Der Kleinstadt Pfaffenhofen in Bayern ist so “lebenswert“ wie kein anderer und wurde von der Uno ausgezeichnet. Was macht ihn besonders?

Pfaffenhofen. Auf den ersten Blick ist Pfaffenhofen an der Ilm eine ganz normale Kleinstadt. Die Johannes-Kirche steht noch im Dorf, nämlich am Marktplatz, wenngleich sie auch nicht die für die Region typische Zwiebelkuppel hat. Nicht einmal der Name Pfaffenhofen ist in Deutschland einmalig. Es gibt drei weitere Orte, die sich nach dem Pfaffen, also dem abfälligen Namen für Geistliche, benennen. Und doch ist das oberbayerische Pfaffenhofen etwas Besonderes - die "lebenswerteste Kleinstadt der Welt". Der 24.000-Einwohner-Ort 50 Kilometer nördlich von München erhielt bei der Verleihung der "International Awards for Liveable Communities" (LivCom Awards) im südkoreanischen Seoul den ersten Preis in der Kategorie für Städte von 20.000 bis 75.000 Einwohner.

Einen weiteren Preis gab es für die Umweltpolitik

Die Kreisstadt verwies das australische Mandura und das tschechische Jihlava auf die Plätze zwei und drei. Insgesamt hatten sich 376 Städte, Gemeinden, Landkreise und Regionen beworben. Einen weiteren Preis erhielt Pfaffenhofen zudem als Gewinner der Sonderkategorie "Environmental Best Practice" für sein Umweltmanagement. Pfaffenhofens Bürgermeister Thomas Herker (SPD) sprach nach der Zeremonie von einem "Doublegewinn" und einer "großen Chance für die Außendarstellung" der Stadt. Der Preis sei aber auch ein "Auftrag für die Zukunft". Herker war selbst nach Seoul gereist.

Im Rathaus der Stadt verfolgten rund 150 Menschen die Entscheidung per Live-Schaltung. Als schließlich der Sieg verkündet wurde, brach ein "Jubel wie bei einer Fußball-Weltmeisterschaft" aus, wie ein Stadtmitarbeiter berichtete. Die LivCom Awards werden seit 1997 von einer in England ansässigen gemeinnützigen Organisation vergeben. Unterstützt wird der Wettbewerb nach Angaben der Veranstalter unter anderem vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (Unep). Pfaffenhofen war der einzige deutsche Vertreter im Finale des Wettbewerbs. 2004 hatte bereits Münster die begehrte Goldmedaille geholt. Der Titel bescherte der Westfalenstadt internationale Aufmerksamkeit und neugierige Fragen, vor allem die eine: Was macht ausgerechnet diese Stadt so lebenswert?

+++ Die Heimat der IceHogs +++

Genau diese Frage stellen sich nun viele zu Pfaffenhofen. Bürgermeister Herker glaubt, dass ein ganzes Bündel seine Stadt lebenswert macht, "beispielsweise die Lebensqualität dank unserer Landschaft und den Naherholungsmöglichkeiten, die intakte Infrastruktur und das große kulturelle Angebot. Kurz: Pfaffenhofen verbindet das Beste aus Stadt- und Landleben. Und wir tun viel für eine nachhaltige Stadtentwicklung, um der Zukunft gewachsen zu sein." Das betreffe die Art und Weise der Stadtplanung. So würden zum Beispiel die Bürger dabei ganz besonders mit eingebunden. Auch auf die Erfolge im Klimaschutz ist Herker stolz und spielt damit auf die Stromgewinnung durch ein Biomassekraftwerk an. "Dabei ruhen wir uns auf dem Erreichten nicht aus, sondern arbeiten ambitioniert daran, dass Pfaffenhofen noch lebenswerter wird. In diesem Zusammenhang versprechen wir uns sehr viel von 'Natur in der Stadt', der 'kleinen Landesgartenschau', die 2017 in Pfaffenhofen stattfinden wird."

Tatsächlich begegnet einem das Besondere in Pfaffenhofen schon auf dem Marktplatz. 2009 umgestaltet, ist er ein Ort, den die Bürger annehmen. An dem im Pflaster eingelassenen Springbrunnen steht kein Schild "Betreten verboten". Kinder dürfen darin spielen und tun es auch, während ihre Mütter im Café sitzen. Überhaupt hat Wasser eine große Bedeutung für Pfaffenhofen, nicht nur wegen des Hopfenanbaus in der Umgebung. Unweit des Hauptplatzes fließt der Gerolsbach in die Ilm. Früher lieferte ein Wasserkraftwerk Strom. Nun wird das Flüsschen in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt. "Er soll für die Menschen erlebbar werden", sagt der Bürgermeister.

"Wir wollen in Sachen umweltfreundlicher Technik und Verfahren einen Schritt voraus sein", beschreibt Wirtschaftsreferent Markus Käser die Strategie für den wirtschaftlichen Standort. Entsprechend wirbt die Stadt auch um die Ansiedelung von nachhaltig wirtschaftenden Betrieben. Die Babynahrungsfirma Hipp ist schon da und beschert dem Ort Arbeitsplätze.

Das Zentrum hat sich in den vergangenen Jahren positiv verändert

Tatsächlich ist Pfaffenhofen aber durch seine Nähe und Bahnanbindung zu den Städten München und Ingolstadt sowie durch seine kurzen Wege in die Natur attraktiv. Der Pfaffenhofener Bürger Bernd Wagner: "Ich bin hier geboren. In den letzten vier bis fünf Jahren hat sich hier viel getan, etwa durch die Umgestaltung der Innenstadt. Das Zentrum ist sehr attraktiv geworden." Er fährt gern mit seiner Frau Rad in der Natur. Sie nutzt den Tennisklub. Auch der Einwohner Felix Müller schätzt die Lage zwischen den Großstädten. Ferner sei das Freizeitangebot gut. "Hier gibt es ein Jugendzentrum, eine Skaterhalle, Vereine, alles Mögliche."