Der Moderator ist Winzer an der Saar. Auf der Weinbörse warb er für den guten Tropfen

Mainz. Günther Jauch, 54, hat Standdienst. Zigmal füllt er aus Weinflaschen kleine Probierschlucke in die Gläser. Der Andrang an seinem Stand auf der Mainzer Weinbörse ist groß, viele wollen den ersten eigenen Wein des Neu-Winzers kosten. "Ich mache das gerne. Mir macht das Freude", sagt Jauch, der zum Juli 2010 das Weingut von Othegraven in Kanzem an der Saar aus Familienbesitz gekauft hat. Sein Großonkel Maximilian von Othegraven hatte das Gut einst geführt. Immer wieder beantwortet Jauch auf der Fachmesse des Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) Fragen und plaudert mit Gästen an Stand fünf. Stundenlang. "Ich will alles mitkriegen."

Erst mit 40 Jahren fand Günther Jauch Geschmack am Wein

"Das ist eine faszinierende und interessante Welt, in die ich da eingetaucht bin", sagt Jauch, der bis zum 30. Lebensjahr so gut wie gar keinen Alkohol trank und erst mit 40 Jahren Geschmack am Wein fand. "Ich bin noch in der Lernphase." Auch wenn er schon selbst im Weinberg gelesen und im Keller abgefüllt hat. Der Moderator wolle noch mehr über verschiedene Weincharaktere erfahren. Seit Jauch Weingutbesitzer ist, kommt er regelmäßig mit Frau Thea, 51, in den 620-Einwohner-Ort, um nach den Reben zu sehen. Ein Ausgleich zum Fernsehen ist es auch: "Weil es völlig anders ist", sagt er zwischen rund 150 anderen VDP-Winzern.

Die Weinbauern, die in der Mainzer Rheingoldhalle stehen, müssen sich um den Verkauf ihrer Weine keine Sorgen machen. "Das ist die etablierteste Messe für den deutschen Spitzenwein", sagt VDP-Präsident Steffen Christmann. Viele der 2010er Weine seien bereits ausverkauft, bevor sie dort in die Gläser fließen. Zur Weinbörse kommen Händler, Sommeliers und Gastronomen aus verschiedenen Teilen Europas, um die rund 1200 Tropfen erstmals zu kosten. Auch Jauch ist mit seinem Verkauf zufrieden: "Es gibt da sicher auch einen kleinen Neugiereffekt."

"Man muss schon ein bisschen Ahnung haben, wenn man ein Produkt nach außen präsentiert", sagt Thea Jauch in einer Ausschankpause. Egal, ob es sich um Schrauben, Handtaschen oder Wein handele. Daher habe sie sich in den vergangenen zwei Jahren einiges an Wein-Wissen angeeignet, in Büchern und Seminaren. "Eine Kellerausbildung werde ich aber nicht machen." Ihr erster Jahrgang sei von der Qualität "toll", auch wenn er mengenmäßig nur etwa halb so groß wie sonst ausgefallen ist. Normalerweise verkauft das Weingut rund 60 000 Flaschen im Jahr.

Jauch hat den renommierten Betrieb übernommen, der ausschließlich Riesling anbaut. Seine Familie hätte ihn sonst nach gut 200 Jahren verkaufen müssen. Seine Großmutter Elsa von Othegraven war die Schwester von Maximilian von Othegraven, der einst das Gut führte - und Jauch war als kleiner Junge schon oft dort. Als neuer Chef hat er das Weingut vergrößert, und zwar um vier auf 15 Hektar. "Wir haben die Lage Herrenberg gekauft, die Anfang des 19. Jahrhunderts schon mal zum Weingut gehörte." Neu bepflanzt soll sie in drei Jahren ersten Wein bringen.

Und wie fühlt sich Jauch unter anderen VDP-Winzern aufgenommen? "Prima. Wir treffen uns auch privat." Der Verband der Spitzenwinzer sieht das genauso positiv. "Jauch ist für uns eine Bereicherung", sagt VDP-Chef Christmann aus der Pfalz.

Jauchs Riesling ist hochwertig mit exotischer Fruchtnote

Und wie schmeckt sein edler Tropfen? Weinakademikerin und Autorin Caro Maurer hat Jauchs Wein getestet und ist begeistert. "Er ist sehr gut, klassisch, schön ausbalanciert. Er hat Frucht, Säure und einen Hauch von Süße. Toll sind vor allem seine klassischen Weine." Thomas Hönigschmied, Chef-Sommelier der Lorenz-Adlon-Weinhandlung, beschreibt Jauchs Riesling als jung, qualitativ hochwertig mit einer exotischen Fruchtnote.