Wer künftig “Wetten, dass..?“ moderiert, wollte Thomas Gottschalk auf Mallorca nicht verraten. Konkreter wird ZDF-Programmchef Bellut.

Palma de Mallorca. Mit seiner letzten Sommerausgabe von "Wetten, dass..?“ hat Thomas Gottschalk am Sonnabendabend eine Spitzenquote erreicht. Nach ZDF-Angaben schalteten im Schnitt 12,43 Millionen Zuschauer bei der Sendung ein, die live aus Palma de Mallorca übertragen wurde. Der Marktanteil lag bei 42,8 Prozent.

Die vergangene Ausgabe Ende April hatte mit 7,38 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 25,1 Prozent die schlechteste Einschaltquote in der 30-jährigen Geschichte der Show erzielt. Ab Oktober ist Moderator Gottschalk noch drei Mal mit "Wetten, dass..?“ auf dem Bildschirm zu sehen, bevor er sich von der Sendung verabschiedet.

Auf Mallorca lief der große Blonde noch einmal zu Bestform auf. Zwei Sendungen nach dem Unfall von Wettkandidat Samuel Koch zeigte sich Gottschalk gelöster denn je und flirtete in gewohnter Manier mit Gäste- und Zuschauerschar. Egal ob Dieter Bohlen oder die Hollywood-Stars Cameron Diaz und Kevin James, jeder in der Stierkampf-Arena von Palma und vor den Bildschirmen zuhause konnte sich von der Gottschalkschen Schlagfertigkeit überzeugen.

Schon der erste Auftritt war etwas Besonderes: Im hellen Sommer-Outfit ritt Gottschalk mit seiner Kollegin Michelle Hunziker auf einer Harley Davidson in die Stierkampfarena "Coliseo Balear“ von Palma de Mallorca ein. Er habe sich für jedes Jahr einen besonderen Auftritt überlegt, erläuterte Gottschalk, der in den Vorjahren bereits einen Stier in die Arena getrieben hatte und hoch zu Ross erschienen war. "Nächstes Jahr wäre dann schon der Rollator dran“, scherzte der 61-Jährige. Es war nicht die letzte "Wetten, dass..?“-Sendung mit Gottschalk, aber sein letztes Gastspiel auf der Mittelmeerinsel.

Minutenlange La Ola stoppt Gottschalk

Die Abschiedshow hielt jede Menge persönlicher Höhepunkte für den 61-Jährigen bereit, doch einen Moment schien der scheidende "Wetten, dass..?"-Moderator ganz besonders auszukosten. Bevor Schauspielerin Diaz ihren Wetteinsatz bringen konnte (was im Nachhinein übrigens gänzlich unter den Tisch fallen sollte), setzte das Publikum zu einer sponaten "La Ola" durch das Mallorcinische Rund an. Gute zehn Minuten schwappte die Welle durch die Arena, und statt die spontane Einlage einfach zu ignorieren und den Ratschlag von Assistentin Hunziker zu befolgen, einfach die nächste Wette anzukündigen, stachelte Gottschalk das völlig entfesselte Publikum zusätzlich an. "Wenn Ihr nicht sofort aufhört, singt Dieter ein Lied", mahnte der Moderator im Hinblick auf Show-Gast und "Pop-Titan" Dieter Bohlen. Was folgte, war eine Fortsetzung der Welle und laute "Dieter, Dieter"-Anfeuerungen. Genutzt hat beides nichts, die Menge beruhigte sich schließlich doch noch von selbst und "DSDS"-Juror Bohlen kam nicht in Verlegenheit, sein Gesangstalent bewerten lassen zu müssen.

