten oder dies unmittelbar bevorstehe.

Immerhin bestätigte Danyluk Medieninformationen, dass die deutsche Polizei vier mutmaßliche Täter festgenommen habe. „Es sind Deutsche“, antwortete er erst auf mehrfaches Drängen der Journalisten. Er verweigerte aber alle weiteren Angaben zu ihrer Identität. Dafür lobte er mehrfach die „hoch professionelle Zusammenarbeit mit den deutschen Kollegen“.

Mit Material von dpa und dapd