Knapp eine Woche bangte eine junge tschechische Mutter um ihr Baby. Auch in Deutschland wurde fieberhaft nach ihm gesucht. Im fast 600 Kilometer entfernten Rheinland-Pfalz wurden die Fahnder jetzt fündig.

Dresden. Glückliches Ende einer Odyssee: Ein vor knapp einer Woche in Tschechien entführtes Baby ist gefunden. Der Säugling wurde nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa vom Dienstag im rund 600 Kilometer entfernten Neuwied bei Koblenz (Rheinland-Pfalz) in Obhut genommen. Das knapp drei Wochen alte Mädchen war am 4. Juli in Usti nad Labem (Aussig) aus dem Kinderwagen gezerrt und verschleppt worden – vor den Augen der Mutter. „Bild.de“ hatte zuerst berichtet, dass das Kind in Rheinland-Pfalz gefunden wurde.

Das Landeskriminalamt (LKA) Sachsen und die Staatsanwaltschaft Dresden teilten mit, dass deutsche Ermittler ein Baby wohlbehalten an sich genommen hätten. Die Behörden gehen mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus, dass es das gesuchte Kind ist. „Die Identität wird derzeit noch geklärt“, sagte ein Sprecher. Angaben zum Fundort machten die Behörden in Dresden nicht. Die sächsischen Behörden hatten bei den Ermittlungen geholfen.

Laut „Bild.de“ wurden ein Mann – ein Deutscher – und zwei Frauen festgenommen, die Ermittler in Dresden sprachen lediglich von der Festnahme mehrerer Tatverdächtiger. Das Fluchtauto habe zum Fahndungserfolg geführt, sagte der LKA-Sprecher. Eine Überwachungskamera hatte den schwarzen Geländewagen mit gestohlenen tschechischen Kennzeichen auf der D8 Prag-Dresden nahe der Grenze aufgenommen. Nach Angaben der Mutter hatte der Entführer tschechisch mit starkem deutschen Akzent gesprochen.

Die tschechische Polizei hatte daraufhin die deutschen Kollegen um Fahndungshilfe gebeten, die Staatsanwaltschaft Dresden ein Verfahren wegen Entziehung Minderjähriger eingeleitet. Das LKA Sachsen bildete eine Sonderkommission namens „Globus“, die nun nach Angaben des Sprechers Hintergründe und Motive der Tat aufarbeiten werde.

Ein Mann soll den Säugling am vergangenen Mittwoch vor den Augen der Mutter aus dem Kinderwagen gerissen haben und damit in einem schwarzen Geländewagen auf der Autobahn gen Deutschland davongerast sein. Eine Überwachungskamera hatte das mutmaßliche Fluchtauto mit dem Kennzeichen 3U1 4474 auf der Autobahn Prag-Dresden (D8) nahe der Grenze aufgenommen. „Die tschechischen Kennzeichen wurden kurz vor der Tat gestohlen“, sagte der LKA-Sprecher.

Wo das Kind und der Entführer blieben, war lange unklar. Unklar war zunächst auch, ob der Wagen überhaupt über die deutsche Grenze kam. Spekulationen, wonach der Wagen in Weißrussland gesehen wurde, wurden weder dementiert noch bestätigt. Nach Aussagen der Mutter hatte der Entführer tschechisch mit starkem deutschen Akzent gesprochen.

Die tschechischen Behörden hatten daher die deutschen Kollegen sofort um Fahndungshilfe gebeten. Laut ihrer Suchmeldung hatte im Auto noch eine zweite Person gewartet – Mann oder Frau. Das LKA hatte am Freitag Sachsens Bevölkerung zur Mithilfe gebeten. Zehn Hinweise aus dem Bundesgebiet gingen ein, sagte der LKA-Sprecher. „Ein heißer Tipp war nicht dabei“. Nun ist das Baby endlich in Sicherheit.

Mit Material von dpa und dapd