Nach den ersten Meldungen über einen Ölteppich vor Brasiliens Küste sind das Ausmaß des Umweltschadens und dessen Ursache weiter unklar.

Rio de Janeiro. Vor der Küste Brasiliens kommen die Arbeiten zur Versiegelung eines lecken Bohrlochs in 1200 Metern Tiefe voran. Der US-Konzern Chevron habe die erste Phase der Zementierung erfolgreich abgeschlossen, berichtete Brasiliens Nationale Erdölagentur (ANP) am Donnerstag (Ortszeit) nach Auswertung von Unterwasseraufnahmen. Über die Menge des ausgetretenen Öls gibt es indes sehr unterschiedliche Schätzungen, die von 2300 Barrel bis zu 15.000 Barrel (rund 2,3 Millionen Liter) reichen.

ANP-Generaldirektor Haroldo Lima schloss einen technischen Fehler als Ursache der Umweltverschmutzung nicht aus und verwies auf die Möglichkeit hoher Strafen. „Priorität hat jetzt, das Entweichen des Öls unter Kontrolle zu bringen. Die Zementierung des Bohrlochs geht in vier Etappen vor sich, und die erste ist erfolgreich abgeschlossen“, sagte er der „Agência Estado“. Das Ölleck war am 7. November in der Nähe des Ölfeldes Frade im Campos-Becken im Atlantik rund 370 nordwestlich Rio de Janeiros erstmals bemerkt worden.

Der Grünen-Abgeordnete Sarney Filho beschuldigte den Chevron-Konzern, der 51,7 Prozent an Frade hält, den Vorfall verharmlosen zu wollen. „Wir wissen, dass das Leck so klein nicht ist, wie Chevron das sagt. Es müssen schon um die 2300 Barrel (von je 159 Liter) ausgelaufen sein“, sagte der Politiker, der eine Anhörung zu dem Vorgang im Parlament ankündigte. Nach Angaben des US-Geologen und Gründers der US-Umweltorganisation Skytruth, John Amos, könnten sogar bis zu 15.000 Barrel ausgetreten sein.

Amos war es, der 2010 auch die Ausmaße der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko anhand von Satelliten-Bildern analysierte. Damals waren schätzungsweise 780 Millionen Liter Öl ins Meer geflossen. „Wir haben Satelliten-Bilder der Nasa ausgewertet, die den Ölfleck auf dem Meer zeigen“, sagte er der Zeitung „Globo“ (Freitag). Die Bilder stammten vom 9. und 12. November. „Auf der Basis der Größe des Ölstreifens in diesen zwei Momenten schließen wir, dass der Austritt des Öls in diesem Zeitraum bei 3738 Barrel pro Tag gelegen haben muss, also etwa 15.000 Barrel insgesamt.“

Chevron selbst hatte die Menge austretenden Öls zunächst auf etwa 330 Barrel Öl pro Tag geschätzt. Der inzwischen offenbar geschrumpfte Ölteppich treibt rund 120 Kilometer vor der Küste Brasiliens. Das Ölfeld Frade produziert täglich 79.000 Barrel Öl. Chevron ist mit 51,7 Prozent daran beteiligt, die staatliche Petrobras hält 30 und ein japanischen Unternehmen 18,3 Prozent der Anteile. Vor Brasiliens Küste wurden in den vergangenen Jahren immer wieder große Ölvorkommen entdeckt, die aber in mehreren Kilometern Tiefe liegen.