Elefantenbaby Kiri, Pandabärin Yan Yan, Eisbär Knut und nun Elefantenkuh Shaina Pali - jedes dieser Tiere im Berliner Zoo war plötzlich tot.

Berlin. Erneut Schock und Trauer im Berliner Zoo: Nur zweieinhalb Wochen nach Eisbärstar Knut ist am Dienstag das beim Publikum beliebte Elefantenmädchen Shaina Pali gestorben. Der Tod der fast sechsjährigen, asiatischen Elefantenkuh kam genau so schnell undüberraschend wie der des vierjährigen Eisbären. Nach einer ersten Sektion steht fest: Shaina Pali ist wie ihr älterer Bruder Kiri einem Herpes-Virus erlegen. Die Elefantin war bereits rund 2000 Kilo schwer und hatte eine Schulterhöhe von zwei Meter erreicht, galt aber noch nicht als erwachsen.

„Der Virus ist noch nicht nachgewiesen, aber die pathologischen Veränderungen im Körper von Shaina Pali legen nahe, dass es der Elefanten-Herpes war“, sagte Zoo-Tierarzt Andreas Ochs. In der Herz- wie in der Magen- und Darmmuskulatur seien die typischen Blutungen aufgetreten. Vorher habe nichts auf eine Erkrankung von Shaina Pali hingedeutet. „Der Verlauf der Virusausschwemmung ins Blut ist so rasant, dass dieser Virus in Stunden zum Tod führt“, sagte Ochs.

Der Berliner Zoo hat leidvolle Erfahrung mit dem Blitztod durch Elefanten-Herpes. Am 28. Dezember 2000 starb der erst neun Monate alte Bulle Kiri daran. Er war der absolute Publikumsliebling im Zoo. Denn er war die erste Elefantengeburt nach 62-jähriger Pause im ältesten Zoo Deutschlands. Mutter Pang Pha entwickelte jedoch für ihren Erstgeborenen keine mütterlichen Gefühle und verstieß ihn. So war Kiri der erste Elefant in Deutschland, der per Flasche aufgezogen wurde.

Die ganze Sorge der Tierpfleger gilt jetzt ihrer jüngeren Schwester, der zwei Jahre alten Ko Raya. Die Herpes-Erkrankung trifft nach Angaben von Ochs ausschließlich asiatische Elefanten. „Es wird vermutet, dass der Elefanten-Herpes-Virus von afrikanischen Elefanten stammt, diese selbst aber nicht schädigt“, so der Tierarzt.

Die jetzt noch siebenköpfige Elefantenherde werde zweimal im Jahr mit einem selbstentwickelten Immunstoff geimpft. „Gefeit gegen weitere Erkrankungen unserer Elefanten sind wir dadurch nicht. Denn der Herpes-Virus ist da, den bekommen wir nicht mehr weg“, betonte Ochs. Da Ko Raya noch zu klein sei und sich kein Blut abnehmen lasse, werde jetzt täglich ihr Kot unterm Elektronenmikroskop auf den tödlichen Erreger untersucht.

Dass sich Tierschützer jetzt noch vehementer gegen die Haltung von Wildtieren in Zoos aussprechen werden, sieht auch der Tierarzt. „Diese Diskussion liegt nahe. Doch es ist eine unglückliche Verkettung von Umständen die nichts miteinander zu tun haben“, betonte Ochs. Der weltweit bekannte Eisbär Knut war Mitte März nach einer wochenlangen Gehirnentzündung mit Muskelkrämpfen von seinem Felsen gestürzt und im Wassergraben des Geheges ertrunken. Der Virus, der die tödliche Erkrankung auslöste, ist noch unbekannt.