Übelkeit statt weihnachtlicher Stimmung - ein Unbekannter hat in Berlin giftigen Schnaps an Weihnachtsmarktbesucher verteilt. Motiv ist unklar.

Berlin. Gift statt Glühwein: Wildfremden Menschen soll ein Mann auf zwei Berliner Weihnachtsmärkten giftige Getränke angeboten haben. Fünf Menschen wurde am Donnerstagabend schlecht, einige litten unter Bewusstseinsstörungen, wie die Polizei am Freitag mitteilte. Zwei Frauen mussten stationär im Krankenhaus behandelt werden. Das Motiv für die Vergiftungen war zunächst noch völlig unklar. Die Polizei rät nun für den adventlichen Weihnachtsmarktbesuch zu erhöhter Aufmerksamkeit. Ein Sprecher warnte generell davor, von wildfremden Leuten Getränke welcher Art auch immer anzunehmen. Wer entsprechendes beobachte, sollte am besten sofort die Polizei verständigen.

Der unbekannte Mann bot zunächst gegen 17.00 Uhr auf dem Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche einem 26 Jahre alten Studenten und seiner 24 Jahre alten Begleiterin kleine Schnapsfläschchen an. Er erzählte von der angeblichen Geburt seiner Tochter. Kurz nach dem Trinken litten die beiden Studenten unter starken Krampfanfällen und Erbrechen. Die 24-Jährige wurde bewusstlos und musste stationär ins Krankenhaus gebracht werden. Sie konnte am Freitagmorgen aber wieder entlassen werden.

Stunden später gegen 21.00 Uhr bot offenbar der gleiche Mann nach demselben Muster drei jungen Frauen auf einem Weihnachtsmarkt am Alexanderplatz Schnapsfläschchen an. Wieder erzählte er seine Geschichte von der angeblichen Geburt. Alle drei mussten sich anschließend übergeben und litten unter Bewusstseinsstörungen. Eine der Frauen wurde stationär in einem Krankenhaus behandelt. Auch sie konnte am Freitagmorgen wieder entlassen werden.

Worum es sich bei der Substanz, die den Getränken vermutlich beigemischt worden war, handelte, war zunächst unklar. Die Polizei stellte aber einige der Fläschchen sicher. Sie würden zusammen mit entnommenen Blutproben untersucht, sagte ein Polizeisprecher. Mit einem Ergebnis sei in dieser Woche aber nicht mehr zu rechnen.

In verschiedenen Medien wurde spekuliert, dass der Unbekannte die Getränke mit sogenannten K.O.-Tropfen versetzt haben soll. Sie beriefen sich dabei auf Ermittler. Ein Polizeisprecher bestätigte dies nicht direkt, sagte aber: „Das geht sicher in die richtige Richtung.“ Allerdings sei die Bezeichnung „K.O.-Tropfen“ ein Sammelname für verschiedene Substanzen.

Die Tropfen werden nach seinen Angaben oft im Zusammenhang mit Sexual- oder Raubtaten eingesetzt. Insbesondere in Diskotheken seien in der Vergangenheit immer wieder junge Frauen damit betäubt worden. Täter nutzten die Bewusstlosigkeit dann für sexuelle Angriffe aus, an die sich die Frauen hinterher meist nicht mehr erinnern können. Auch für Raubüberfälle nutzten Täter mitunter den Filmriss, den K.O.-Tropfen verursachten.

„Auf den belebten Weihnachtsmärkten hätte den Menschen aber gar nichts weiter getan werden können“, so der Sprecher weiter. Der Mann war nach seinen Taten jeweils in der Menge verschwunden.

Bislang gibt es noch keine konkreten Hinweise auf den mutmaßlichen Täter. Der Mann soll etwa Mitte 40 sein und kurze, dunkelblonde Haare haben. Die Betroffenen wurden befragt. Zu den Ergebnissen wollte die Polizei zunächst aber nichts sagen. „Wir hoffen auf weitere Zeugen und sind sicher, welche zu finden“, sagte der Sprecher.

Für die Weihnachtsmarkthändler kommt der Vorfall mitten in der Adventszeit zur Unzeit. „Jeder Vorfall dieser Art ist sehr bedauerlich“, sagte der Sprecher der Berliner Marketingagentur VisitBerlin, Christian Tänzler. Er hoffe, dass es den Betroffenen schnell wieder besser gehe. Auch Tänzler warnte davor, von fremden Menschen irgendwelche Getränke anzunehmen. „Es gibt genug Angebote an alkoholischen und nicht-alkoholischen Getränken von seriösen Händlern“, meinte Tänzler.

Eines müsse aber auch klar sein, sagte der Marketingexperte: „In der ausgelassenen Stimmung der Weihnachtsmärkte mit vielen Menschen können Händler gar nicht darauf achten, wer da noch irgendwo etwas verteilt.“ Auch ein Polizeisprecher erklärte, dass es keine umfassenden Kontrollen gegen solche Einzelfälle geben könne.