Das 15-jährige Mädchen leidet an einer aggressiven Form von Blutkrebs und benötigt dringend eine Stammzellspende. Hilfsaktion am 14. Juli.

Haseldorf. Toni ist 15 Jahre alt. Zu ihrem Geburtstag im Oktober wünscht sich die Schülerin aus Haseldorf nichts sehnlicher, als einfach zu Hause zu sein. Sie möchte am Frühstücktisch sitzen. Mit ihrer Mutter und ihren drei Geschwistern über ihre Nachmittagspläne sprechen. Am Abend vielleicht mit ihrer Freundin Lea ins Kino gehen. Eben so, wie es noch vor knapp zwei Monaten war. So wie es war, bevor Toni am 14. Mai mit grippeähnlichen Symptomen die Praxis von Hausärztin Dr. Susanne Faas-Ramm betrat. Denn zwei Tage später stand fest: Toni hat Leukämie. Und zwar eine aggressive Form des Blutkrebses. Statt wie bei den meisten Leukämie-Patienten bildet ihr Körper nicht zu viele weiße Blutkörperchen, sondern viel zu wenige.

"Sie hatte damals sehr hohes Fieber und sah unglaublich blass aus, als sie zu mir kam", erinnert sich Dr. Susanne Faas-Ramm. Die Haseldorfer Ärztin kennt das Mädchen seit 14 Jahren. Deshalb wusste sie auch um ihre Vorgeschichte und ließ vorsorglich das Blut untersuchen. Das brachte die schreckliche Gewissheit. Wieder Krebs. Denn im Alter von acht Monaten diagnostizierten die Ärzte bereits einmal bei Toni diese Krankheit. Mit Chemotherapien kämpfte man gegen die Tumorzellen und um Tonis Leben. Nach zweieinhalb Jahren war vollbracht, an was die Ärzte schon nicht mehr glauben wollten: Toni war wieder gesund.

Noch einmal kämpfen, noch einmal gewinnen und das Wunder, wie es ihre Schwester Julia nennt, wiederholen - darauf hofft ihre Familie. Und sie stehen nicht allein da. Seit vor zehn Tagen klar wurde, dass diesmal Chemotherapien nicht ausreichen werden und Toni dringend einen passenden Stammzellspender braucht, rollt eine Welle der Hilfsbereitschaft durch die ganze Region. Zusammen macht man mobil, versucht so viele Freiwillige wie möglich am Sonnabend, 14. Juli, in die Haseldorfer Turnhalle, Kremperrege 1, zu locken. Die Hoffnung ist, dass sich darunter der passende Spender befindet. Wer Toni helfen möchte, kann sich dort in der Zeit von 10 bis 16 Uhr typisieren lassen.

+++ So können Sie helfen +++

Die Aktion soll zu einem so großen Erfolg werden, wie vor einem Jahr im Fall des an Krebs erkrankten Kevin aus Moorrege, dessen Hilferufe 3100 Menschen folgten und der heute als geheilt gilt. Deshalb packen alle mit an. Die Haseldorfer Feuerwehr übernimmt die Straßensperrung. Die Dorfjugend legt die Halle, die nicht mit Schuhen betreten werden darf, mit Teppich aus. Die Tennisabteilung steht bereit, um die Registrierungstische zu besetzen. Landrat Oliver Stolz und Udo Prinz von Schoenaich-Carolath-Schilden haben die Schirmherrschaft übernommen. Die Landfrauen sind dabei. Die Fußballer haben gespendet. Etliche der 1693 Einwohner zählenden Gemeinde haben sich bereit erklärt, Kuchen zu backen. Jeden Tag melden sich bei Dr. Susanne Faas-Ramm Helfer, die bereit sind Blut abzunehmen. 21 Ärzte, Sanitäter und Arzthelfer haben zugesagt. Sie braucht aber noch mehr. Denn sie will auf keinen Fall, dass auch nur einer aufgrund langer Wartenzeiten geht, bevor er die nötige und lebensrettende Blutprobe abgegeben hat. Außer der Internistin gehören Freunde und Nachbarn der Familie zum zehnköpfigen Organisationsteam. Darunter ist auch Julia.

Tonis große Schwester war in Australien, als sie die Nachricht erreichte. Sie brach ihren Auslandsaufenthalt sofort ab. Jetzt schmeißt die 20-Jährige den Haushalt, während Mama Birgit am Krankenbett von Toni ausharrt. "Meine Schwester hat Angst. Sie möchte auf keinen Fall alleine sein. Deshalb schläft meine Mutter im UKE", sagt Julia. Seit der Diagnose ist Toni in der Klinik. Zwei Chemotherapien hat sie bereits überstanden. Eine dritte wollen die Ärzte vermeiden.

"Es schwächt sie jedes Mal sehr", sagt Julia, die Toni jeden Tag besucht. Dann sprechen sie nicht über die Krankheit. Auch nicht über die Typisierungsaktion. Toni redet viel lieber mit ihrer Schwester über ihre Lieblingsserie "Grey's Anatomy". Julia: "Wenn es ihr gut geht, dann malen wir auch zusammen oder ich erzähle ihr von Australien." Eben so, als wäre alles ganz normal. So wie es sich Toni wünscht.