Ein Familienvater soll jahrelang seine Kinder sexuell missbraucht und zur Prostitution gezwungen haben. Das Jugendamt hat davon nichts bemerkt.

Koblenz. Das zuständige Jugendamt hat einem Zeitungsbericht zufolge von den Missbrauchsfällen eines Familienvaters an seiner Stieftochter im rheinland-pfälzischen Fluterschen nichts bemerkt. "Wir haben die Stieftochter häufiger über die Vaterschaft befragt, aber sie hat immer wieder beteuert, dass an den Vermutungen nichts dran sei", sagte der Leiter des Kreisjugendamtes Altenkirchen, Hermann-Josef Greb, der "Süddeutschen Zeitung" (Freitagausgabe). Seit Mitte 2008 sei "ein bis zwei Mal wöchentlich" eine Mitarbeiterin in das Haus der Familie gekommen.

Dem 48-jährigen Mann wird vorgeworfen, über Jahrzehnte hinweg seine leibliche Tochter und zwei seiner Stiefkinder sexuell missbraucht und zum Teil zur Prostitution gezwungen zu haben. Mit einer Stieftochter soll er acht Kinder gezeugt haben. Bekannt wurde der Fall erst jetzt. Der Beschuldigte sitzt aber seit 10. August in Untersuchungshaft. Ab Dienstag (15. Februar) muss er sich vor dem Landgericht Koblenz verantworten.

Mehrere hundert Mal missbrauchte der Beschuldigte dem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zufolge eine der Töchter. Es habe "sexuelle Übergriffe in mehr als 300 Fällen" gegeben, sagte Sandra Buhr, Anwältin der Tochter, die vor Gericht als Nebenklägerin auftritt. Die Missbrauchstaten sollen sich laut Anklage über einen Zeitraum von Herbst 1987 bis in den Sommer vergangenen Jahres erstreckt haben. Der Beschuldigte soll in dieser Zeit seine leibliche Tochter, seine Stieftochter sowie seinen Stiefsohn missbraucht haben. Die beiden Mädchen soll er zudem gegen Geld anderen Männern für sexuelle Handlungen angeboten haben. Gegen zwei dieser Männer laufen nach Angaben eines Gerichtssprechers gesonderte Verfahren, ein dritter Mann sei inzwischen verstorben. (dapd)