Nur zweieinhalb Monate währte das Leben des kleinen Daniel, dann starb er an einem Schädel-Hirn-Trauma. Sein Ziehvater sitzt auf der Anklagebank.

Gera. Brüche an Rippen, Schädel und Arm, blaue Flecken im Gesicht: In seinem kurzen Leben hat der kleine Daniel aus Oberweißbach bei Saalfeld viel erleiden müssen. Im Mai vorigen Jahres starb er im Alter von nur zweieinhalb Monaten an einem Schädel-Hirn-Trauma. Vor dem Landgericht Gera hat am Donnerstag der Prozess gegen seinen Ziehvater begonnen. Die Anklage wirft ihm Totschlag und Misshandlung Schutzbefohlener vor. Doch der 25-Jährige schwieg zu den Vorwürfen und äußerte sich nur knapp zu seiner schwierigen Kindheit, die er zeitweise im Heim verbracht habe. Dagegen berichtete die 27 Jahre alte Mutter unter Tränen von jenem schwarzen Tag im Mai 2010.

Laut Staatsanwaltschaft soll der 25-Jährige den kleinen Jungen mehrfach so misshandelt haben, dass dieser Brüche erlitt. Am 16. Mai - einem Sonntag - soll er ihn dann so schwer verletzt haben, dass das Kind trotz Notarzt-Einsatzes starb. Erst bei der Obduktion waren auch die Verletzungen älteren Datums ans Licht gekommen. Daraus schlossen die Ermittler, dass das Kind schon zuvor misshandelt wurde.

Daniels Mutter berichtete, dass sie den Angeklagten im Sommer 2009 via Internet kennengelernt habe. „Da war ich schon schwanger aus einer anderen Beziehung.“ Doch er sei zu ihr gezogen, habe gesagt, er wolle das Kind als sein eigenes ansehen, und war auch bei der Geburt vor knapp einem Jahr dabei. Es habe jedoch immer wieder Streit gegeben. Er habe sich mit ihrem ersten Sohn nicht verstanden und sei gewalttätig ihr gegenüber gewesen. „Er hat mich auch gewürgt, als ich noch schwanger war.“ Doch zu dem kleinen Daniel habe er sich normal verhalten, wenn sie dabei war.

Schon zwei Tage vor dem Tod des Kindes habe es einen Zwischenfall gegeben. Sie habe Bankgeschäfte erledigt, während der Mann zu Hause auf das Kind aufgepasst habe, sagte die 27-Jährige. Er habe sie angerufen und gesagt, ihm sei schwarz vor Augen geworden und Daniel sei auf eine Bettkante gefallen. Zu Hause sah sie die blauen Flecken an der Stirn des Babys und Schwellungen unter den Augen - einen Arzt rief sie dennoch nicht. „Ich hatte Angst vor ihm“, sagte die Mutter. „Er wollte nicht, dass ich zum Arzt gehe oder jemand anderes die Verletzungen sieht.“

In der Nacht zum Sonntag sei sie erst spät zu Bett gegangen, der Angeklagte habe sich noch um das Kind kümmern wollen. Er habe sie dann jedoch aufgelöst geweckt und erklärt, ihm sei wieder schwindlig geworden. Das Kind sei auf den Boden gefallen. Es habe leblos auf einem Stuhl gelegen. „Ich habe den Kleinen in den Arm genommen, sein Herz gehört und im Wohnzimmer in die Wiege gelegt“, erzählt sie mit tränenerstickter Stimme. Diesmal rief sie den Notarzt, doch die Hilfe kam zu spät.

Anders als vor Gericht hatte sich der 25-Jährige zwei Tage nach dem Tod des Jungen in einem Verhör zu den tragischen Vorfällen geäußert. Damals habe er gesagt, dass ihm schwindlig geworden und das Kind beim Füttern vom Arm gefallen sei, sagte ein Kriminalbeamter im Prozess. Dabei sei der kleine Daniel auf dem Boden aufgeschlagen. Damit das Kind wieder zu Bewusstsein komme, habe er es mit kaltem Wasser bespritzt, eine Herzdruckmassage gemacht und schließlich in Panik geschüttelt, so die frühere Schilderung des Angeklagten. Schließlich habe er seine Lebensgefährtin informiert. „Aber der geschilderte Ablauf passte nicht zu der Schwere der Verletzungen“, erklärte der Polizist mit Blick auf das Obduktionsergebnis.

Für den Prozess sind vorerst drei weitere Verhandlungstage bis Ende März geplant. Der 25-Jährige sitzt in Untersuchungshaft. Bei einer Verurteilung wegen Totschlags drohen ihm mindestens fünf Jahre Gefängnis. (dpa)