Den letzten Kampf gegen den Krebs konnte Boxlegende Joe Frazier nicht gewinnen. Muhammad Ali würdigt seinen größten Gegner.

Philadelphia. Er mochte Muhammad Ali, 69, nicht, aber seine Karriere war untrennbar mit der des Großmauls verknüpft. Der einstige Boxweltmeister Joe Frazier, der in der Nacht zu gestern in seinem Haus in Philadelphia (US-Staat Pennsylvania) im Alter von 67 Jahren starb - nur wenige Wochen nachdem bei ihm Leberkrebs diagnostiziert worden war -, zählt zu den Helden seines Metiers. Das hat auch Ali anerkannt. "Die Welt hat einen großen Champion verloren", würdigte er einen seiner größten Gegner.

Nach dem "Kampf des Jahrhunderts" war Alis Mythos zerstört

Als Frazier den selbst ernannten Größten des Boxens im März 1971 auf die Bretter schickte, tobte der ausverkaufte Madison Square Garden in New York. Nach dem Punktsieg im "Kampf des Jahrhunderts" war Alis Mythos, der des Unbesiegbaren, zerstört.

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Sagt man Frazier, denkt man an Ali, an die drei Kämpfe gegen "The Greatest" und an den legendären Sieg. "Ich werde mich immer mit Respekt und Bewunderung an Joe erinnern", ließ Ali, der unter Parkinson leidet, mitteilen. Auch der amtierende Champion Vitali Klitschko, 40, ist bestürzt: "Mein Bruder und ich sind sehr traurig über den Tod von Joe Frazier. Seine drei Kämpfe gegen Muhammad Ali gehören zweifellos zu den Klassikern der Sportgeschichte." Fraziers Markenzeichen war, niemals aufzugeben. Viermal verteidigte er den WM-Titel, 32 seiner 37 Profi-Kämpfe gewann er. Rund 300 Millionen Zuschauer sollen am 1. Oktober 1975 das dritte Duell mit Ali, den "Thrilla in Manila", an den TV-Schirmen verfolgt haben.

Der Kampf, der als eines der besten Schwergewichtsduelle in die Geschichte des Boxens einging, war ein Straßenfeger, wie ihn das Profiboxen bis heute nicht mehr erlebt hat. "Natürlich bin ich nachts aufgestanden. Das konnte man sich nicht entgehen lassen. Ich habe sehr für Frazier geschwärmt. Seine Kämpfe waren spektakulär", sagte Jean-Marcel Nartz, als langjähriger technischer Leiter der Ställe Sauerland und Universum eine deutsche Boxinstanz. Ali gewann den Thriller, weil Fraziers Ecke in der 14. Runde nach einer unvergleichlichen Schlacht das Handtuch geworfen hatte. Ali gestand später, dass er aufgegeben hätte, wenn es Frazier nicht getan hätte. Er sei in dem Kampf dem Tode nah gewesen.

Während Ali, der wegen Kriegsdienstverweigerung zur einer Gefängnisstrafe verurteilt worden war, den Vietnamkrieg der USA geißelte, hielt sich Frazier mit politischen Bekundungen zurück. So wurde ihm, dem Schwarzen aus South Carolina, unterstellt, ein Steigbügelhalter der weißen Herrschaftsschicht zu sein. Die Weißen hingegen würdigten ihn als "guten Neger".

Frazier, der schon als 15-Jähriger das ärmliche Elternhaus, die elf Geschwister und die rassistische Kleinstadt Beaufort in Richtung Philadelphia verlassen hatte, lernte das Boxen in einem Schlachthof. Als Arbeiter dort, schlug er nach eigener Aussage stundenlang und unermüdlich im Kühlhaus auf Rinderhälften ein. Hollywood-Star Sylvester Stallone baute das später in seinen Film "Rocky I" ein.

Der mit 1,81 Meter eher kleine Schwergewichtler Frazier galt als zähe Kampfmaschine, weil er sich in geduckter Haltung in seinen Gegner förmlich hineinkeilte und so die Rivalen zermürbte. Was Ali später zu dem Eingeständnis bewegte: "Jeder Schlag, den ich von ihm einstecken muss, ist ein Schritt auf dem Weg zu meinem Grab." Sein Dauerfeuer im Ring verhalf Frazier, dem man Bescheidenheit und Solidität nachsagte, zum Kampfnamen "Smokin' Joe"; denn Trainer Eddie Futch forderte stets, die Handschuhe qualmen zu lassen. Ex-Weltmeister George Foreman, 62, meinte: "Sprechen Sie über Joe Louis, über Muhammad Ali, auch über mich, aber Tatsache ist: Es gibt nur einen 'Smokin' Joe'."

Als Rocksänger blieb Frazier der Erfolg versagt

Frazier, der sich sogar glücklos als Sänger der Rockgruppe The Knockouts versuchte und mit vier Frauen elf Kinder hatte, kann für sich in Anspruch nehmen: Es gab nur sehr wenige Rivalen, die ihn bezwingen konnten. Zweimal schaffte das Ali, zweimal George Foreman. Und zuletzt der Krebs.