Forscher belegen, wie Wolkenlöcher in Flughafennähe entstehen. Das globale Klima werde durch die Vorgänge nicht verändert.

Washington. Der Flugverkehr beeinflusst das Wetter in der Nähe von Flughäfen. Die Maschinen pflügen Löcher oder ganze Kanäle in die Wolken und lassen sie abregnen oder abschneien, wie US-Forscher jetzt erstmals nachweisen konnten. Das globale Klima werde durch diese Vorgänge nicht verändert, beruhigen die Wissenschaftler. Sie befürchten aber, dass dadurch die häufig in Flughafennähe gemessenen Wetterdaten keine verlässlichen Aussagen für eine größere Region liefern.

Dass Flugzeuge Löcher und Kanäle in Wolken erzeugen können, wird bereits seit den 1940er-Jahren beobachtet. Das Phänomen tritt in Wolken auf, die sogenanntes unterkühltes Wasser enthalten. Dieses Wasser bleibt auch bei Temperaturen von bis zu minus 40 Grad Celsius flüssig, wenn in der Wolke Kristallisationskeime fehlen, an denen das Wasser gefrieren kann. Genau solche Kristallisationskeime entstehen durch die Flugzeuge, schreiben die Forscher um Andrew Heymsfield vom Atmosphärenforschungszentrum NCAR in Boulder (US-Staat Colorado) im Fachjournal "Sciene".

Das geschieht so: Hinter einem Propeller beziehungsweise Triebwerk und über den Tragflächen eines Flugzeuges dehnt sich die Luft aus, und die Temperaturen sinken rapide um bis zu 30 Grad. Durch diesen Temperatursturz können Tropfen des unterkühlten Wassers in den Wolken spontan zu kleinen Eiskörnern gefrieren. Sind erst einige Eiskörner vorhanden, wachsen diese lawinenartig weiter, der Anteil des Wassers schrumpft, Schnee oder Regen fällt zur Erde. Dieser Prozess ähnelt dem Impfen von Wolken mit Kondensationskeimen, mit denen Wetterflieger in Trockengebieten Regen erzeugen.

Nun wiesen die Wissenschaftler in Computersimulationen nach, dass durch Flugzeuge tatsächlich Löcher in den Wolken entstehen, die sogar schnell wachsen. Dies kommt daher, dass beim Durchfliegen Wärme gebildet wird, die zu einem leichten Auftrieb in der Mitte führt. An den Rändern des Loches entstehen aber ausgleichende Abwinde, die das Loch weiter wachsen lassen.

Heymsfield und seine Mitarbeiter werteten zusätzlich Wolkenbilder aus, die am 29. Januar 2007 in Texas und benachbarten Bundesstaaten von einem Satelliten aufgezeichnet worden waren. Einige der darin befindlichen Löcher erreichten im Verlauf der vierstündigen Beobachtungszeit eine Länge von mehr als 100 Kilometern. Die Auswertung von Flugverkehrsdaten ergab, dass ganz unterschiedliche Flugzeugtypen die Wolkenlöcher entstehen lassen können, von großen Passagierjets über Militärmaschinen bis hin zu kleinen Privatflugzeugen. Ob in einer Wolke Löcher oder Kanäle entstehen, hänge von der Flugbahn des Flugzeugs ab. Wolken mit unterkühltem Wasser befänden sich im Jahresdurchschnitt fünf bis sechs Prozent der Zeit in einem Umkreis von 100 Kilometern um die großen Flughäfen. Die Forscher hatten die Wetterbedingungen an sieben Flughäfen untersucht, darunter Frankfurt, London und Paris. Die Forscher gehen davon aus, dass es in der Nähe dieser Flughäfen in kühleren Monaten häufiger regnet oder schneit.

Für Hamburg trifft das allerdings nicht zu. "Die Wetterlage tritt sehr selten auf. Das Phänomen wurde über dem Hamburger Flughafen noch nicht beobachtet", sagt Frank Böttcher, Chef des Instituts für Wetter- und Klimakommunikation. Hauptgrund sei der häufige Wind, der Wolkenlöcher über Fuhlsbüttel schnell schließe. Außerdem müsse die Wolkendecke möglichst hoch und nicht zu dick sein, um durch Flugzeuge aufgerissen werden zu können.

Böttcher kennt das Phänomen aber rund um hohe Industrieschornsteine. Die Warmluft, die sie abgeben, führt Partikel mit, die bei ruhigen Hochnebellagen im November und Dezember in der Wolke Impulse geben können. "Dann kommt es im nahen Umkreis meist zum Schneegrieseln."