Dass Gottschalk unter anderem seinen hartnäckigsten Quoten-Konkurrenten auf die Couch holte - "Wetten, dass...?" liefert sich ein Dauerduell mit Bohlens RTL-Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" - war überdies ein Indiz dafür, dass dieser Sonnabendabend dem Hünen aus München ganz alleine gehören sollte. Neben Bohlen, Diaz und James erwiesen weitere Hochkaräter wie "Die schönste Frau der Welt" Jennifer Lopez, "Top-Model"-Mama Heidi Klum und Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel die Ehre. Und am Ende der Show stieg auch noch Gottschalks Vorgänger Frank Elstner in die Arena. Der Alt-Moderator stahl Gottschalk zwar nicht die Show, aber immerhin ein wenig Sendezeit mit der Moderation der "obligatorischen" Bagger-Wette. "Du überziehst ja noch länger als ich", sagte ein zu Scherzen aufgelegte Gottschalk in Richtung Elstner. Als Gottschalk von Elstner wissen wollte, was anders gelaufen wäre, wenn er sich vor 25 Jahren zum Weitermachen bei "Wetten, dass..?" entschieden hätte, entgegnete Elstner: "Die Sendung wäre bestimmt nicht so lustig geworden, denn ich hatte nie deine Schnauze!"

ZDF-Intendant: Gespräche mit zwei Nachfolge-Kandidaten

Der Vorgänger also ließ sich am Sonnabend blicken, nur ein Nachfolger Gottschalks ist weiter nicht in Sicht. Er oder sie wisse noch gar nichts von seiner/ihrer zukünftigen Aufgabe, sagte Gottschalk lediglich geheimnisvoll.

Immerhin scheint sich der Kreis der Kandidaten zu verdichten. Er führe zurzeit mit zwei Moderatoren Gespräche, sagte ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel“. Als mögliche Kandidaten werden Entertainer Hape Kerkeling und ZDF-Moderator Jörg Pilawa gehandelt. Die Beliebtheit von Kerkeling sei gigantisch. "Und wir verstehen uns gut“, sagte Bellut. Auch bei den Lesern von abendblatt.de ist Kerkeling klarer Favorit: Fast jeder zweite User wünscht ihn sich als neuen ZDF-Moderator. Dabei hat Kerkeling eigentlich schon genug zu tun in diesem Jahr: Er bringt seine Filmkomödie "Kein Pardon“ im November als Musical auf die Bühne. Aber auch Pilawa gehöre "zur Top-Riege unserer Moderatoren", sagte der designierte ZDF-Intendant Bellut. "Ich würde ihn bei so einer Frage nie übergehen."

Über die Nachfolge von Gottschalk wolle das ZDF im Herbst entscheiden. "Danach möchten wir eine Pause einlegen, damit Gottschalks Schatten nicht zu dunkel auf dem Neuen liegt“, sagte Bellut dem "Spiegel“. "Im ersten Halbjahr 2012 wird es deshalb keine Sendung geben.“

Gleichzeitig will der ZDF-Programmdirektor darum kämpfen, dass Thomas Gottschalk dem Mainzer Sender erhalten bleibt. "Ich würde mir wünschen, dass er bei uns eine wöchentliche Late-Night-Show moderiert“, sagte Bellut. "Ich hoffe, dass Gottschalk sich für uns entscheidet. Aber offenkundig hat er ein Angebot der ARD, das eine tägliche Vorabendsendung umfasst.“ Gottschalk wolle sich wohl erst nach seinem Urlaub festlegen. Bis Anfang August müsse man aber Gewissheit haben.

Nach Gottschalks Abschied strebt Bellut einen grundlegenden Umbau der Wett-Show an. "Womöglich werden wir künftig weniger internationale Stars als Wettpaten einladen, sie sind oft austauschbar und kein tragendes Element“, sagte Bellut dem "Spiegel“. Auf jeden Fall müsse die Bereitschaft der Gäste für Spiel und Spaß wachsen. "Da muss mehr kommen als das Auf-der-Couch-sitzen und Ein-paar-Sätze-sagen.“

In der "Bild"-Zeitung hatte Gottschalk zuvor gesagt, er wolle sich in die Suche nach einem Nachfolger nicht einmischen. Den neuen Moderator bestimme das ZDF, er halte sich da raus. "Sollte ich dabei um Rat gefragt werden, sage ich meine Meinung. Ich will, dass diese Sendung ein Erfolg bleibt“, so der 61-Jährige. Zur Frage, was sein Nachfolger anders machen sollte, sagte Gottschalk: "Am besten alles.“

