Der qualvolle Tod des kleinen Daniel wird öffentlich verhandelt. Die Mutter macht sich Vorwürfe. Der mitangeklagte Ex-Freund weist jede Schuld von sich.

Wuppertal. Mit der Schilderung grausiger Details hat der Prozess um den Tod des zweijährigen Daniel aus Erkrath begonnen. Die Leiche des Jungen sei übersät gewesen mit Verletzungen, erläuterte der rechtsmedizinische Gutachter am Freitag vor dem Wuppertaler Landgericht. Staatsanwältin Friedel Heuermann sagte: „Ich habe noch nie etwas so Schlimmes in meinem Leben gesehen.“ Der frühere Lebensgefährte von Daniels Mutter wies jede Schuld von sich. „Ich habe Daniel nicht verletzt, nicht geschlagen“, beteuerte der 23-Jährige. „Der liebe Gott weiß das.“ Seine Ex-Freundin bezichtigte ihn hingegen der Lüge.

Der Mann muss sich wegen Körperverletzung mit Todesfolge verantworten. Die Anklage wirft ihm vor, Daniel so lange misshandelt zu haben, bis der Junge am 12. Mai vergangenen Jahres starb. Die ehemalige Lebensgefährtin des Angeklagten steht ebenfalls vor Gericht, weil sie das brutale Treiben toleriert haben soll. “Ich habe schwere Schuld auf mich geladen“, ließ die 31 Jahre alte Frau von ihrem Anwalt verlesen. Sie selbst habe Daniel zwar kein Haar gekrümmt - aber: „Ich hätte ihn schützen müssen.“ Das habe sie versäumt, weil sie in ihren damals neuen Freund zu verliebt gewesen sei.

Das Paar hatte sich im Internet kennengelernt. Am 13. März 2010 trafen sich die beiden zum ersten Mal. Einen Tag später schliefen sie miteinander, wie die Frau sagte. Und wiederum einen Tag danach zogen sie zusammen. Ihre vier Kinder seien damit überfordert gewesen, räumte die Frau ein.

Einmal - als sie gerade nach Hause gekommen sei - habe sie Rötungen auf Daniels Haut entdeckt und ihren Freund zur Rede gestellt. Der habe eingeräumt, ihm sei die Hand ausgerutscht. Trotzdem sei sie bei ihm geblieben. Wenig später habe sie dann eine Beule an Daniels Kopf und Brandwunden am Rücken gefunden. Bewusst sei sie mit dem Jungen nicht zum Arzt gegangen - aus Angst, das Jugendamt nehme ihr das Kind weg, erzählte die Frau.

Vor Gericht brach die 31-Jährige immer wieder in Tränen aus, als man sie mit Bildern konfrontierte, auf denen Daniels Verletzungen zu sehen waren. Die schlimmsten Bilder habe man allerdings ausgespart, sagte der Vorsitzende Richter, Robert Bertling. Wie der rechtsmedizinische Gutachter erläuterte, blieb so gut wie keine Stelle von Daniels Körper unversehrt. Die Brustwarzen seien fast abgerissen gewesen. An den Genitalien hätten sich massive Einblutungen gefunden.

Der angeklagte 23-Jährige wies den Vorwurf zurück, Daniel mit kochendem Wasser verbrüht und ihm schwere innere Verletzungen zugefügt zu haben. Er machte nun seiner Ex-Freundin schwere Vorwürfe. In seiner Aussage schilderte er Daniels Familie als Hort der Gewalt.

Als er das Kleinkind zum ersten Mal gesehen habe, sei dessen Körper schon voller blauer Flecken gewesen, sagte der Angeklagte. Die beiden ältesten Kinder der Familie - zwei zehn und zwölf Jahre alte Mädchen - hätten Daniel immer wieder geschlagen, auch mit einem Gürtel. Der 23-Jährige beschuldigte auch seine ehemalige Lebensgefährtin, gewalttätig gewesen zu sein.

Anders als der 23-Jährige sitzt die Frau derzeit nicht im Gefängnis. Den beiden drohen 3 bis 15 Jahre Haft. Für das Verfahren sind zunächst vier weitere Verhandlungstage angesetzt. (dpa)