Überladene Schulbusse sind in China üblich. Es kommt zu Unfällen, weil die Fahrzeuge schlecht gewartet und häufig viel zu schnell unterwegs sind.

Peking. Beim frontalen Zusammenstoß eines überladenen Schulbusses mit einem Lastwagen sind am Mittwoch im Westen Chinas 18 Kindergarten-Kinder ums Leben gekommen. Wie ein Sprecher der Rettungskräfte mitteilte, wurden auch der Busfahrer und ein Betreuer aus dem Kindergarten getötet. Der Minibus hatte nach den Angaben neun Sitze, war aber vollgestopft mit 62 Kindern, als sich der Unfall nahe der Stadt Qingyang in der Provinz Gansu ereignete. Die Behörden sahen die Überladung als Ursache des Unglücks an, wie die amtliche Agentur Xinhua berichtete. Durch den Aufprall wurden die Front des Busses auf die Sitze geschoben, das Dach aufgerissen und die Seiten eingedrückt. An dem Lastwagen entstand nur geringer Schaden.

Bus fuhr zu schnell auf falscher Seite

Der Bus war unterwegs zum Kindergarten "Kleiner Doktor" in einem Vorort von Qingyang. Ein Sprecher der Rettungskräfte sagte, er sei mit hoher Geschwindigkeit auf der falschen Straßenseite gefahren. Die beiden Insassen des ebenfalls zu schnellen Lastwagens wurden demnach nicht verletzt, sein Fahrer festgenommen.

"Dieser Unfall legt Rückschlüsse auf die Probleme der Behörden bei der Überwachung der Sicherheit in Schulen nahe", sagte Liu Shanying, ein Experte für öffentliche Verwaltung in der staatlichen Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften. "Zuständig sind die Behörden für Erziehung, Verkehrssicherheit und Arbeitssicherheit. Sie alle sind schuld daran. Sie alle sollten zur Rechenschaft gezogen werden", fügte Liu hinzu.

Überladene Schulbusse sind in China üblich. Häufig kommt es zu Unfällen, weil die Fahrzeuge schlecht gewartet und die Fahrgewohnheiten unangemessen sind. Zusammenstöße gehören zum Alltag, weil die Sicherheitsstandards nicht an die im Wirtschaftsboom rasch wachsende Verkehrsdichte angepasst wurden.

Das Staatsfernsehen berichtete über einen achtsitzigen Schulbus, der im September mit 64 Vorschulkindern an Bord angehalten wurde. Das Unglück vom Mittwoch war eines der schwersten in China in den vergangenen Jahren. Im Dezember 2010 waren 14 Kinder ums Leben gekommen, als ihr Bus bei starkem Nebel nahe der Stadt Hengyang in Zentralchina in einen Fluss stürzte.

Blogger sehen USA als Vorbild

Der Unfall löste eine Flut von 800.000 Beiträgen in chinesischen Internetblogs aus. Der Zorn dort richtete sich vor allem gegen die Verteilung der Staatsausgaben. Viele Vergleiche mit der Qualität von US-Schulbussen wurden angestellt. Einige hängten ein Foto eines Unfalls in Indianapolis an, bei dem ein schwerer Hummer-Geländewagen von einem Schulbus plattgedrückt worden war. "Schaut auf die amerikanischen Schulbusse", lautete ein Kommentar dazu, "bei unseren Schulbussen wird mit dem Leben der Kinder unverantwortlich umgegangen."

Zhang Zhen, Redakteur der populären Zeitung "Dahe Bao", forderte in einem Blog, dass die Regierung Ausgaben für Überseereisen, Autos und Empfänge umschichten solle, um den Schulen in armen Regionen sichere und geräumige Schulbusse zu verschaffen.

Peking hatte in einer konzertierten Anstrengung das öffentliche Erziehungssystem wieder hergestellt, das nach dem Kollaps der Planwirtschaft in den 90er Jahren zusammengebrochen war. Die Ausgaben dafür stiegen stetig, allein in diesem Jahr um 16 Prozent auf 296 Milliarden Yuan (35 Milliarden Euro). Doch die Gesamtzahlen verschleiern eine ungleiche Verteilung. Ländliche Gebiete und Kleinstädte wie Qingyang erhalten nur wenig. Einige Lokalbehörden sind dazu übergegangen von Eltern zusätzliche Schulgebühren zu verlangen, um die Lehrer bezahlen zu können.

Der Kindergarten "Kleiner Doktor" aber gehört gar nicht zum öffentlichen Sektor. Er wurde nach Angaben der Erziehungsbehörde der Region Zhengning für die Kinder auf den Bauernhöfen privat betrieben.