Die Polizei warnt dringend davor, von Fremden angebotene Getränke anzunehmen. Der vergiftete Schnaps ruft Übelkeit und Krampfanfälle hervor.

Berlin. Nach den Giftattacken auf Berliner Weihnachtsmärkten ergreift ein Betreiber selbst die Initiative. „Ich biete eine Belohnung von 1000 Euro für den entscheidenden Hinweis oder die Ergreifung des Täters“, sagte der Chef eines Weihnachtsmarktes, Charles Blume, am Dienstag. Er bestätigte damit einen Bericht der „Bild“-Zeitung. Er habe auf seinem Markt außerdem die Zahl der Sicherheitskräfte verdoppelt, zwei zusätzliche Sanitäter und zwei Lockvögel eingestellt.

Sie sollen den Unbekannten aufspüren, der seit Mittwoch vergangener Woche auf drei Weihnachtsmärkten Besuchern unter einem Vorwand vergiftete Getränke angeboten hatte. Sieben Frauen und drei Männer wurde nach dem Genuss von Schnaps oder anderen Getränken übel, einige von ihnen mussten im Krankenhaus behandelt werden. Die Berliner Polizei prüfte am Dienstag einen weiteren Verdachtsfall. Von dem mysteriösen Täter fehlt aber noch immer jede Spur.

+++ Der mysteriöse Giftmischer von Berlin +++

Erst am Sonntag hatten sich eine 31-jährige Frau und ihr 33-jähriger Begleiter bei der Polizei gemeldet, wie diese am Montag mitteilte. Ihnen habe am vergangenen Mittwoch auf dem Weihnachtsmarkt am Alexanderplatz ein Unbekannter aus seinem Rucksack kleine Schnapsfläschchen angeboten. Der Mann soll – wie auch bei den anderen bekannten Fällen – von der Geburt seiner Tochter erzählt haben.

Nach dem Trinken des Schnapses litten die beiden Angesprochenen unter Übelkeit und übergaben sich. Ins Krankenhaus mussten sie laut Polizei nicht. Erst, als die Opfer am Wochenende von den anderen Vorfällen in den Medien gehört hatten, meldeten sie sich bei der Polizei und erstatteten Anzeige.

Die Polizei geht inzwischen von ein und demselben Täter aus. „Obwohl der Täter bei der jüngsten Tat am Samstag ein Kostüm getragen hat, stimmt die Beschreibung in vielen Punkten mit der der anderen Opfer überein“, sagte eine Polizeisprecherin auf dapd-Anfrage.

Rundliches Gesicht und mit Rucksack unterwegs

Der Verdächtige, von dem laut Polizei weiterhin jede Spur fehlt, soll etwa 1,80 Meter groß sein, kurze dunkelblonde Haare haben und Hochdeutsch sprechen. Einige Opfer berichteten übereinstimmend von einem dunklen Rucksack. Außerdem habe der Mann ein rundliches Gesicht.

Zuletzt fiel dem Giftmischer eine 15-Jährige zum Opfer. Das Mädchen hatte am Samstagabend auf dem Markt am Einkaufszentrum Alexa Schnaps aus einem Pappbecher getrunken, den ihr ein als Weihnachtsmann verkleideter Unbekannter angeboten hatte. Daraufhin musste sie sich übergeben und litt unter Erinnerungslücken. Weitere solche Vorfälle ereigneten sich am Mittwoch und Donnerstag auf den Weihnachtsmärkten an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Charlottenburg, am Opernpalais und am Alexanderplatz in Mitte.

Keine Auskunft über genaue Substanz

Möglicherweise mischte der Täter dem Schnaps Liquid Ecstasy bei. Diese sogenannten K.O.-Tropfen können schon bei geringer Überdosierung und insbesondere in Kombination mit Alkohol zu Vergiftungserscheinungen führen. Die Polizei bestätigte am Montag lediglich, dass es sich um eine Substanz „ähnlich von K.O.-Tropfen“ handele. „Was sich genau in den Fläschchen befand, werden wir aus ermittlungstaktischen Gründen nicht bekannt geben“, sagte die Polizeisprecherin auf dapd-Anfrage.

Die Polizei warnt dringend davor, von Fremden angebotene Getränke anzunehmen und zu trinken. Nach dem Konsum des vergifteten Schnapses traten bei den Opfern bislang Übelkeit, Krampfanfälle oder Bewusstseinsstörungen auf. Zwei junge Frauen fielen in Ohnmacht und mussten zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Keines der Opfer war älter als 33 Jahre.