Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Es war die Zeit der epischen Ringschlachten, für die sich deutsche Fernsehzuschauer noch mitten in der Nacht aus den Betten quälten. Ehrliche Duelle, bei denen die besten Boxer der Welt noch über unmenschliche 15 Runden die hohe Kunst des Faustkampfs zelebrierten. Und Joe Frazier war einer von ihnen.

Jetzt hat der amerikanische Schwergewichtler seinen letzten Kampf gegen den Krebs verloren. "Smokin' Joe", wie alle den stets unter Volldampf stehenden Weltmeister nannten, wurde 67 Jahre alt.

Sein Platz in der Sportgeschichte ist ihm gewiss, auch wenn ihn viele nur über Muhammad Ali definieren. Immerhin war Frazier der Mann, der als Erster den "Größten" besiegte und ihn mit einem linken Haken in den Ringstaub schickte - auch wenn er später noch zweimal nach erbitterten Prügeleien um Leben und Tod gegen Ali als Verlierer den Ring verließ. Zwei Männer, die sich abgrundtief hassten und die politisch aufgeheizte Stimmung der frühen Siebziger zwischen den Seilen abbildeten. Auch die Zuschauer teilten sich in zwei Lager. Die einen wollten den Aufrührer Ali ewig tanzen sehen, die anderen hofften, dass die linientreue Dampframme Frazier dem Selbstdarsteller endlich das Maul stopfte.

Das Ballyhoo, der Zirkus rund um den Kampf, war Fraziers Sache nicht. Er ließ lieber seine Fäuste sprechen und gab sich bedingungslos dem Kampf hin, auch gegen überlegene Gegner. Dafür liebten ihn die Fans.

Dieser Mann war nicht der, aber einer der Größten.