Normal ist ein Geburtsgewicht von 3,5 Kilo. Laut Charité ist in Deutschland niemals zuvor ein so schweres Kind ohne OP zur Welt gekommen.

Berlin. „Ali“, „Mahdi“, „Chaalam“, „Hassan“, „Hussein“, „Hadi“, „Fatma“, „Abbes“, „Zulfika“, „Miriam“, „Sara“, „Hwaraa“, ... Für den Namen ihres Kindes Nummer 13 mussten Elfi und Mohamad Yagi dann doch etwas nachdenken. „Jawad“, fällt dem Papa ein. Nummer 14. geht wieder problemloser über die Lippen, schließlich ist der Wonneproppen ganz frisch auf der Welt und darf sich rühmen, das schwerste jemals in Berlin registrierte Neugeborene zu sein – „Jihad“, sechs Kilogramm

Es ist Freitagmittag in der Frauenklinik des Virchow-Klinikums der Charité. Jihad liegt auf dem Arm seiner 40jährigen Mama, die erschöpft, aber glücklich über das kleine Wunder berichtet. „Nach 45 Minuten war alles vorbei.“ Allerdings könne nicht von Routine gesprochen werden, selbst wenn es ihre 14. Geburt gewesen sei. „Schwer“, murmelt sie, sei es gewesen.

Bevor die Geburt am 22. November – fünf Tage nach dem berechneten Termin – begann, hatten die Ärzte 5,2 Kilogramm prognostiziert. Dass es letztlich 6.080 Gramm geworden seien, sei schon etwas ganz besonderes, sagt nun Kreißsaalärztin Elke Rodekamp. „Der Klinikrekord liegt bei 5,7 Kilogramm.“ Die sechs Kilogramm von Jihad seien sogar für ganz Deutschland herausragend, wie die Kollegen seit der Geburt bei einer eilig durchgeführten Recherche festgestellt hätten.

Zwar gab es Rodekamp zufolge in Westdeutschland einmal einen Säugling mit etwa 6,2 Kilogramm. Der Winzling musste aber mit der Saugglocke aus dem Mutterleib geholt werden. „Unser Kind jetzt ist das schwerste jemals ohne Hilfeleistung geborene“, sagt die Ärztin und fügt hinzu: „Wir sahen große Risiken. Es hätte unter anderem mit der Schulter stecken bleiben können.“ Zum Größenvergleich lässt sie den frisch geborenen Antonio danebenlegen, der drei Kilogramm wiegt.

Die Verletzungsgefahr bei Jihad sei für die Mutter groß gewesen. Trotz der Risiken, über die die 13-fache Mutter Elfi Yaghi vorab belehrt worden sei, habe diese auf einen Kaiserschnitt verzichtet. „Aber ohne die vielen Vorgeburten wäre das nicht gut gegangen“, betont Rodekamp.

Zugute kam Frau Yaghi auch, dass sie von Natur aus eine sehr kräftige, übergewichtige Frau ist. Das 13. Kind brachte sie erst 2010 ebenfalls im Virchow-Klinkum zur Welt. Damals soll sie 240 Kilogramm gewogen haben.

Nun machen sich die Yaghis über ihre Wohnsituation Gedanken. Mit ihrer seit 1992 geborenen Kinderschar wohnen sie zur Zeit in einer 136-Quadratmeter-Wohnung auf sechs Räume verteilt. Für mehr fehle das Geld, sagen sie. Die gebürtige Ostberlinerin und ihr aus dem Libanon stammender Mann sind vollauf mit der Kindererziehung beschäftigt und müssen daheim bleiben. Trotzdem warteten die Geschwister gespannt auf das Jüngste, sagen sie. Bereits am Freitagnachmittag sollte es wieder nach Hause gehen, zu neun Brüdern und vier Schwestern.

Der Name orientiere sich übrigens nicht am sogenannten Heiligen Krieg, sagt Vater Mohamed noch. Im Zusammenhang mit Geburt, Leben und Mutterschaft bedeute es, seine Pflicht (gegenüber Allah) zu erfüllen.

Einen grundsätzlichen Dämpfer erfährt die Euphorie von Frauenärztin Rodekamp. Wenn Jihad jetzt schon ein überdurchschnittliches Gewicht habe – wie übrigens vier seiner Geschwister bei der Geburt auch – werde sich das später kaum noch ändern. „Das Kind hat ein große Hypothek fürs Leben“, sagt sie mit ernster Miene. Die Gefahr von Diabetes bestehe.