Gute Chancen räumen viele Jörg Pilawa ein: Er wurde gerade erst vom ZDF neu verpflichtet - und hat noch Kapazitäten. Pilawa moderiert derzeit nur die Quizshow "Rette die Million!“. Die Abendblatt-Leser sehen ihn aber eher nicht auf der Wett-Couch: Nur acht Prozent können ihn sich als Gottschalk-Nachfolger vorstellen. Nur Markus Lanz (sieben Prozent) und Michelle Hunziker (sieben Prozent) haben noch weniger Fans.

Promis beknien Gottschalk

Viele Prominente wollen auf Gottschalk auch künftig nicht verzichten. "Obwohl es andere exzellente TV-Moderatoren gibt, kann ich mir 'Wetten,dass..?' ohne Gottschalk einfach nicht vorstellen“, sagte Sänger Udo Jürgens der "Bild am Sonntag“. Auch Kulturstaatsminister Bernd Neumann meinte: "Ich wäre dafür, dass er weitermacht!“ Der 107-jährige Jopie Heesters appellierte in der "BamS“ an Gottschalks Verlässlichkeit: "Du hast mir ja zu meinem hundertsten Geburtstag versprochen, mich zu meinem hundertzehnten einzuladen. Ich hoffe, du hast das nicht vergessen.“

Auch unters Publikum in Palma hatten sich zahlreiche Ehrengäste gemischt. Unter anderem verfolgten Franziska van Almsick, Uwe Ochsenknecht, Costa Cordalis und Lena Gehrke, Germanys Next Topmodel-Gewinnerin der ersten Staffel, sowie Fußballstar Sami Khedira Gottschalks Abschieds-Sendung. Nach der Show wurde auf der Finca Son Espaces weitergefeiert. Begleitet von den elektronischen Klängen des Kölner DJ-Teams "Blank and Jones“ und einem Buffet aus spanischen und mallorquinischen Spezialitäten ließen die 1500 geladenen Gäste bis zum frühen Morgen die Highlights des vorerst letzten Sommer-Spezials Revue passieren. Nur Gottschalk selbst blieb der Party und damit dem Wirbel um seine Person fern.

Auch die Rocker von Status Quo kamen auf die Party - mit seiner Lieblingsband hatte Gottschalk zuvor zum Ende der Sendung noch "All over the World" gerockt. Die Briten hatten schon als erster Show Act das Publikum begeistert. Nach den Darstellern der "Rocky Horror Show“ als zweitem Show Act brachte Jennifer Lopez mit ihrem Auftritt Disco-Atmosphäre in die Arena.

Sowohl Popstar Lopez als auch Schauspielerin Diaz wurden per Pferdekutsche in die Arena chauffiert. Gottschalks Quoten-Rivale Bohlen ritt dagegen auf einem Pferd ein, Model-Mama Heidi Klum stöckelte auf atemberaubend hohen High Heels durch den Sand zum runden Sofa. Als Überraschungsgast erschien Komikerin Cindy aus Marzahn, der Gottschalk den Trainingsanzug öffnen durfte - worauf ein goldenes Glitzerkleid zum Vorschein kam.

Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel bretterte standesgemäß mit einem Motor-Cart in die Show. Vettel berichtete anschließend über sein Engagement für Querschnittgelähmte. "Wir selber haben unseren Samuel ja auch immer im Kopf, wenn wir von so etwas reden“, erinnerte Gottschalk an seinen Wettkandidaten Samuel Koch, der im vergangenen Jahr in der Sendung schwer gestürzt war und seitdem gelähmt ist.

Wettkönig des Abends wurde Nico Koch aus dem Allgäu, der in einem akrobatischen Akt kopfüber Stoffwürfel in ein übergroßes Cocktailglas warf. Auch Felipe Tacogdoy von den Philippinen begeisterte das Publikum, indem er Kokosnüsse mit den Zähnen schälte.

Mit Material von dpa und dapd